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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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so wütend war ich nun auch wieder nicht. Eigentlich machte ich mir mehr Sorgen um Gallos und Kyphros als um Recluce.
    »Darf ich dich fragen, wie …?« fragte Justen untertänig.
    »Glück, Tollkühnheit, Blödheit – die üblichen Zutaten des so genannten Heldentums.«
    »Lerris.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Gleichgewicht zwischen Chaos und Ordnung. Ganz einfach.«
    Zum ersten Mal sah ich Justen verblüfft.
    »Chaos ist sozusagen gebündelte Anarchie. Ordnung wird durch die Natur zerstreut. Sie müssen im Gleichgewicht sein. Recluce wurde stärker, indem es Candar mehr Chaos schaffen ließ. Ja, tatsächlich hat es zugelassen …« Jetzt war ich an der Reihe, den Kopf zu schütteln. »Du weißt das. Du hast es mir schließlich aufgezeigt. Ja, ich schwöre, dass du das getan hast. Aber nachdem ich Antonin stärker gemacht hatte, ihm geholfen hatte, mehr Chaos zu schaffen, blieb mir keine Wahl.«
    Jetzt schaute mich der Graue Magier schlichtweg … entsetzt an.
    Ich bemühte mich, ihm zu erklären, was er bereits wissen musste. »Ordnung kann nicht gebündelt werden, außer unter ganz besonderen Umständen. Ich meine nicht die Stärkung von bereits geordneten Menschen – oder Schafen oder Stühlen –, sondern Ordnung pur. Chaos kann das. Weil Ordnung und Chaos im Gleichgewicht sein müssen, sind die Möglichkeiten für Chaos umso größer, je stärker Ordnung in einem Gebiet zerstreut ist. Meine Bemühungen, in Gallos Ordnung zu stärken, erlaubten Antonin, mehr Chaos zu schaffen.« Mir kam noch ein Gedanke. »Ich nehme an, das bedeutete eine allumfassende Abnahme der Ordnungs-Chaos-Energien irgendwoanders. Aber das habe ich noch nicht ganz herausgefunden. Wie auch immer – sobald ich das Gleichgewicht und meinen Beitrag erkannt hatte, blieb mir keine Wahl. Ich war an der Zerstörung ebenso schuldig wie Antonin.«
    Meine Eingeweide protestierten. »Nicht ebenso schuldig«, verbesserte ich mich. »Aber ich habe dazu beigetragen.«
    Justen schüttelte den Kopf. Ich überging ihn und wollte die Frage endlich beantworten.
    »Bei Antonin legte ich nur einen umgekehrten Schild um uns, der die Energie von dem kleinen Kreis reflektierte, den ich behaupten konnte. Er nährte sich von den Chaos-Kräften in seiner Umgebung. Mit dem Schild vermochte er sich nicht mehr zu nähren, solange ich meine Ordnungs-Energie vor ihm schützen konnte.« Ich zuckte mit den Schultern. »Ohne Energie ist er schlichtweg gestorben.«
    Justen nickte. »Wie viele Menschen können einen solchen Schutzschild errichten?«
    »Wahrscheinlich jeder guter Ordnungs-Meister. Darüber habe ich nicht nachgedacht.«
    Wieder nickte er. »Wie viele Träger des Schwarzen Stabs könnten und würden ihre einzige Verteidigung angesichts der Bedrohung durch einen Weißen Magier zerbrechen?«
    »Das war einfältig, nehme ich an. Ich hatte keine Ahnung, ob es gelingen würde, aber wenn ich den Stab festgehalten hätte, wäre das auch kein Schutz für längere Zeit gewesen. Außerdem behinderte er mich. Und überhaupt hat es so im Buch gestanden!«
    »Du hast recht. Aber … seit den Zeiten vor Frven hat niemand mehr dem höchsten Chaos-Meister von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden und ihn besiegt.« Justen zeigte auf die Stadt. »Du wunderst dich, weil alle sich vor dir verneigen und deinem Blick ausweichen? Nun, das ist der Grund. Du wunderst dich, warum Talryn in seinen Sandalen zittert? Jeder Chaos-Meister und jeder Ordnungs-Meister in der westlichen Hemisphäre hat gehört, wie Antonin gestürzt ist …«
    »Das ist schön und gut, aber ich bin kein Ordnungs-Meister aus grauer Vorzeit. Ich bin sogar bereit, mich von Tamra beschimpfen zu lassen. Zumindest ist ihre spitze Zunge echt. Ich bin bereit, wieder als Schreiner zu arbeiten, denn auch das ist real.«
    Justen lächelte. »Wer sagt, dass du das nicht tun kannst?«
    »Stimmt! Der gute alte Lerris ist ja so gescheit … warum habe ich nicht von Antonins zu Unrecht erworbenen Schätzen etwas eingesteckt, ehe ich fortlief? Ich habe gerade noch drei Goldstücke im Beutel. Das reicht nicht einmal für Werkzeug.«
    »Ich nehme an, dass die Belohnung, die der Autarch dir …«
    »Noch eine Zeremonie?« Ich stöhnte. Es war schlimm genug gewesen, als sich die halbe Stadt am Tor aufgestellt und – stumm – Fähnchen geschwenkt hatte. Selbst Yelena hatte gegrinst, als sie mich ansah.
    »Diese Bürde musst du tragen. Das ist der Preis des Heldentums.«
    All das beantwortete meine Fragen nicht, aber

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