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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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diese Tat heute, aber damals …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich wollte nur noch weg«, flüsterte sie. »Sie haben wirklich allen Grund, mich zu hassen. Warum sind Sie mir trotzdem gefolgt?«
    Er ergriff ihre Hand. Diesmal ließ sie ihn gewähren. »Weil es das einzig Richtige war«, sagte er. »Weil Sie der Schlüssel sind.« Seine Finger fühlten sich warm an.
    »Ich? Was für ein Schlüssel? Und
wozu?«
    Er lächelte geheimnisvoll. »Wissen Sie das immer noch nicht?«
    »Nein, keine Ahnung.«
    »Dann darf ich Ihnen nicht mehr sagen, so leid es mir tut. Mein Auftrag lautet zu beobachten, nicht einzugreifen.«
    »Auftrag? Was für ein Auftrag? Von wem? Himmel, Konrad, so reden Sie doch endlich!« Ellas Puls hatte sich merklich beschleunigt. Sie spürte, dass sie kurz davorstand zu explodieren. Wenn sie dem seltsamen Mann doch nur mehr Informationen entlocken könnte. Aber es war wie verhext. Immer, wenn sie glaubte, nur noch einen Schritt vom Ziel entfernt zu sein, machte er ihr mit seiner Verschwiegenheit einen Strich durch die Rechnung. So auch hier. Langsam und mit einem verschmitzten Zwinkern in seinen Augen legte er den Zeigefinger auf seine Lippen. »Keine Fragen mehr, Ella. Alles wird sich zur rechten Zeit aufklären«, sagte er. »Vertrauen Sie mir.«

44
    D ie Kugel schimmerte in einem intensiven blauen Licht.
    Von starken magnetischen Feldern in der Schwebe gehalten, schien sie vor Energie zu pulsieren. Die massiven Wände des Glaszylinders wirkten viel zu dünn angesichts der ungeheuren Kräfte, die das seltsame Objekt in seinem Inneren barg. Die Verzerrungen des Glases ließen die Kugel mal größer und mal kleiner erscheinen, je nachdem, von welcher Position aus man sie betrachtete. Mehr denn je wirkte sie wie etwas Lebendiges – etwas, das von einem Ort jenseits unserer Welt und unserer Vorstellungskraft zu kommen schien. Ein Artefakt aus den unergründlichen Tiefen des Weltraums.
    Colin Filmore ging langsam um die Kugel herum und ließ seine Augen prüfend über die buckeligen Oberflächenstrukturen wandern. Immer wieder verglich er seine Eindrücke mit dem Abbild der Kugel auf dem Monitor seines Notebooks. Das Gerät war speziell auf seine Bedürfnisse zugeschnitten worden. Sämtliche Informationen, die seit der Entdeckung vor fünfzig Jahren gewonnen worden waren, waren auf diesem kleinen Computer gespeichert. Umfang, ungefähres Gewicht, Alter, spektrometrische und chemische Analysen, Strahlungskoeffizienten, einfach alles. Selbst die aktuellen Informationen, die während der Öffnungsphase vor einer Woche gewonnen worden waren, hatte man minutiös eingespeist. Das so entstandene Gesamtbild ließ Vermutungen über den inneren Aufbau zu. Nicht mehr und nicht weniger. Gewissheit würden sie erst erhalten, wenn sich die Kugel vollständig geöffnet hatte. Was der Computer aber in aller Detailtreue zeigte, war ein präzises Abbild der Oberfläche. Die Kugel war mit einem Laserscanner abgetastet worden, der eine Auflösung von einem Hundertstelmillimeter erreichte. Die Sphäre auf dem Display war in Längen- und Breitengrade unterteilt worden, so dass sich jedem Quadratzentimeter der Kruste ein exakter Punkt im Koordinatensystem zuordnen ließ.
    Colin ließ einen dünnen Metallstift über das berührungsempfindliche Display gleiten. Seine Aufmerksamkeit galt der Südpolarregion. Hier befand sich, ersten Tests nach zu urteilen, ein Feld, das den Öffnungsprozess einleitete. Eine kleine, unbedeutende Fläche auf der Oberfläche der Kugel. Eine Stelle, die genauso unbedeutend aussah wie tausend andere. Doch genau hier musste man beginnen, wollte man verhindern, dass die Kugel ihren Verteidigungsmechanismus aktivierte. Ohne die Bestrahlung mit Gammateilchen wäre Colin nie auf die Idee gekommen, dass diese Stelle so bedeutsam war. In ersten Versuchen hatte er drei dieser neuralgischen Punkte getroffen, immer mit dem Ergebnis, dass das Schloss sich ein Stückchen weiter öffnete. Was geschehen würde, wenn er den letzten aktivierte, darüber wagte er kaum zu spekulieren.
    Colin beendete seinen Rundgang. Fünfzehn Menschen blickten ihn erwartungsvoll an. Allesamt Wissenschaftler aus dem engsten Kreis Helène Kowarskis, der harte Kern sozusagen. Menschen, die sich durch jahrzehntelange Forschung das Recht erworben hatten, heute an diesem Ort zu sein. Colin kam sich inmitten all dieser Koryphäen klein und unbedeutend vor. Wer war er schon? Nur ein Assistent, der durch eine Verkettung von Zufällen in

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