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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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möchten, wäre jetzt der ideale Zeitpunkt.«
    Ella schüttelte den Kopf. »Seit ich Hals über Kopf aus Sibirien geflohen bin, kann ich über nichts anderes nachdenken als über ihn – und was aus ihm geworden ist.«
    »Um Konrad brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Es geht ihm gut. Ich habe Nachricht erhalten, dass er sich auf dem Rückweg befindet. Er wird noch im Laufe des heutigen Nachmittags bei uns eintreffen.«
    Ella konnte ihre Überraschung kaum verbergen. »Heute noch? Nun, das ist –
erleichternd
. Ich freue mich zu hören, dass es ihm gut geht.«
    »War es das, worüber Sie mit mir sprechen wollten?«
    »Nicht direkt, nein.« Ella seufzte. »Es geht um die Veränderungen, die mir an ihm aufgefallen sind. Veränderungen, die ich mir unmöglich erklären und die ich auch nicht ignorieren kann. Ich muss einfach mit jemandem darüber reden.«
    Helène Kowarski schaltete den Computer aus. »Ich dachte mir schon, dass Sie irgendwann auf dieses Thema kommen würden. Das war nur eine Frage der Zeit. Aber ich wollte Ihnen nicht vorgreifen.«
    »Wie überaus rücksichtsvoll von Ihnen.« Ella erlaubte sich ein ironisches Lächeln. »Warum nur habe ich immer das Gefühl, dass alle Welt viel mehr weiß als ich? Na egal. Sprechen wir nicht von mir, sondern von ihm. Sie fragen sich doch sicher, warum wir nicht zusammen zurückgekehrt sind.«
    »Durchaus, ja«, erwiderte die alte Dame mit geheimnisvollem Blick.
    »Nun, als ich Ihnen in meiner Mail schrieb, wir hätten uns im Streit getrennt, so entsprach das nicht der Wahrheit. In Wirklichkeit ist etwas anderes vorgefallen. Etwas, für das ich bis heute keine Erklärung gefunden habe.«
    »Ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen.«
    »Das kann ich mir kaum vorstellen.« Ella schüttelte den Kopf. »Um das zu verstehen, müssten Sie selbst dabei gewesen sein.«
    »Vielleicht könnten Sie versuchen, es mir zu erklären.«
    »Genau das fällt mir ja so schwer. Ich habe etwas getan, was unredlich und feige gewesen ist. Auf mir lastet das schlechte Gewissen, verstehen Sie? Aber ich konnte in dem Moment nicht anders.« Ihre Stimme war während der letzten Sekunden zu einem Flüstern verebbt. »Ich habe ihn im Stich gelassen«, murmelte sie. »Bin einfach auf und davon, ohne mir darüber Gedanken zu machen, was aus ihm werden würde. Ich glaube, in jenem Moment war es mir egal, ob er überlebt oder stirbt.«
    Helène winkte ab. »Konrad kommt schon klar. Er kommt immer klar, machen Sie sich darüber keine Sorgen.«
    Ella war in Gedanken versunken. »Es ist normalerweise nicht meine Art, einen Freund und Kollegen in einer lebensgefährlichen Situation zurückzulassen. Ich weiß wirklich nicht, was über mich gekommen ist.«
    Um Helènes Mund spielte ein feines Lächeln. »Er muss Ihnen ja eine Heidenangst eingejagt haben. Was war es? Pigmentstörungen? Irgendwelche Muster auf seiner Haut, hm?« Ihre Augen funkelten im kalten Schein der Neonlampen.
»Vielleicht beides?«

38
    W oher …?« Ella starrte fassungslos zu ihr hinüber. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. »Sie wissen davon?«, brach es aus ihr heraus. »Aber wie ist das möglich? Was ist mit ihm? Ist das eine Krankheit?«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und der Tee wurde serviert. »Darf ich vorstellen? Das ist meine Sekretärin Johanna. Johanna, dies ist Dr.Ella Jordan.«
    »Angenehm.« Die junge Frau lächelte warmherzig, stellte das Tablett auf einen Tisch und kam Ella ein Stück entgegen, um ihr die Hand entgegenzustrecken. Ella war unfähig, sich zu rühren. Nachdem die junge Frau eine Weile unsicher herumstand, zog sie ihre Hand wieder zurück.
    »Du darfst dann gehen, Johanna«, sagte Helène und schloss die Tür hinter ihr.
    »Sie müssen es mir sagen«, drängte Ella. »Was wissen Sie von dieser Sache?«
    »Nicht genug, fürchte ich. Nur, dass es eine Art allergische Reaktion auf Kälte ist. So, wie er übrigens auch auf Alkohol allergisch reagiert. Wenn Sie möchten, erzähle ich Ihnen die ganze Geschichte.« Als Ella nickte, stand Madame Kowarski auf, ging um ihren Tisch herum und griff in ihr Bücherregal. Doch statt ein Buch herauszuholen, drückte sie auf irgendeinen Knopf, der sich auf der Rückwand befand. Es gab ein klickendes Geräusch, und wie von Geisterhand bewegt verschob sich das Regal. Dahinter erschien ein Safe. Ella verfolgte mit gespannter Erwartung jede ihrer Bewegungen. Vom Drehen des Kombinationsschlosses über das Ziehen des Hebels bis zum

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