Magische Verführung
Langmut einer Raubkatze wartete Zach auf ihre nächsten Worte.
»Ich habe mir alles genau überlegt«, fuhr Kimberly ohne Entschuldigung fort, »damit wollte ich sichergehen, dass sie nie wieder verletzt wird. Selbst einen begnadeten Ingenieur habe ich abgelehnt, weil er oft in abgelegenen Regionen zu tun hat. Er hätte Annie in Gefahr bringen können - das zählte mehr als sein Menschsein.«
Nun sah sie ihn direkt an. »Um es klar zu sagen: Gestaltwandler gehen noch zigmal größere Risiken ein. Gefahr und Wildnis stecken schon in Ihrem Wesen.«
Ihre Offenheit machte ihn sprachlos. »Sie sind gut informiert.«
»Manche behaupten, ich würde meine Vorurteile nur rationalisieren, aber ich bin kein intoleranter Mensch.« Sie hielt seinem Blick eisern stand. »Mir geht es einzig um die Sicherheit meiner Tochter. Sie wäre fast vor meinen Augen gestorben, das möchte ich nicht noch einmal erleben.«
Seine Katze konnte keine Unaufrichtigkeit entdecken. »Ich werde sie beschützen.«
»Das glaube ich Ihnen. Mir scheint, ich habe einen entscheidenden Fehler begangen. Ich habe die ganze Zeit nur daran gedacht, dass Sie Annie in Gefahr bringen könnten, dabei habe ich übersehen, dass Raubkatzen ihre Liebsten bis auf den Tod verteidigen.« Ihre Blicke trafen sich; sie hatte Annies Augen. »Aber das war nicht der Grund für meinen Sinneswandel.«
»Ach?«
»Ihr Blick war es. Sie sehen meine Tochter so an, als wäre sie Ihr Sonnenschein.« Ihre Stimme brach. »Das wünsche ich mir für meine Tochter. Hören Sie bloß nie auf, Annie so anzusehen!«
Zach berührte sie leicht am Arm, er spürte, dass Kimberly Kildaire nur mit Mühe die Fassung bewahrte. »Ich gebe Ihnen mein Wort.«
Sie nickte kurz. »Entschuldigen Sie mich bitte, ich muss mich um die Gäste kümmern.«
Zach seufzte. Ihm und Annie stand noch ein beschwerlicher Weg bevor. Sie hatte miterleben müssen, wie ihre Mutter einen Mann liebte, der ihre Liebe ganz offensichtlich nicht in gleichem Maße erwiderte. Selbst nach dieser kurzen Begegnung war Zach klar, dass Erik Kildaire ganz in seiner Arbeit aufging, während sich bei Kimberly alles um ihren Mann drehte. Erst vor einer Stunde hatte sich Erik mit einem Küsschen und den Worten, er habe noch im Labor zu tun, von ihr verabschiedet. Die Unbekümmertheit, mit der er die Gefühle seiner Frau verletzte, hatte Zach so sehr aufgebracht, dass er nur mit Mühe einen Kommentar hatte zurückhalten können.
Von ihm hatte Annie in dieser Hinsicht nichts zu befürchten, denn hatte sich die Katze erst einmal für eine Frau entschieden, gab es kein Zurück mehr. Hingabe war bei seinesgleichen beinahe eine fixe Idee, und Zach hatte seinen Frieden damit gefunden. Aber mit Worten würde er Annie nicht überzeugen können - er würde sie streicheln und liebkosen, bis sie ihm vollkommen vertraute. Denn aus Angst verletzt zu werden, misstraute sie nicht nur der Liebe, sondern beharrte auch rebellisch auf ihre Unabhängigkeit.
Ich lebe gerne allein. Und ich habe auch nicht vor, das zu ändern.
Pech, dachte er, und seine Katze begab sich in Lauerstellung. Doch während sich das Raubtier in ihm für die Jagd rüstete, spürte er einen leisen Stich im Herzen. Er brauchte Annies Vertrauen, die Gewissheit, dass sie auf jeden Fall zu ihm käme. Und wenn nicht... Nein, dachte er und biss die Zähne zusammen, das kommt überhaupt nicht in Frage! Annie gehörte ihm. Schluss, aus, vorbei.
»Was hast du eigentlich mit meiner Mutter angestellt?«, wollte Annie wissen, als sie wieder bei ihr waren.
»Das ist mein Geheimnis.« Er schloss die Tür und folgte ihr.
Ihr Herz überschlug sich fast.
Sie würde mit ihm ins Bett gehen, mit einem Mann, den sie erst seit gestern kannte. Aber Zach war ihr überhaupt nie fremd vorgekommen. Mit ihm war alles so leicht.
Vorsicht, Annie.
Furcht ergriff sie, als das Bild von ihrer Mutter vor ihr auftauchte, wie sie ihrem Mann vorhin so traurig hinterhergesehen hatte. Stand ihr das auch bevor? Aber eigentlich spielte das keine Rolle mehr, denn sie hatte sich schon für Zach entschieden. Um den Schmerz würde sie sich später kümmern.
»Hey.« Zach umarmte sie von hinten und rieb seinen Kopf an ihrem Nacken. »Hör mit dem Denken auf.«
»Ich kann nicht anders«, flüsterte sie. »Ich bin eben nicht...« Sie biss sich auf die Lippe, suchte nach Worten, die unverfänglich klangen und nicht preisgaben, wie wichtig er in dieser kurzen Zeit für sie geworden war.
»Du bist nicht der Typ, der
Weitere Kostenlose Bücher