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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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diese Sache hineingestolpert war. Und ausgerechnet ihm wurde die Ehre zuteil, die Kugel öffnen zu dürfen? Eigentlich unvorstellbar. Allerdings, und das war Colin ebenso klar, barg diese Ehre auch ein hohes Risiko. Der schreckliche Tod von Andreas Schmitt war allen noch lebhaft im Gedächtnis. Was vor nicht einmal einem Monat geschehen war, konnte sich heute durchaus wiederholen.
    Colin blickte zu Helène hinüber, bemüht, seinem Gesicht einen optimistischen Ausdruck zu verleihen. Die kleine Frau kam zu ihm und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. »Es ist so weit«, sagte sie. »Alles ist vorbereitet. Wir warten nur auf Ihr Signal.«
    Colin zögerte.
    »Was ist mit Ihnen, Colin?« Helène hielt den Kopf schief. »Haben Sie sich doch noch anders entschieden? Ich könnte es Ihnen nicht verübeln. Die Sache ist mehr als riskant. Wir haben immer noch die Option, die Kugel von dem Roboter öffnen zu lassen«, sie wies auf den orangefarbenen Teleskoparm, der im Innern des Glaszylinders stand und, von außen gesteuert, in der Lage war, jeden Punkt auf der Kugel zu erreichen.
    Er schüttelte den Kopf. Ihm war gerade ein Gedanke gekommen, der ihn traurig stimmte. »Das ist es nicht«, sagte er. »Ich musste nur gerade daran denken, wie gern ich den Professor heute an meiner Seite gehabt hätte. Mehr als zwanzig Jahre hat er hier geforscht und gearbeitet. Eigentlich gebührt ihm die Ehre, die Kugel zu öffnen.«
    »Ich kann Sie verstehen«, sagte Helène. »Elias’ Verhalten hat uns alle enttäuscht. Ich weiß bis heute nicht, warum er uns verraten hat. Aber ich bin sicher, er wäre stolz, wenn er Sie jetzt sehen könnte.«
    Colin presste die Lippen aufeinander und nickte. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch dann schloss er ihn wieder. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt für Worte des Bedauerns. »Also gut«, sagte er und versuchte zu lächeln. »Hat keinen Sinn, länger um den heißen Brei herumzureden. Fangen wir an.«
    »Recht so.« Helène gab ihm einen aufmunternden Klaps. Dann wandte sie sich ab und gab ein Zeichen an die Aufnahmecrew. Ab jetzt würde jede Bewegung Colins minutiös auf Film gebannt werden. Der Raum war gespickt mit Kameras, Mikrofonen und Spektralanalysegeräten. Jede Sekunde des Vorgangs wurde ab jetzt dokumentiert. Man hatte die herkömmlichen Videoüberwachungsgeräte durch ein strahlengeschütztes Equipment ersetzt, denn man wollte eine Pleite wie bei Schmitts Verschwinden auf jeden Fall vermeiden.
    Colin glaubte, die Hitze zu spüren, die von der Vielzahl der elektrischen Geräte ausging. Oder war es die Nervosität, die ihm den Schweiß auf die Stirn trieb? Langsam ging er zum Labortisch hinüber, auf dem seine Arbeitsutensilien bereitlagen. Als er sich dem Rollwagen näherte, wunderte er sich über den merkwürdigen Kontrast, den das Werkzeug zu der Hightech-Welt bildete, die es umgab. Hier gab es nicht etwa Laserschneider oder Bogenlampen, keine Diamantbohrer oder Sprengladungen – nichts dergleichen. Nur einen Hammer und einen Meißel. Dieselben Gerätschaften, die Andreas Schmitt bei seiner Operation mit sich geführt hatte. Und dieselben Geräte, mit denen vor fünfzig Jahren ein gewisser Francesco Mondari versucht hatte, die Kugel zu öffnen. Zwei Männer, die beim Öffnen der Kugel erfolgreich gewesen waren. Zwei Männer, die diesen Erfolg mit ihrem Leben bezahlt hatten.
    Colin hob den Hammer und wog ihn in der Hand. Das Metall strahlte wenig Zuversicht aus. Eine äußerst unzulängliche Waffe im Kampf gegen das Unbekannte. Er nahm noch den Meißel, dann ging er an den Rand des Glaszylinders und drückte einen Hebel. Zischend öffnete sich eine Tür. Ein kräftiger Luftstrom zog ihn nach innen. Im Innern des Zylinders herrschte Unterdruck, damit etwaige Keime aus dem Innern der Kugel nicht nach außen gelangen konnten. Colin wartete einige Sekunden, dann trat er ein. Mit einem schnappenden Geräusch schloss sich die Tür hinter ihm. Ein stechender Ozongeruch begann sich auszubreiten. Gleichzeitig spürte er, wie der Luftdruck sank. Es knackte in seinen Ohren. Jetzt war er allein mit der Kugel. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Auf einmal kam ihm der Schutz aus fünf Zentimeter dickem Panzerglas doch nicht mehr ganz so unbedeutend vor. Liebend gern hätte er wieder auf der anderen Seite gestanden – und gleichzeitig war es erhebend, hier drin zu sein. Dies war der Augenblick, von dem er immer geträumt, den er immer herbeigesehnt hatte. Nur noch wenige Minuten trennten

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