Magierlicht (Mithgar 08)
entgegengewirkt, aber die Mäuler von Vulgs sind verseucht, und die Wunde hat sich entzündet … Jedenfalls kam Beau noch rechtzeitig und hat mich geheilt.«
Wieder wandte sich Linde an Dediana. »Vad är güldminze?«
Dediana zuckte die Achseln und sah den Bokker an. »Was ist Güldminze?«
Beau griff in seine Tasche und zog ein kleines, silbernes Kästchen heraus, das ihm Aris damals im Ardental geschenkt hatte. Er ließ den Deckel aufspringen. »Ich habe noch mehr davon in meinem Medizinbeutel.« In dem kleinen Metallbehälter lagen mehrere Zweige der Minze.
»Ah«, sagte Dediana. »Guldgul mynta.«
Linde nickte. »Wieder war Euch Fortuna gewogen«, sagte sie zu Tipperton.
Der schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich wünschte, Sie hätte ein wenig früher gelächelt, damit gar keine Vulgs in diesem Pass gelauert hätten.«
Linde zuckte die Achseln. »Das klingt nach einer Geschichte, und da Ihr jetzt wisst, warum wir hier in Jallorby sind, wird es Zeit, dass wir herausfinden, was Euch beide mygga hierher verschlagen hat.«
Beau sah Linde an. »Mygga?«
Linde lachte. »Mücken.«
Beau grinste. »Aha, wir sind also Mücken, ja? Ich glaube, Ihr werdet überrascht sein, wenn Ihr erfahrt, was diese Mücken durchgemacht haben. Erzähl es ihnen, Tip, mach schon.«
Tipperton öffnete den Mund. »Ehm …« Hilfe suchend sah er Beau an.
»Mach schon, Tip, sag's ihnen«, drängte Beau und drehte sich dann wieder zu Linde herum. »Es ist eine ziemlich lange Geschichte, wisst Ihr.«
Dediana streckte den Arm aus und hielt ein Schankmädchen auf, das gerade vorbeiging. »Bringt uns einen vollen Krug und vier Flaschen Schnaps. Uns erwartet eine lange Geschichte.«
»Oh, mein Kopf!«, stöhnte Beau, und schützte seine Augen vor der Morgensonne, die hinter der Ölhaut vor dem Fenster schien.
Tipperton richtete sich auf und sah sich um. Er blinzelte und schnalzte mehrmals mit der Zunge, als hätte er einen unangenehmen Geschmack im Mund. Dann sah er Beau an, lachte und zuckte bei dem lauten Geräusch zusammen.
»Worüber lachst du, Wurro?«, flüsterte Beau.
»Deine Augen, Beau, deine Augen. Sie sehen aus wie zwei gelbe Löcher im Schnee.«
»Du musst das gerade sagen, mein Freund. Deine Augen sehen aus, als würdest du gleich daraus bluten.«
Tipperton stöhnte und machte Anstalten, aus dem Bett zu kriechen. Nur um sich unmittelbar darauf wieder hastig zurückzulegen. »Beau!«, zischte er. »Wir haben Gäste.«
Beau warf einen vorsichtigen Blick über den Rand des Alkovens. »Das sind … Dediana und Linde, und die Zwillinge, Irana und Ilea.«
Tipperton runzelte die Stirn. »Was sind sie …?«
»Weißt du nicht mehr, Tip? Du hast sie eingeladen, in unserem Zimmer zu schlafen, statt im Stall ihr Lager aufzuschlagen.«
»Habe ich das?«
»Das hast du.«
Tipperton presste seine Hände gegen die Stirn, während er die vier Kriegsbräute betrachtete, die auf ihren Decken auf dem Boden lagen. »Hör zu, Tip«, fuhr Beau fort. »Sie haben angeboten, uns auf ihrem Weg nach Süden nach Caer Pendwyr mitzunehmen. Sie sollten eigentlich direkt am Schwarzen Wald vorbeikommen, und wir würden weit sicherer reisen, wenn wir von einer ganzen Brigade Jordier umgeben wären. Es sind immerhin fast tausend Krieger. Außerdem sind die, mit denen wir ziehen, allesamt Kriegsbräute.«
Tipperton nickte, stöhnte, als ihm schwindlig wurde, und hielt seinen Kopf zwischen den Händen. »Oh, jetzt erinnere ich mich. Beau, diesmal werde ich dir nicht widersprechen. Wir sollten mit ihnen gehen.« Dann warf er Beau einen Seitenblick zu und runzelte die Stirn. »Aber was hat das damit zu tun, dass sie Kriegsbräute sind?«
»Na ja, Wurro, so wie ich das sehe, sind Kriegsbräute doch Nicht-Menschen.«
Als Beau seine alte Leier von »Sucht die Hilfe derer, die keine Menschen sind« anstimmte, hob Tipperton resigniert die Hände und seufzte.
An diesem Tag wehte ein warmer Wind aus südlicher Richtung, wo der Pass lag. Einige hielten das für ein gutes Omen, andere meinten, es wäre der übliche Frühlingswind. Wieder andere glaubten, dass Modru einfach nur seinen Blick abgewendet hätte und woanders hinsehe. Ob nun Omen oder übliche Jahreszeit oder Blick des Bösen, der eisige Griff des Winters zog sich jedenfalls allmählich von den Ebenen um Jallorby zurück, und unter dem schmelzenden Schnee kam dickes, gelbes Gras zum Vorschein, das darauf wartete, grün zu werden. In der warmen Luft spielten Kinder trotz des Schlamms auf
Weitere Kostenlose Bücher