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Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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kaum an. Ja gut, warum auch, sie sah mich ja ständig. Marli stellte viele Fragen, über das Essen in der Cafeteria, was wir gerade in Sport machten, blablabla. Ich glaube ja, das ist so ein rhetorischer Trick, den man in Amerika lernt. Ich dachte, mir fallen die Ohren ab. Sie wollte wissen, wo man sein Fahrrad am besten abstellen kann und ob es an unserer Schule eine Umweltgruppe gibt und einen Streitschlichter und so Sachen. Suse beantwortete jede Frage ganz ernst und irgendwann fing sie an, auch Fragen zu stellen, als wäre das ein Pingpong-Match oder so. Eines, bei dem ich nur Zuschauer war. Deswegen verdrückte ich wortlos das Brötchen, das ich mir gekauft hatte. Das Einzige, was ich zu der Unterhaltung beitrug, war, dass ich die Reste der Zitronenlimonade laut durch den Strohhalm schlürfte. Und dann setzte sich auch Alenya zu uns.
    »Warst du in Amerika auf der Highschool?«, fragte sie Marli aufgeregt. Bei ihrem Highschool-Fimmel war sie überglücklich, endlich mal jemanden kennenzulernen, der aus eigener Erfahrung erzählen konnte.
    Ich kippte gelangweilt mein Limonadenglas hin und her. Amerika, Amerika – als ob wir hier nicht auch ganz passabel leben würden und selbst nicht jede Menge spannende Themen auf Lager hätten.
    »Junior High«, sagte Marli. »Hell’s Kitchen.«
    »Höllenküche?«, fragte ich.
    »Mann«, sagte Alenya, »das ist ein Stadtteil von New York, Dumpfbacke. Sind die Schulen echt so, wie man das in all den Filmen und Serien sieht?«
    Marli überlegte einen Moment. »Eigentlich schon. Wir hatten Polizei auf den Fluren und Metalldetektoren am Eingang.«
    »Nee, echt!«, rief Alenya ergriffen. »Cool, wallah!«
    »Und jeder hat seinen eigenen Spind und Sport ist auch sehr wichtig«, fuhr Marli fort. »Basketball und Football und so. Jeder Lehrer hat sein Klassenzimmer, in das die Schüler kommen müssen. Und statt Noten von eins bis sechs gibt es A bis F.«
    »Ich weiß«, schrie Alenya verzückt. »Außer E, stimmt’s?«
    »Wieso das denn?«, fragte Suse.
    Wollte ich auch gern wissen, aber bei dem ständigen Gequatsche kam ich ja überhaupt nicht zu Wort.
    »Mit den Noten A bis D kann man bestehen. Und F bedeutet fail . Durchgefallen«, erklärte Alenya.
    »Du kennst dich ja echt gut aus«, sagte Marli grinsend.
    Alenya nickte. »Warst du auch Cheerleader?«
    Jetzt reichte es. Ich stand auf, um mein Glas zurückzubringen, und fragte: »Hey Leute, wollen wir noch auf den Schulhof? Super Wetter und so weiter?«
    Suse und Alenya sahen mich ohne großes Interesse an, als wäre ich eine Wiederholung im Fernsehen. »Gleich«, sagte Suse. »Kannst ja schon mal vorgehen.«
    Marli trank einen Schluck von ihrem ACE-Saft. Da sah ich, dass sie ihren rechten Ringfinger mit weißem Tapeband überklebt hatte, so wie Cristiano Ronaldo das immer macht. Sie war so wahnsinnig cool, dass mir die Spucke wegblieb. Plötzlich kam ich mir klein und langweilig vor, weil Suse und Alenya so an ihren Lippen hingen, und ich hasste Marli von ganzem Herzen.
    Den Rest der Pause verbrachte ich auf dem Schulhof. Allein. Düster starrte ich vor mich hin. Düster genug, dass ich auch bis zum Ende der Pause allein blieb. Selbst Henri, der auf mich zusteuerte, bog, kurz bevor er mich erreichte, doch noch scharf nach rechts ab, als hätte er es mit der Angst zu tun bekommen. Gut so. Bestimmt wollte er mich jetzt doch noch fragen, ob ich mal in seiner Band mitsingen würde. Wollte ich nicht. Ich steh nicht auf Bands. Ich bin Solistin. Ich komme wunderbar allein zurecht. Ich brauche niemanden.
    Suse war nach der Schule mit Marli abgezogen. Eis essen. Natürlich hatte sie mich gefragt, ob ich mitkomme und außerdem ist es vollkommen normal, dass wir uns auch allein mit anderen Freundinnen treffen. Aber ich hatte keine große Lust, noch mehr USA-Storys zu hören. Obwohl mich ja schon interessiert hätte, ob Marli was über die Rapperszene in New York wusste. Zu Hause angekommen hatte ich mir in der Küche die Reste vom Auflauf aufgewärmt, meine Eltern waren in der Praxis, Opa wie so oft nicht zu Hause, also schnappte ich mir nur schnell das Schmuckkästchen und kletterte damit und mit dem Mittagessen ins Baumhaus. Dort war es kühler als draußen und dunkler, die Blätter raschelten um mich herum.
    Auflauf schmeckt aufgewärmt am besten, finde ich, die harte Käseschicht krachte hübsch laut zwischen meinen Zähnen, mein Handy lag griffbereit neben mir, da Tom ja gesagt hatte, er würde sich wegen des Fleisch-Konzerts noch

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