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Magische Verführung

Magische Verführung

Titel: Magische Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Buch ausverkauft, und so bestellte sie es an einem der Terminals. Dann nahm sie ihre Einkäufe und bewegte sich auf den Ausgang zu.
    Da fiel sie ihr ins Auge.
    Die fremde Mediale in der Kabine gleich neben der Tür. Ihr Teint war ebenso dunkelbraun wie ihre Augen. In ihrem schwarzen Hosenanzug und der weißen Bluse wirkte sie wie eine Geschäftsfrau. Andererseits kleideten sich alle Mediale in diesem Stil. Tamsyn hatte noch nie einen Vertreter dieses Volkes gesehen, der abgesehen von Weiß irgendeine Farbe getragen hätte, die nicht auf der Skala von dunkelgrau und braunschwarz lag.
    An jedem anderen Tag wäre sie weitergegangen, aber heute nicht, und der Grund war ihr selbst nicht ganz klar.
    »Entschuldigung«, sagte sie und blieb neben der Frau stehen.
    Die Mediale schaute auf. »Wollen Sie an den Terminal? In ungefähr einer Minute bin ich fertig.« Sie blickte über Tamsyns Schulter. »Es scheinen aber noch andere frei zu sein.«
    »Nein, mir geht es gar nicht um den Terminal.« Tamsyn sah sich die Frau genau an: die menschlich scheinenden Augen, die reine Haut und das glänzend schwarze Haar. Nichts an ihr deutete darauf hin, dass sie anders war, eine Mediale, Angehörige eines Volkes, das seine Gefühle ausgelöscht hatte. »Ich würde Sie gerne etwas fragen.«
    Die Fremde ließ sich die Bitte durch den Kopf gehen. »Warum ausgerechnet mich?«
    »Ich muss mit einer Medialen sprechen, und Sie sind die Einzige hier.«
    »Ihre Argumentation kommt mir logisch vor.« Mit dem Finger tippte sie auf den Bildschirm, um ihre Bestellung abzuschicken, dann wandte sie sich Tamsyn zu. »Ihre Frage?«
    »Haben Sie schon mal geweint?« Sie musste es unbedingt wissen.
    Wenn ihr die Frage seltsam vorkam, so zeigte die Mediale dennoch keinerlei Reaktion. »Selbst mein Volk hat wenig bis keine Kontrolle über physiologische Vorgänge. Wenn mir zum Beispiel ein Fremdkörper ins Auge flöge, würde mein Auge unweigerlich ein Sekret bilden, um den Gegenstand auszuscheiden.«

    Stirnrunzelnd hörte sich Tamsyn diese klinische Beschreibung einer doch so wehen Gefühlsäußerung an. »Nein, das meine ich nicht. Ich möchte wissen, ob Sie weinen?«
    Die Fremde sah sie lange an. »Sie haben sich an eine Mediale gewandt, also müssten Sie doch die Antwort längst kennen. Dennoch werde ich Ihnen antworten, da ich keine negativen Konsequenzen ersehen kann.« Sie griff nach ihrem schmalen elektronischen Notizbuch, das noch auf dem Pult neben dem Terminal lag. »Nein. Wir weinen nicht aus Angst oder Kummer, Wut oder Hass. Wir haben keine Gefühle, somit vergießen wir auch keine Tränen.«
    »Fehlt es Ihnen nicht?«, fragte Tamsyn.
    Forschend blickte die Mediale Tamsyn ins Gesicht. »Von den geplatzten Äderchen in ihren Augen und der verstopften Nase nach zu urteilen kann ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass Weinen keine angenehme Empfindung ist. Warum sollte es mir also fehlen?«
    »Aber, ich meine ... die Gefühle, vermissen Sie denn die Gefühle nicht?« Liebe und Hass, Freude und Verlangen.
    »Wie soll ich etwas vermissen, was ich nie kennengelernt habe?«, antwortete die Frau, als erklärte sich das ja wohl von selbst. »Mein Volk hat sich aus gutem Grund dafür entschieden, Gefühle auszumerzen. Gefühle machen schwach und angreifbar, wir hingegen sind stark. Deshalb sind wir auch die Herrscher über die Welt.« Mit einem kurzen Nicken verabschiedete sie sich und ging.
    Tamsyn starrte ihr hinterher.
    Die Worte der Medialen tanzten ihr im Kopf herum. Gefühle machten schwach und angreifbar. Im Bildschirm des Terminals spiegelte sich ihr müdes und abgespanntes Gesicht, und sie musste der Frau zustimmen. Einen frostigen Augenblick lang wünschte sie, sie wäre so wie diese Mediale. Kühl, beherrscht und konzentriert. Keine Bindungen, keine Hoffnungen, keine Träume.
    Und kein Nathan.
    Mit einem Mal schlug sie ihre halbgeschlossenen Lider wieder auf. »Nein«, flüsterte sie entschlossen. Eine Welt ohne Nathan wollte und konnte sie sich nicht vorstellen. Auch wenn er sie ebenso oft zum Weinen wie zum Lachen brachte, eines Tages aufzuwachen und an seiner statt nur Leere zu finden, war ein unerträglicher Gedanke.
    Tamsyn wusste nicht, warum und wie die Medialen ihre Gefühle ausgelöscht hatten, aber sie mussten schwerwiegende Gründe dafür gehabt haben. Als Heilerin fühlte sie mit ihnen, denn nie würden sie wahre Liebe erfahren, doch Tamsyn konnte ihnen nicht helfen. Nicht, wenn die Medialen verschanzt hinter

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