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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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emporstieg. Ich war allein. Diesmal blieb die Wintersonne kalt. Von der Stadt blies ein eisiger Wind herauf, der den köstlichen Duft frisch gebackenen Brotes – aber auch den Geruch der Ziegen – mit sich führte. Irgendwie störten die Ziegen mich nicht mehr. Das konnte die Folge von einem Achttag mit gebratenem, gesottenem und geräuchertem Ziegenfleisch sein, das der Koch des Autarchen mehr oder weniger gewürzt mit allerlei Beilagen serviert hatte.
    Wenigstens enthielten die Frühstücksbrötchen kein Ziegenfleisch. Ich hatte sie aus der Kantine mitgenommen, weil ich durch meine Anwesenheit dort langes betretenes Schweigen hervorrief. Jeder Wachposten schien mich anzustarren.
    Mein Balkon lag neben dem Krystals. Nur ein eisernes Gitter mit Tür trennte uns. Obwohl kein Schloss davor hing, hatte ich die Tür nicht geöffnet. Ich hatte auch Krystal noch nicht gesprochen.
    Bei meiner Rückkehr war die Sub-Kommandantin nicht in Kyphrien gewesen. Sie hatte die Unruhe, die ich herbeigeführt hatte, genutzt, um die Reste der Grenztruppen des Präfekten zu vernichten. Ohne die Unterstützung von Chaos waren die jungen gallischen Soldaten kein ebenbürtiger Gegner für die Elite, ja nicht einmal für die Außenposten. Ich hoffte, dass der redselige Shervan alles gut überstanden hatte. Allerdings war ich nicht sicher, ob ich mich gleich wieder mit ihm unterhalten wollte.
    Ich war auch nicht sicher, ob ich für ein Gespräch mit Krystal bereit war. Wie ich war auch sie nicht mehr dieselbe Person, die Recluce verlassen hatte. Wie ich hatte auch sie sich in ihren Feuern in eine andere Stahlsorte geschmiedet. Ich bezweifelte nicht, dass ihre Klinge meinem Schwarzen Stab überlegen wäre. Aber niemand war besser als Krystal, abgesehen von Ferrel, doch selbst da war ich nicht sicher.
    Justen hatte Tamra unter seine Fittiche genommen, wie ich gehofft hatte. Langsam reagierte sie. Ich hatte die beiden nur aus der Ferne gesehen, aber der Graue Magier hatte einen neuen Lehrling. Wahrscheinlich würde es beiden gut tun.
    Es klopfte.
    Eigentlich wollte ich nicht, aber dann ging ich doch zu der mit Eisen beschlagenen Tür aus Roteiche. Dem Ordnungs-Muster auf der anderen Seite nach konnte es nur ein einziger Mensch sein. Ich hob den Riegel.
    Justen stand da. »Darf ich eintreten?«
    »Sei mein Gast.« Ich spürte, dass der Graue ein bisschen misstrauisch war. All das Verbeugen ging mir mächtig auf die Nerven. Erst vor einem Achttag hatte ich Antonins weiße Feste verlassen. Man hätte denken können, ich hätte eine phantastische Heldentat vollbracht: ein paar Berge eingeebnet oder die schönste Truhe in ganz Kyphros gefertigt.
    Tollkühnheit, Glück und der Einsatz meines gesamten Könnens hatten mir Erfolg beschert, kein Vergleich zu der langwierigen mühseligen Arbeit, eine Truhe oder einen Tisch vollendet herzustellen.
    Außerdem hatte ich es beinahe unbewußt geschafft, mir gegenüber ehrlich zu sein. Ich hatte allerdings keine große Wahl gehabt, doch das war der Unterschied zwischen Antonin und mir. Auf dem Ritt zurück nach Kyphrien hatte ich die Antwort auf meine Frage herausgefunden. Wie ich mich von Antonin unterschied? Selbst Justen war anders als der Weiße Magier. Konnte ich mir vorstellen, dass Antonin mit stinkenden Schafen arbeitete? Und genau das war die wahre Sünde der Weißen Magier: Stolz! Der Hochmut, dass sie imstande wären, der gesamten Welt ihren Willen aufzuzwingen. Ohne es auszusprechen, hatte Justen mir das mit den stinkenden Schafen in Montgren klargemacht. Und ich hatte nicht einmal begriffen, was ich gelernt hatte.
    »Darf ich nun eintreten?« fragte Justen.
    »Oh, tut mir leid. Ich habe mich soeben an etwas erinnert«, sagte ich und trat beiseite.
    Ich zeigte zum Balkon.
    Wir gingen hinaus.
    »Warum geht mir jeder aus dem Weg?« Dann fügte ich hinzu: »Onkel Justen.«
    Er nickte. »War es so offensichtlich?«
    »Schon, aber ich sah es erst, als ich die Verfolgung Antonins aufnahm. Ich bin immer noch verdammt wütend auf Talryn und Recluce – und auf meinen Vater.« Das stimmte. An mir nagte, dass man mich geschickt hatte, seine Buße zu leisten. Jetzt verstand ich zwar, dass es unmöglich war, mir meine Fragen zu beantworten. Aber trotzdem hatte Recluce nicht das Recht zu derartig exzessiver Geheimhaltung.
    »Wahrscheinlich zittert Talryn in seinen Sandalen«, sagte Justen. Er klang nicht amüsiert.
    »Das bezweifle ich. Bestimmt ist er froh, mich los zu sein.« Seltsam, obwohl ich wütend war,

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