Magierlicht (Mithgar 08)
schleuderte ihn auf die Veranda der Herberge. »Sieht aus wie ein ganzes Regiment. Vielleicht sind es unsere Söhne und Töchter, die aus dem Krieg zurückkehren.«
Sie ritten über die Ebene und erreichten schließlich die Straßen von Jallorby. Große Männer auf großen Pferden, aber auch Frauen, die wilden Kriegsbräute aus Jord. Vanadurin waren es, stolz und unbeugsam erschienen sie auf ihren Pferden, hielten ihre Waffen bereit, ihre Gesichter wirkten entschlossen und wurden von kupferfarbenem Haar umrahmt. Mit ihren klaren Augen blickten sie um sich, als suchten sie die Feinde des Reiches.
Die Einwohner jubelten und schrien: Harlingar! und Vanadurin! und stürmten vor, liefen durcheinander, erkundigten sich nach Nachrichten über ihre Angehörigen. Die Krieger lachten strahlend und antworteten, wenngleich sie nur wenig Neues über die Söhne und Töchter von Jallorby zu berichten wussten.
Beau zupfte an Tippertons Ärmel und streckte die Hand aus. Einer der zweirädrigen Kampfwagen kam auf sie zugerumpelt: Er wurde von vier Pferden gezogen, die nebeneinander eingespannt waren, und war mit zwei Kriegsbräuten besetzt, die eine fuhr, die andere trug einen Speer und einen Schild. Der Wagen schien aus Holz gebaut und war mit Fell bespannt, wohl einer Art Schutz. Die großen Räder hatten breite Eisenfelgen, damit sie über widriges Gelände fahren konnten, und aus den Naben ragten gefährlich wirkende Messer heraus, die sich glitzernd in der Sonne drehten. Rechts und hinten auf dem Wagen standen Speere in Halterungen, mindestens zehn oder zwölf. Und die Wurrlinge sahen eine gespannte Armbrust auf der rechten Seite des Haltegriffs.
Als sich der Wagen näherte, riss Tipperton seinen Blick von dem Gefährt los und betrachtete die Kriegsbräute, die darin fuhren. Sie trugen dunkle, glanzlose Stahlhelme. Bei einer der beiden saß ein langer, weißer Schmuck aus Pferdehaar darauf, die andere hatte die Schwingen eines Raben. Über ihren Kettenpanzern trugen sie Westen aus Schaffell und über den Schultern dicke Umhänge gegen die Kälte des Winters.
»Meiner Treu!«, stieß Beau hervor, »sehen sie nicht herrlich aus?«
Tipperton runzelte die Stirn. »Herrlich?«
»Aye, mit diesem leuchtenden roten Haar«, antwortete Beau, »und ihren feurigen Blicken.«
»Aber sie lächeln doch, Beau.«
»Sicher, jetzt. Aber ich habe mir gerade vorgestellt, wie sie wohl wirken, wenn sie über die Ebene donnern und sich auf einen ahnungslosen Feind stürzen, und die Klingen an den Rädern aufblitzen. Sie sind bestimmt mörderisch, meinst du nicht auch?«
Tipperton zuckte die Achseln. »Das nehme ich an. Jetzt jedoch wirken sie einfach nur glücklich.«
Als der Kampfwagen an den beiden vorbeirumpelte, stieß die Speerwerferin ihrer Gefährtin erstaunt den Ellbogen in die Seite und deutete auf Tipperton und Beau. Die beiden Kriegsbräute lächelten die Wurrlinge an und winkten, worauf die beiden Bokker mit eleganten, tiefen Verbeugungen antworteten.
»Dediana«, sagte sie laut, um das Stimmengewirr der Menschen zu übertönen, die sich im Schankraum des Weißen Rosses drängten.
»Ich bin Beau Darby, und das ist Tipperton Thistledown!«, schrie Beau zurück.
Dediana lächelte und deutete auf ihre Gefährtin, die gerade den gewürzten Glühwein schlürfte. »Linde.«
»Was?«
Dediana beugte sich über den Tisch. »Ihr Name ist Linde.«
»Ach so.«
Tipperton nickte. »Wir sind sehr erfreut, Euch kennenzulernen, Dediana und Linde. Aber sagt, wie steht es im Krieg?«
Dedianas Miene verfinsterte sich. »Nicht gut. Die fördömlig maskfolk sind fast bis Jordburg gekommen, bevor wir sie zurückschlagen konnten. Sie haben eine Spur der Verheerung hinterlassen: Massaker, Plünderungen, Brandschatzung …«
»Sie haben sogar Pferde geschlachtet und gefressen!« Linde knallte ihren Becher auf den Tisch.
Dediana nickte grimmig und ballte die Faust. »Gerade als wir befürchteten, die Burg würde fallen, griffen die Fjordländer sie von hinten an. Jetzt hat sich der Schwarm aufgesplittert und zieht nach Norden und Osten, Richtung Kath und Naud. Diese beiden Länder haben bisher gezögert, in den Krieg einzugreifen, aber jetzt bleibt ihnen keine Wahl mehr.«
»Nach Norden und Osten?« Tipperton runzelte die Stirn. »Es gab Gerüchte in Dendor, dass Lady Ryla meinte, Ihr würdet das Gezücht ins Nordmeer treiben. Das liegt doch im Westen, stimmt's?«
»Ich wünschte, wir könnten es nach Westen treiben, Herr Tipperton. Denn
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