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Magisches Spiel

Magisches Spiel

Titel: Magisches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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einen zusätzlichen Auftrag außer der Reihe, oder sie mussten seinen Termin vorverlegen. Er durfte ihr nie wieder wehtun.
    Die anderen verstanden ihn, die schrecklichen Stimmen, die ihn antrieben. Vielleicht wäre alles in Ordnung mit ihm, wenn er beim Militär geblieben wäre, aber irgendwie hatte er seine Wut nicht mehr zügeln können. Es schien, als eskalierte sie von Tag zu Tag mehr, bis er einfach nicht mehr aufhören konnte, zu toben und zu randalieren. Ein falsches Wort, und er musste auf etwas einschlagen; wenn er den Stimmen nicht gehorchte, wurde der Schmerz in seinem Kopf unerträglich. Die Befriedigung, die ihm das Gefühl verschaffte, seine Faust in Fleisch zu schmettern, war von zu kurzer Dauer. Jetzt musste er, wenn es ihn überkam, aufs Ganze gehen. Er musste jemanden finden, an dem er seine Wut auslassen konnte – aber nicht sie . Bloß niemals sie.
    Er zog sie in seine Arme, wiegte sie und versuchte sie zu trösten, versuchte sich selbst zu trösten. Er hatte Blut an den Händen – ihr Blut. Er war zu drei Beratern gegangen, aber nichts half, und schon gar nicht die Medizin, die
sie ihm verschrieben hatten. Wenn er sie noch einmal anrührte, würde er sich eine Kugel in den Kopf schießen. Er musste eine Möglichkeit finden, diese rasende Wut zu zügeln, die ihn verzehrte. Sein Kopf tat furchtbar weh, als steckte er in einem Schraubstock, der zudrückte, bis er glaubte, sein Schädel würde platzen. Da waren die Stimmen, die ununterbrochen flüsterten und ihm sagten, er sei niemand. Ein Nichts. Und diese eine Stimme, die nie Ruhe gab, keinen Moment lang.
    Angela, es tut mir so leid. Nimm Tommy junior mit, und geh zu deinen Eltern. Verdammt nochmal, verschwinde von hier, bis ich dahintergekommen bin, was mit mir los ist . Er musste die Worte laut aussprechen. Wahrscheinlich fürchtete sie sich davor, ihn zu verlassen. Und er fürchtete sich auch davor. Wenn sie fortging und er wütend wurde, dann war nicht abzusehen, was er tun würde. Er weinte lautlos, denn er hatte schreckliche Angst um sie alle. Der Schmerz in seinem Kopf war erbarmungslos, und er musste jemanden finden, auf den er einschlagen konnte, bis die Schmerzen aufhörten …
    Tansy zog die Stirn in Falten. Das schwache Raunen in seinem Kopf hatte einen vertrauten Klang. War der Puppenspieler aktiv daran beteiligt, diesen Mann zu Morden anzutreiben? Er war nicht so wie die anderen, die sie bisher aufgespürt hatte. Dieser Mann schämte sich und war verängstigt und von Gewissensbissen geplagt. Er kämpfte verzweifelt darum, dem Wahnsinn nicht nachzugeben. Er hatte eine Ehefrau und ein Kind. Er wollte niemandem wehtun, aber er konnte nicht anders. Die Stimme und der gnadenlose Druck in seinem Kopf riefen grässliche Wutausbrüche hervor. War es die Stimme des Puppenspielers?

    »Lass das sein«, sagte Kaden warnend. »Gib ihm nicht noch mehr Hinweise darauf, wie er dich aufspüren kann.« Er beobachtete ihre Augen, wie er es sonst auch immer tat. Sie entfernte sich noch weiter von ihm. Das Violett löste das Blau vollständig ab, und das Silber drang in das Violett ein, bis ihre Augen diesen eigentümlichen undurchsichtigen Schimmer angenommen hatten, der ihm deutlich zeigte, dass sie sich nur noch auf die aufgenommene Fährte konzentrierte.
    Tansy reagierte nicht und verhielt sich auch nicht so, als hätte sie ihn gehört. Ihre Aufmerksamkeit wurde jetzt vollständig von ihrer Tätigkeit in Anspruch genommen. Er konnte ihr nicht folgen, nur ihre Gedanken lesen. Sie ging dem Faden dieser Stimme nach. Er war nur schwach wahrnehmbar, hauchdünn und doch rasiermesserscharf in Skorpions Geist, verursachte ihm Schmerz und versetzte ihn durch seinen erbarmungslosen Druck in rasende Wut. Tansy verhielt sich vollkommen ruhig und ließ ihren Geist an dem Faden entlangschweifen, wobei sie sorgsam darauf achtete, dass er nicht in Bewegung kam, ehe sie den zweiten Faden gefunden hatte, der mit dem ersten verknüpft war und sie direkt zu ihrem Ziel führte.
    Eine Flut von Eindrücken brach über sie herein. Ein Schuppen. Bänke und Tische mit Schnitzwerkzeugen. Ein sitzender Mann, dessen Hände damit beschäftigt waren, die perfekte Figur zu schnitzen. Ein Meisterwerk von Museumsqualität. Kaum jemand konnte ihn beim Schnitzen an Geschicklichkeit überbieten. Jedes Detail war präzise herausgearbeitet. Er warf einen Blick auf die Exemplare, mit denen er sich umgeben hatte. Im Terrarium ein lebendiger Skorpion, der tote mit einer Nadel auf dem

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