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Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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nicht fertig anziehen.«
    »Ach so. Tut mir leid.« Sie löste die Schraubstockumklammerung und lächelte mich schief an. »Manchmal muss ich einfach mein großes Mädchen in den Arm nehmen.«
    »Klar.«
    Sie ging zur Tür. »Sind ja nur noch ein paar Jahre, bis du aus dem Haus gehst. Wie die Zeit rast.« Sie schüttelte den Kopf. »Bis gleich. Hab dich lieb.«
    »Hab dich auch lieb«, murmelte ich. Ich sah in den großen Spiegel am Schrank und begann, leise zu singen:
    Geh ich jetzt runter, weil ich hungrig bin,
oder lass ich es und leg mich noch mal hin.
Ich schau es an, mein eigenes Spiegelbild,
frag mich, ob Tom mich heute lieben will.
Kann Berge versetzen und bin bereit,
lebe hier und jetzt und von allem befreit!
Vor mir liegt so viel, mal sehn, was ich erleb,
ob’s mir heute super oder mies ergeht.
Nur ein paar Schritte, dann hab ich’s geschafft,
mach einfach weiter, denn ich hab die Kraft!
Kann Berge versetzen und bin bereit.
Lebe hier und jetzt von allem befreit!
    Suse, die wieder ins Zimmer gekommen war, streckte einen Daumen hoch und kicherte: »Klingt spitze. Wir sollten echt bald ein Video von dir bei YouTube reinstellen.« Sie musterte mich von Kopf bis Fuß. »In anderen Klamotten allerdings.«
    Notiz an mich selbst: Vielleicht hilft es ja, mal die Klamotten in meinem Kleiderschrank nach Farben zu sortieren?

8. Kapitel
    Unten duftete es verlockend nach einer Mischung aus Kaffee und Kakao. Ich hatte einen mordsmäßigen Hunger und schon auf der Treppe begann mein Magen zu knurren. Tante Jenny hatte den Tisch gedeckt. Sie sieht aus wie Suses ältere Schwester und wird auch oft dafür gehalten. Sie hat auch so lange Beine und dunkelrotes Haar. Sie wirkt immer ein bisschen geheimnisvoll und niemand würde auf den Gedanken kommen, dass sie die Schwester meiner Mutter sein könnte. Die ist nämlich dunkelblond und eben eher athletisch gebaut.
    Tante Jenny ist fast so oft verliebt wie Suse und hat ständig einen anderen Freund. Manchmal bringt sie einen davon mit nach Hause (dann müssen wir unseren Kakao selbst kochen). Zum Glück bleibt aber keiner so lange, dass man sich seinen Namen merken müsste.
    Ich hatte schon die zweite Tasse Kakao getrunken und eine Scheibe Brot gegessen (das Brot backt Opa zweimal die Woche selbst), als die anderen nacheinander eintrudelten. Alle außer Opa, der ja nie vor zehn sein Zimmer verlässt. Papa goss sich eine Tasse Kaffee ein, schwarz. Ich vermied es, Greg anzusprechen, der wie immer mit halb geschlossenen Augen am Tisch hockte und, wenn wir zu laut sprachen oder lachten, zusammenzuckte, als hätte ihm jemand auf den Kopf gehauen. Tante Jenny sagt, er kann nichts dafür. Keiner würde es sich aussuchen, ein Morgenmuffel zu sein, das liege in den Genen.
    Als Suse die Treppe hinunterkam, trug sie glänzende Leggings, ein schwarzes Top, zwei Nietenarmbänder, spitze Stiefel und hatte sich zwei Zöpfe um den Kopf geschlungen. Sie sah einfach deluxe © aus. Ich beobachtete, wie sie durch die Küche ging und Wasser aus dem Wasserhahn in ein Glas laufen ließ. Suse tanzt eigentlich mehr, als dass sie geht, sie hat einen Wahnsinns-Hüftschwung. Sie warf den Kopf in den Nacken, trank das Glas mit einem großen Schluck leer und setzte sich neben mich.
    Laila hockte in ihrem Hochstuhl, betrachtete uns alle interessiert und drückte dabei beide Hände in ihren Frühstücksbrei. Dann begann sie, damit um sich zu werfen. Ein Klecks landete auf meiner Stirn. Na, großartig.
    Greg zeigte mit ausgestrecktem Finger auf mich. »Ha-ha.« Dann ließ er den Kopf wieder sinken und schaufelte Cornflakes in seinen Mund.
    »Was ist das hier eigentlich?« Tante Jenny deutete auf den Ausdruck neben Suses Teller.
    »Oh, das sind die…« Suse beugte sich vor, um den Titel abzulesen. »Das sind die drei Moiren«, sagte sie dann.
    »Moiren?«, fragte Tante Jenny. »Was ist denn das?«
    Gibt es überhaupt ein Wort, das man auf Moiren rappen könnte?, überlegte ich. Säuren . Mehr fiel mir spontan nicht ein.
    »Griechische Göttinnen«, antwortete meine Mutter. »Sie bestimmen das Schicksal der Menschen von Geburt an. Und spinnen den Lebensfaden.«
    Meine Mutter ist nicht nur athletisch und dunkelblond, sondern weiß auch auf alles eine Antwort.
    »Das mit den Griechen hab ich noch nie kapiert«, meinte Tante Jenny
    »Die spielen in deinem Job ja auch keine große Rolle«, bemerkte meine Mutter. Damit sprach sie wohl auf den Science-Fiction-Bücherladen an, in dem Tante Jenny aushalf. Weil der erst

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