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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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sich noch mal ins Gedächtnis, was ihm sein Verbindungsmann soeben mitgeteilt hatte. Der unfehlbare Profi, dessen Wert sich angeblich nur mit Gold aufwiegen ließ, lag mit gebrochenem Genick zu Füßen des Effelsberger Radioteleskops. Erschlagen nach einem Sturz aus hundert Metern Höhe. Tot und ebenso starr wie der Leiter der Anlage. Ein gewisser Marten Enders, kaltblütig erschossen bei dem Versuch, sich dem Killer in den Weg zu stellen.
    Der eine war nur ein schmutziger Handlanger in einem schmutzigen Spiel. Ein Profi, der das Risiko seines Berufs genau gekannt hatte. Eine austauschbare Marionette, deren Wert sich im Nachhinein als überschätzt erwiesen hatte. Doch um den anderen tat es Weizmann leid. Marten Enders. Ehemann, Vater von zwei Kindern. Ein Mann, der – soviel er in Erfahrung bringen konnte – von jedem geliebt und geachtet wurde. Ein sinnloses Opfer in einem Krieg, der bisher nur Unschuldige das Leben gekostet hatte. Weizmann spürte, dass die Aktion aus dem Ruder zu laufen drohte. Der Plan, Martin und Jordan außerhalb des Berges ausschalten zu wollen, erwies sich als undurchführbar. Zweimal war es schiefgegangen, ein drittes Mal würde es nicht geben. Zu viele Risiken, zu viele Unwägbarkeiten. Am Effelsberger Teleskop wimmelte es inzwischen von Polizei. Vermutlich würde ein Sonderkommando die Sache übernehmen. Und wenn sie herausfanden, wer da hundert Meter freien Fall hinter sich hatte, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis eine der Spuren in seine Richtung führen würde. Spätestens ab diesem Zeitpunkt würde die Angelegenheit eine internationale Dimension bekommen. Elias schüttelte den Kopf. Die Gefahr, sich in seinem eigenen Netz zu verstricken, wurde mit jedem Fehlschlag größer. So durfte es nicht weitergehen. Er lehnte sich zurück, schloss die Augen und zwang sich, ruhiger zu werden. Er musste nachdenken. Für solche Fälle hatte er mit autogenem Training gute Erfahrungen gemacht. Er war in der Lage, binnen einer Minute in einen Zustand tiefer Entspannung zu fallen, einen Zustand, der es ihm erlaubte, alle störenden Einflüsse auszublenden und sich nur noch auf einen einzigen Gedanken zu konzentrieren. Die größte Gefahr dabei war, ein loses Ende zu übersehen. Eine Gefahr, die bei allen komplexen Abläufen bestand. Im Geiste ging er noch einmal jedes Detail durch. Stück für Stück und danach noch einmal in ihrer Gesamtheit.
    Nach etwa einer Viertelstunde erwachte er aus dem komatösen Zustand. Er hatte seinen Plan geändert. Er musste zum Kern der Sache vorstoßen und das Problem mit einem einzigen gezielten Schlag lösen. Der Zeitpunkt für seine Rückkehr in den Berg war gekommen. Die Aktion barg natürlich gewisse Risiken. Alle Welt suchte nach ihm, besonders jetzt, nach den jüngsten Ereignissen am Effelsberger Teleskop. Andererseits fand er sich im Berg besser zurecht als jeder andere, Helène Kowarski vielleicht ausgenommen. Er kannte jeden Schlupfwinkel und jeden Seitengang, und er wusste, wie man sich in dem riesigen Termitenbau wochenlang unerkannt bewegen konnte. Zudem hatte er dort Freunde, die ihm helfen würden.
    Weizmann atmete tief durch, dann griff er erneut zum Hörer. Die Stunde, auf die er so lange gewartet hatte, war gekommen.
     
    Ella Jordan starrte verwundert auf das goldene Ding vor sich auf dem Tisch. Es war ein Tetraeder, ein geometrischer Körper, der von vier gleichseitigen Dreiecken begrenzt wurde. Er war etwa zwanzig Zentimeter hoch und aus spiegelglattem Metall. Seine Oberfläche war mit primitiv anmutenden Zeichnungen bedeckt, winzigen, filigranen Darstellungen. Die Ritzungen schimmerten im Licht der Halogenlampen. Nur fünf Personen durften bei diesem Treffen anwesend sein. Abgesehen von ihr selbst waren das Jan Zietlow, Konrad Martin, Helène Kowarski und Colin Filmore. Allen stand die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben.
    Seit ihrer Ankunft in der Schweiz war alles Schlag auf Schlag gegangen. Ein kurzer Sicherheitscheck, dann waren die Reisenden ohne Umschweife ins Innerste des Berges geführt worden. Dorthin, wo die Kugel lagerte. Der Fund von Colin Filmore war so Aufsehen erregend, dass die Forschung daran keinen Aufschub duldete. Helène hatte alle Wissenschaftler abgezogen und Anordnung erteilt, dass sie in den nächsten zwei Stunden von niemandem gestört wurden. Ella konnte ermessen, wie ernst die Situation war, wenn man sie so nah an eines der bestgehüteten Geheimnisse der Welt heranließ.
    »Und
das
war im Inneren der Kugel? Ein

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