Magierlicht (Mithgar 08)
den Straßen. Und überall sah man lächelnde Gesichter. Jeden Tag ritten Kundschafter der Vanadurins in die Schlucht, kehrten jedoch jedes Mal wieder mit der Kunde zurück, dass der Pass noch vom Schnee blockiert sei, obwohl er bereits ordentlich schmelze. Der milde Wind wehte eine ganze Woche lang, und nach weiteren fünf Tagen, am zehnten Tag des Aprils, legte er sich vollkommen. Trotzdem, als die Kundschafter diesmal zurückkehrten, verkündeten sie, dass der Weg nach Süden, wenn er auch beschwerlich bliebe, jetzt jedoch frei wäre.
So verließ die Brigade der Vanadurin am elften Tag des April Jallorby. Beau Darby fuhr in dem Kampfwagen, der von Dediana und ihrer Speerwerferin Linde gesteuert wurde, während Tipperton in dem Wagen der Zwillinge Ilea, der Lenkerin, und Irana saß. Die Einwohner standen an den Straßen und jubelten ihnen zu, wenngleich aus einigen Augen auch Tränen flossen.
Als der Wagen über den holprigen Weg in den Pass rumpelte, meinte Irana: »Heda, Tipperton, Ihr müsst nicht den ganzen Weg nach Süden stehen.« Sie klappte zwei gepolsterte Bretter auf, die mit Scharnieren an der Innenwand des Wagens befestigt waren, deren Armlehnen ebenfalls hochklappten, und die so zwei Sitze an den beiden Seiten des Wagens boten.
»Aber wo soll Ilea sitzen?«, protestierte Tipperton und sah die dunkelhaarige Fahrerin an.
Die drehte sich herum, richtete den Blick ihrer blauen Augen auf den Bokker und lächelte. »Keine Angst, Kleiner Mann, wir drei werden uns abwechseln. Denn ebenso wie die Beine vom Stehen müde werden, ermüdet auch der Hintern vom Sitzen, vor allem auf unebenem Gelände.«
Als sich Irana setzte, kletterte Tipperton auf den anderen Sitz und hielt sich an dem Handlauf auf dem Rand des Kampfwagens fest, um von dem Ruckein nicht heruntergeschleudert zu werden. Er drehte sich herum und sah, dass Dedianas Wagen ihnen folgte. Beau saß ebenfalls. Sein Gesicht ragte gerade so über den Handlauf hinweg. Beau grinste und winkte, Tipperton winkte ebenfalls und drehte sich dann wieder herum. So rumpelten sie in den Pass hinein, eine lange Reihe von Kriegern der Vanadurin vor und hinter ihnen.
Als sie bergauf fuhren, warf Ilea einen Blick über die Schulter zurück: »Wir sind jetzt im Grimmwall, Tipperton, wo die fördömlig maskfolk hausen. Sollte es zum Kampf kommen, werde ich für kurze Zeit langsamer fahren, damit Ihr herunterspringen könnt, denn Irana und ich können nicht richtig kämpfen, wenn Ihr uns behindert. Bringt Euch irgendwo in Sicherheit. Wir holen Euch, wenn die Schlacht vorbei ist.«
»Ihr müsst das auch mitnehmen.« Irana deutete auf Tippertons Habseligkeiten: Die Laute, die Satteltaschen und die Schlafrolle, die zusammengezurrt waren und auf denen der Bogen mit dem Köcher lag.
Tipperton nickte, antwortete jedoch nicht, als sie durch die Schlucht in das Gebirgsmassiv rollten.
Je höher sie kamen, desto kälter wurde es. In den schattigen Spalten und Klüften, in die die Sonne nicht reichte und wohin auch der warme Wind nicht gelangt war, lag noch Schnee. Schon bald bildete ihr Atem Wolken. Tipperton zog den Umhang enger um sich, während sie unaufhörlich weiterfuhren. Die Räder des Wagens fuhren gelegentlich über Schnee oder rutschten über eine Eisschicht.
Tipperton stand häufig auf und hielt sich an dem Handlauf fest, dann nahmen entweder Ilea oder Irana seinen Platz ein. Eine der beiden Zwillingsschwestern hielt selbst im Sitzen die Zügel, denn die Pferde folgten einfach dem Wagen vor ihnen und brauchten nur sehr wenig Führung. Ab und zu hielten sie an, damit die Pferde ausruhen konnten, oder aber gingen neben ihrem Vierergespann. Für Tipperton und Beau waren diese kurzen Märsche eine willkommene Abwechslung von der Fahrt in dem heftig rumpelnden Wagen. Sie marschierten durch den Schnee und schlitterten über Eisflächen. Gelegentlich kamen sie an breite Schneewehen, die den Weg versperrten. Aber da ein Viertel der Brigade vor ihnen marschierte und den Pass ebnete, waren die Schneewehen bereits niedergetrampelt, wenn die Wagen mit den Wurrlingen sie erreichten. Deshalb hatten sie nur noch wenig Mühe, sie zu überwinden.
Kurz nach Mittag erreichten sie den Grat der Schlucht und begannen ihren langen Abstieg. Dediana warf einen Blick auf den bleiernen Himmel. »Trotz des warmen Windes der letzten Woche und auch trotz Fortunas Wohlwollen wollen wir heute Nacht nicht im Pass bleiben. Denn es ist immer noch kalt, vor allem in dieser Höhe. Leicht kann
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