Magische Maschinen
sich, zumal er weiß, dass es doch nichts ändern würde.
»Ihr sprecht, als wären Eure Schüler meist Unruhestifter«, bemerkt Kadara ein wenig aufsässig.
»Das seid ihr alle. Ich war es auch. Normalerweise braucht es nicht nur die Ausbildung und die Theorie, sondern auch eine gehörige Portion Erfahrungen in der Welt, um einen chaotischen Unruhestifter in einen nützlichen Bürger zu verwandeln.«
Dorrin nippt am heißen Tee und verdrückt ein Brötchen.
Hegl schaut zwischen der weißhaarigen Magistra und seiner Tochter hin und her, dann wendet er sich an den Luft-Magier. »Ich frage mich …«
»Ihr fragt Euch, ob es eine gute Idee ist, mir Eure Tochter anzuvertrauen? Ich würde mich das auch fragen. Es ist keine gute Idee. Das Problem ist nur, dass die Alternative noch schlimmer wäre.« Die melodische Stimme wird hart. »Was passiert mit denen, die das Chaos bringen?«
»Sie werden in die Verbannung geschickt«, antwortet Hegl.
»Was ist im Allgemeinen der Grund, wenn jemand Chaos verbreitet?«
Der Schmied zuckt mit den Achseln.
»Unzufriedenheit und dass man mit seinem Leben unglücklich ist«, antwortet der Luft-Magier.
»Und genau an diesem Punkt muss man sich entscheiden«, bestätigt die Magistra.
»Weil ich nicht mit dem zufrieden bin, was ihr euch für mein Leben zurechtgelegt habt, muss ich all diesen Unsinn lernen und sogar in Candar studieren?« fragt Kadara.
»Nein. Du wirst genug lernen, um in Candar oder Nordla überleben zu können. Dann wirst du dich entscheiden, ob du das akzeptieren kannst, was Recluce dir zu bieten hat. Dabei bist du noch eine der Glücklichen, denn deine Eltern können sich die Akademie leisten. Die anderen bekommen oft nichts weiter als Vorhaltungen und eine Schiffspassage.«
Dorrin schaudert. Das ist etwas, das er noch nie gehört hat. Er wechselt einen Blick mit Kadara. Dann sehen die beiden ihre Väter an, aber die Männer weichen den fragenden Blicken ihrer Kinder aus.
Lortren erhebt sich. »Das war es dann. Ihr zwei könnt gehen, und ich werde den jungen Leuten ihre Zimmer zeigen.«
Die Worte klingen zwar nicht unfreundlich, aber Dorrin versteht genau, dass Lortren über seine weitere Zukunft und vielleicht sogar über sein Leben bestimmen wird.
»Wie … wo …«, stammelt der Schmied.
Lortren lächelt leicht. »Wenn Ihr sehen möchtet, wo Eure Tochter leben wird, dann kommt mit. Es ist nur eine kleine, einfache Kammer.«
Hegl folgt seiner Tochter. Dorrin sieht seinen Vater an und schüttelt den Kopf. Er wird niemals ein so großer Magier werden wie sein Vater, aber er spürt deutlich genug, dass Lortren die Wahrheit sagt.
»Ich soll nicht mitkommen?«
»Es wäre mir lieber«, bestätigt Dorrin. »Außerdem weißt du ja, wie die Räume aussehen. Hegl weiß es nicht.«
»Schweigsam, aber klug ist er, nicht wahr, Oran?« bemerkt Lortren.
»Viel zu klug, als es gut für ihn ist, fürchte ich.«
»Lebe wohl«, sagt Dorrin. Er nimmt seinen Tornister. Oran bleibt am Tisch sitzen, als die vier hinausgehen.
Lortren führt sie einen Flur hinunter, öffnet eine dunkle Eichentür und tritt auf eine überdachte Veranda hinaus. »Jenes Gebäude dort drüben.« Sie deutet auf ein zweistöckiges, mit Schiefer gedecktes Haus mit schmalen Fenstern, das ungefähr zweihundert Ellen höher am Hang steht.
Dorrin zählt die Fenster – zehn auf jeder Ebene. Wenn er die Breite des Daches richtig schätzt und auf beiden Seiten Zimmer liegen, dann müssten vierzig Schüler im Gebäude unterkommen. »Ist dies das einzige Haus, in dem die Schüler leben?«
»Nicht das einzige, aber das größte. Es ist nicht zwingend vorgeschrieben, hier zu leben, aber der Weg von Landende oder Extina bis hierher ist weit, und ihr werdet viel zu tun haben.« Lortren eilt die Treppe hinunter und läuft über den gepflasterten Weg zum Wohnhaus der Schüler. Sie rennt beinahe.
Dorrin macht schnellere Schritte, um zu ihr aufzuschließen. »Wie lange wird der Unterricht dauern? Hier, meine ich.«
Lortren lacht, ein kurzer Laut, der halb melodisch und halb wie ein Bellen klingt. »Wahrscheinlich ein halbes Jahr, aber das hängt vor allem von dir ab.«
»Und wie oft beginnen neue Gruppen …«
»Gibt es noch andere …«
Kadara und Dorrin unterbrechen sich mitten im Satz.
Sie müssen tüchtig ausschreiten, um mit der schwarz gekleideten Magistra mitzuhalten.
»Wir beginnen alle fünf oder sechs Achttage mit neuen Gruppen. Normalerweise sind immer drei oder vier Gruppen in verschiedenen
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