Magische Verführung
nur mit dem eigenen Kopf vorliebzunehmen.
Ihre Mutter strahlte, und auch Annie versuchte ein Lächeln.
»Schön, dass du da bist, Daddy!« Sie ließ sich von ihm herzlich auf die Wange küssen. Zaghafte Zuneigung keimte in ihrem Herzen auf. Mit ihrem Vater hatte sie kein solch kompliziertes Verhältnis wie zu ihrer Mutter, aber das lag vor allem daran, dass sie sich so selten sahen. Ein Schmerz anderer Art.
»Und wen haben wir hier?«, fragte er und musterte Zach von oben bis unten, dabei legte er einen Arm um seine Frau.
Annie stellte ihn vor, doch ihr Vater reagierte gar nicht, wie sie es erwartet hatte.
»Zach Quinn«, murmelte er. »Kommt mir bekannt vor. Zach Quinn. Zach ...« Der Nebel lichtete sich. »Der Zachary Quinn, der im letzten Jahr eine Studie über die Wildkatzen im Yosemite Nationalpark veröffentlicht hat?«
Zach nickte. »Ich bin überrascht, dass Sie meinen Namen kennen.«
»Nicht mein Feld«, bestätigte Mr Kildaire, »aber mein Freund Ted ... Professor Ingram war ganz begeistert davon.
Sagte, es sei eine der besten Doktorarbeiten, die ihm in seiner Laufbahn untergekommen seien.«
Zach hatte einen Doktortitel?
Warum hatte er ihr das verheimlicht? Annie hätte ihn erwürgen können, besonders da ihre Mutter sie nun mit anklagenden Blicken bombardierte. Zum Glück sagte ihr Vater in diesem Moment gerade etwas und führte seine Frau weg, so dass Annie und Zach allein waren. Sie hob eine Braue. »Hast du Geheimnisse?«
Zumindest hatte er so viel Anstand, verlegen dreinzublicken. »Ehrlich gesagt, habe ich nicht damit gerechnet, dass sich irgendjemand dafür interessiert. Du hast mir doch gesagt, deine Eltern haben mit Mathe und Physik zu tun.«
»Mein Vater weiß immer alles über jeden. Und ein Doktortitel ist schließlich ein Doktortitel.« Sie schlug ihm spielerisch gegen die Brust. »Hätte ich das gewusst, dann wäre ich wegen meiner Mutter nicht so nervös gewesen.
Gegen einen Doktor kann selbst sie nichts sagen.«
»Was deine Mutter über mich denkt, ist mir nicht so wichtig. Mich interessiert viel mehr, was du von einem Doktortitel hältst, Annie?« Schüchtern sah er sie an.
Seine Unsicherheit rührte sie. »Zach, wenn mir Titel wichtig wären, dann hätte ich den Physiker mit den drei Doktortiteln geheiratet, den meine Mutter mir ausgesucht hat, als ich zweiundzwanzig war. Oder den Mediziner, hinter dessen Namen mehr Buchstaben stehen als im Alphabet. Oder aber den Großkotz mit seinen abertausend internationalen Veröffentlichungen, der mir den ganzen Abend nur aufs Dekollete gestarrt hat.«
Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. »Der Mann hat Geschmack.«
»Hör auf, sonst werde ich wieder ganz rot.« Aber sie schämte sich gar nicht mehr, denn sie vertraute Zach.
Und dieser Gedanke jagte ihr ungeheuer Angst ein.
Aber bevor sie sich den negativen Gefühlen hingeben konnte, gab ihr Zach einen zarten Kuss auf den Mund; wie alle Gestaltwandler scherte er sich nicht darum, ob ihnen jemand dabei zusah. Als er sich von ihr löste, schmiegte sie sich an ihn; die Angst war gebannt. Vorläufig zumindest.
8
Zweieinhalb Stunden später saß Zach auf dem Balkon und trank Kaffee, während sich Annie lebhaft mit ihrer Cousine unterhielt. Annie war so wunderschön, dass er sie am liebsten sofort mit nach Hause genommen und sie dort für alle Zeit festgehalten hätte.
Leopard und Mann waren gleichermaßen besitzergreifend, das konnte er nicht ändern. Aber er würde Annie nicht einengen, ganz egal, was seine Instinkte forderten. Doch er wollte ihr sein Zeichen aufprägen - wollte sie nehmen, bis sein Geruch ihr tief in die Haut gedrungen war und niemand sein Recht auf sie in Frage stellte. Ein animalisches Bedürfnis. Dennoch war das Herz der Raubkatze oft viel reiner und ehrlicher als das des vernunftbegabten Mannes.
»Mr Quinn.«
Kimberly Kildaire stand vor ihm. »Bitte nennen Sie mich doch Zach.«
»Zach.« Sie nickte ernst. »Lassen Sie mich gleich zur Sache kommen. Ich hatte mir von Anfang an vorgenommen, sie nicht zu mögen.«
»Das habe ich mir gedacht.«
»Ich habe meine Meinung geändert.«
Fragend hob Zach eine Braue. »Mein Doktortitel?«
»Nein. In manchen Fakultäten kann jeder Affe seinen Doktor machen.« Sie warf ihm den Fehdehandschuh hin.
Und er nahm ihn auf. »Gut, dass ich ein Leopard bin.«
Der Anflug eines Lächelns erschien auf ihrem Gesicht. »Ich habe Annie immer zugeredet, einen Mann zu nehmen, der mehr Hirn- als Muskelmasse hat.«
Mit der
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