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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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zu konzentrieren. »Zumindest über den letzten Punkt dürfte keine Unklarheit bestehen. Die Spatzen pfeifen es ja bereits von den Dächern. Das Ziel ist eine Umformung unserer Atmosphäre. Alle Berichte in Funk, Fernsehen und Presse sind sich einig. Uns steht bei anhaltender Vulkantätigkeit ein massiver Klimawechsel ins Haus. Mehr noch: Die Zusammensetzung der Atmosphäre wird sich verändern. Stickoxide und Treibhausgase werden in bisher unbekanntem Ausmaß in die Luft gepustet. Wir dürfen uns nichts vormachen: Der Mensch ist zwar ein Umweltverschmutzer erster Güte, aber gegen einen Vulkan ist er ein Waisenknabe. Ich habe mich auf meinem Rückflug eingehend informiert. Allein der Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen 1991 hat zwanzig Millionen Tonnen Schwefeldioxid in die Luft gepulvert. Das ist mehr, als die Weltbevölkerung in einem Jahr produziert. Die entstandene Wolke hat nicht nur zu einem erheblichen Anstieg des sauren Regens geführt, sondern auch zu einer messbaren Erwärmung der Erdoberfläche aufgrund der entstandenen Treibhausgase. Und der Pinatubo war nur ein
einziger
Vulkan. In der Zwischenzeit haben wir es mit Hunderten von Eruptionen zu tun. Zugegeben, nicht so gewaltig wie der Pinatubo, aber was nicht ist, kann ja noch werden. In ihrer Gesamtheit sind die Ausbrüche erschreckend. Bemerkenswert ist hierbei, dass die Menge an ausgeblasener Asche sehr gering ist. Viel zu gering für einen natürlichen Vulkanausbruch. Asche und Staub bewirken eine Verringerung der Lichtmenge, die zwangsläufig zu einer Abkühlung führt. Dass wir es hier nicht mit Staub, sondern ausschließlich mit Treibhausgasen zu tun haben, deutet darauf hin, dass dieser Prozess künstlich herbeigeführt wird. Man
will
, dass sich die Erde erwärmt. Ich sage Ihnen, es ist eine Veränderung unserer Atmosphäre im Gange, gegen die sich der Ausbruch des Pinatubo wie ein kleiner Schluckauf ausnimmt. Wenn wir nicht schnellstens etwas unternehmen, wird sich die Oberfläche der Erde in eine Ödnis verwandeln, gegen die sich der Mars wie der Garten Eden ausnimmt. Und daher möchte ich noch einmal auf die Frage zurückkommen, die ich eingangs gestellt habe. Wer könnte ein Interesse daran haben, die Lebensbedingungen auf der Erde so nachhaltig zu verändern? Sie alle säßen nicht hier, wenn Sie es nicht schon längst wüssten. Ich meine, dies hier ist ein Teil von
SETI
«, sie breitete die Arme aus. »Diese ganze Einrichtung wurde gebaut, um die Forschung nach außerirdischem Leben voranzutreiben. Und wie es scheint, haben wir endlich etwas gefunden. Oder, um es treffender zu formulieren,
wir
sind es, die gefunden wurden.« Sie griff in die Innentasche ihrer Jacke und zog ein dicht bedrucktes, schmuddeliges Stück Papier heraus, das sie seit nunmehr drei Wochen mit sich herumschleppte. Damals, als sie es zum ersten Mal gelesen hatte, hatte sie instinktiv gespürt, dass es bedeutsam war. Jetzt nahm sie das Stück Papier und legte es auf den Tageslichtprojektor, der neben dem Rednerpult stand. Die Schrift, die über ihrem Kopf erschien, war zunächst noch etwas undeutlich, doch Ella drehte so lange am Schärferegler, bis sie für alle lesbar war: Es war ein Ausschnitt aus einer Tageszeitung, der
Washington Post
vom 23 . März. Die Ränder waren von Kaffee verfärbt.
    Kosmische Katastrophe im Orion. Droht uns Gefahr?, stand da zu lesen.
    Die Leute stellten das Getuschel ein. Es gab kein Rascheln und kein Scharren mehr. Alle hielten den Atem an. Schweigen legte sich über den Saal.
    Ella hob den Kopf, und in die Stille hinein sagte sie: »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das ein Zufall ist. Sie etwa?«

37
    Z wei Stunden später war alles vorüber. Die Sitzung hatte mit vielen überraschenden Erkenntnissen geendet, und die Wissenschaftler waren an ihre Arbeit zurückgekehrt. Der neue Stoff reichte aus, um vielen von ihnen schlaflose Nächte zu bereiten.
    Ella hingegen fühlte sich erleichtert. Sie hatte sich nicht zum Narren gemacht. Ihre Theorie war erstaunlich wohlwollend zur Kenntnis genommen und mit lang anhaltendem Beifall kommentiert worden.
    Helène Kowarski hatte ihr vor versammelter Mannschaft gedankt und sich bereit erklärt, sie im Anschluss persönlich durch die Labors zu führen. Ein Angebot, das Ella begeistert annahm.
     
    Und nun war sie hier. Sie fühlte sich wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal im Leben unter einem hell erleuchteten Weihnachtsbaum stand, ein Geschenk in den Händen, die Augen

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