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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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geschafft. Ein Zeichen unseres Verstandes.«
    »Gut«, sagte Ella. »Intelligenz also. Das war es ja auch, was wir als Schlüssel für die Lösung unseres Problems angesetzt haben. Intelligenz oder Verstand ist unserer Ansicht nach unser höchstes Gut. Darauf sind wir besonders stolz. Also, wenn uns jemand prüfen würde, was würde er prüfen? Unsere Intelligenz natürlich.«
    Colin schüttelte den Kopf. »Klar. Aber ich verstehe immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    Ella lächelte geheimnisvoll. »Gibt es vielleicht noch ein höheres Gut als die Intelligenz? Irgendetwas Übergeordnetes? Immerhin werden wir hier nicht von Menschen geprüft, sondern von Wesen, die möglicherweise höher entwickelt sind als wir. Für sie ist unser Maßstab möglicherweise nicht ausreichend.«
    Colin blickte verwirrt zwischen den beiden Frauen hin und her. Die Astrophysikerin hatte die Stirn gerunzelt und war tief in Gedanken versunken. Ella hingegen blickte ihn herausfordernd an.
    Er ließ seine Handflächen auf die Tischplatte fallen. »Also da bin ich überfragt«, gestand er ganz freimütig ein. »Für mich ist die Intelligenz das Einzige, was uns von den anderen Spezies unterscheidet. Was könnte es denn sonst noch geben?«
    »Vernunft«,
sagte Ella.
    »Vernunft? Wo ist denn da der Unterschied?«
    Ella lächelte. »Ich habe da eine Idee, bei der ich Ihre Hilfe benötige. Gibt es in diesem Institut so etwas wie ein akustisches Versuchslabor?«
    »Klar«, sagte Colin. »Ist direkt neben unserer Abteilung. Die haben da alle möglichen Apparaturen zur Erzeugung von Schwingungen, Oszillographen und so weiter. McReedy ist dort zuständig, ein alter Brummbär, beinahe so alt wie das Gerümpel, das er dort lagert. Aber ich verstehe mich ganz gut mit ihm. Ich kann ihn anrufen.«
    Ellas Gesicht glühte vor Erregung. Die Schatten waren verschwunden. Ihre Laune schien sich gebessert zu haben. »Tun Sie das«, sagte sie. »Kommen Sie mit. Ich brauche Zeugen.«

50
    E inen Wassertank?« McReedys Augen funkelten argwöhnisch. »Wozu in drei Teufels Namen brauchen Sie einen Wassertank?« Er rieb sich seine schwieligen Hände.
    »Ich möchte Schwingungen in der Erdkruste simulieren, und dazu brauche ich ein dichtes Medium. Einfach nur Töne durch die Luft zu schicken, würde nicht ausreichen.« Ella hatte ihm ihr Vorhaben schon dreimal erklärt, aber entweder war der Alte schwer von Begriff oder er schaltete absichtlich auf stur. Colin hatte keineswegs übertrieben. McReedy war wirklich ein Original. Einen wie ihn fand man nur noch selten. Ein borstiger, silbergrauer Bart umrahmte seinen beinahe kahlen Schädel, von dem nur seitlich einige viel zu lange Büschel abstanden. Seine rot geäderte Nase trug eine schmale Brille, hinter der listige Augen funkelten. Außerdem umwehte den Mann eine Fahne, die geradezu betäubend wirkte. Warum für jemanden wie ihn in einer solchen Hightech-Institution wie den
Kowarski-Labors
überhaupt Bedarf bestand, war Ella ein Rätsel. Er war jemand, der sämtliche Attribute einer gescheiterten Karriere in sich vereinte. Ein Fossil aus einer Zeit, als Schüler ihren Lehrern noch Streiche spielten und sie hinterrücks mit Papierkugeln beschossen. Ella mochte den Alten, fühlte sie sich doch selbst manchmal wie ein Fossil. Genau wie McReedy hatte sie noch gelernt, sich die Hände schmutzig zu machen. Die meisten jungen Geologen steckten nur noch irgendwo Sensoren in den Boden und lasen die Ergebnisse auf ihrem Notebook ab. Wenn überhaupt. Manche beschränkten sich auch darauf, Satellitenaufnahmen auszuwerten. So gesehen empfand sie Sympathie für McReedy, der genauso staubig wirkte wie die Gerätschaften, die sich hinter ihm stapelten.
    »Jetzt komm schon, Greg«, sagte Colin, der nur mit Mühe ernst bleiben konnte. »Sei ein bisschen nett zu Ella. Sie ist meine Freundin, und wenn sie sagt, dass es wichtig ist, dann ist es wichtig.«
    »Jetzt bin ich aber verwirrt. Ich denke,
sie
ist deine Freundin.« McReedy deutete auf Jan. »Jedenfalls kommt es mir so vor, so wie du sie immerzu ansiehst.« Ein verschmitztes Lächeln deutete sich an.
    »Na, vielen Dank, Greg.« Colins Gesichtsfarbe hatte einen deutlichen Rotstich bekommen. »Auf dein Taktgefühl kann man sich wirklich verlassen.«
    »Stets zu Diensten«, sagte der Alte, und sein Grinsen wurde breiter. »Ich freue mich immer, wenn ich behilflich sein kann. Na dann wollen wir mal. Was wollten Sie? Ach ja, einen Wassertank, vier Schwingungsquellen und einen

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