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Magierlicht (Mithgar 08)

Magierlicht (Mithgar 08)

Titel: Magierlicht (Mithgar 08) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKernian
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der eisige Winter das Land noch in seinen Klauen, denn eine dicke Decke aus Weiß lag über den Ebenen, und auch der Pass nach Aven war nach wie vor durch Schnee blockiert. Modrus kalte Hand hielt die Welt umklammert … oder aber die Hand von Gyphon. Einige behaupteten, es läge an dem Steinstaub, der aus dem Himmel herabgeregnet war, dass der Frühling so lange ausblieb, während andere dies schlicht einem magischen Fluch zuschrieben. Wiederum andere meinten, sie hätten in ihrer Kindheit Winter erlebt, die ebenso lange und bitter gewesen wären. Doch was die Gerüchte über den Krieg betraf, wusste niemand in Jallorby Wahrheit von Erfindung zu unterscheiden.
    Der Frühlingstag brachte keine Erleichterung. Trotzdem versuchten in jener Nacht, lange nachdem der Sichelmond untergegangen war, zwei Wurrlinge unter dem kristallklaren Himmel das Elfenritual des Jahreszeitenwechsels zu begehen. Aber sie verwirrten sich hoffnungslos in ihren Schritten, denn es war weder Bekki, der Zwerg, da, der sie hätte führen können, noch einer der Elfen … Nur Tippertons Lied hielt sich getreu an den Ritus.
     
    Die Tage näherten sich dem April, und immer noch herrschte tiefster Winter und immer noch spielte und sang Tipperton für die Gäste des Weißen Rosses, und immer noch behandelte Beau die Kranken. Aber sie verbrachten auch viel Zeit hinter der Herberge: Beau schleuderte Kugeln auf ausgesägte Umrisse, während Tipperton sein Auge mit Pfeil und Bogen übte und auf Blätter schoss, die an Heuballen befestigt waren. Sein linker Arm war wieder so kräftig, dass er den gespannten Bogen halten konnte. Dennoch kehrte Tipperton von jeder dieser Übungen bedrückt zurück, denn das letzte Mal hatte er mit Rynna Fenrush in Caer Lindor so trainiert, in der Festung, die von den Flussleuten verraten worden war. Unter den Toten befanden sich auch alle Wurrlinge, die in der Festung gewesen waren. Nur ein paar Elfen und einer Handvoll Männer war es gelungen, dem Massaker zu entkommen. Deshalb rief es bittersüße Erinnerungen in Tipperton wach, wenn er seine Pfeile auf angeheftete Blätter verschoss, an Rynna, seine Dammia, Rynna, seine wahre Liebe, an sie und ihre kleine Flöte, an sie und ihr rotbraunes Haar, ihre bernsteinfarbenen Augen, ihr fröhliches Lächeln und ihr hitziges Temperament, an ihren sanften Blick ebenso wie an ihren heißen. Wenn die Wurrlinge von ihrem Training zurückkamen, setzte sich Tipperton still ans Feuer und schlug leise seine Elfenlaute, die ihm einen gewissen Trost zu spenden schien. Doch ob sein Herz jemals wieder heilen würde … Beau, der neben ihm saß und ihm lauschte, konnte es jedenfalls nicht sagen.
     
    Eine Woche nach dem Frühlingstag wurden die Wurrlinge kurz nach Tagesanbruch von Hornsignalen geweckt. Die Wächter der Stadt stießen in die Hörner der Schwarzochsen und schlugen Alarm. Alte, Junge, selbst Frauen griffen zu ihren Äxten und Bögen und Schwertern und stürmten auf die Straße, um die Stadt zu verteidigen. Tipperton und Beau kletterten hastig aus ihren Betten, stiegen in ihre Kleidung und packten ihre eigenen Waffen. Als sie herausgerannt kamen, sahen sie die Städter auf den Straßen stehen und aufgeregt in eine Richtung zeigen. Die beiden Wurrlinge sahen ebenfalls dorthin. Über die verschneite Ebene kam eine große, bewaffnete Streitmacht geritten. Die langen Schatten des Grimmwall verbargen allerdings, wer genau sie waren. Sie ritten jedoch zielstrebig auf die Stadt zu, und die Bürger nahmen ihre Verteidigungsstellung ein. Tipperton legte einen Pfeil auf die Sehne, während Beau seine Schleuder lud. Dann ertönte ein tiefes, lautes Hornsignal aus der Richtung der herannahenden Reiter, und die Bürger murmelten hoffnungsvoll. Denn es war das Signal, das das Horn eines Schwarzochsen gab. In diesem Augenblick fiel das Sonnenlicht durch die dichten, tief hängenden Wolken und durch ein Tal in den Bergen und beleuchtete die herannahenden Reiter. Einige der Einwohner jubelten, und kurz darauf schrien alle freudig auf, denn jetzt konnten sie die grünweißen Banner an der Lanze der Vorhut flattern sehen, und die Kampfwagen zwischen den Reitern, die auf stolzen, tänzelnden Rössern saßen.
    »Wer ist das?«, rief Tipperton einem der Einwohner zu, einem Alten, der häufig die Herberge besucht hatte und einen langen Prügel aus Feuerholz in der Hand hielt.
    »Jordische Krieger, Junge, jordische Krieger!«, erwiderte der Mann, warf einen Blick auf den Knüppel in seiner Hand und

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