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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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herüber. »Wenn Sie eine Lösung haben, sollten Sie sie uns bald mitteilen, sonst garantiere ich für nichts.«
    »Ganz einfach«, sagte Ella. »Ich bringe die Kleinen heim zu ihrer Mutter.« Sie tauchte ihren Arm ins Wasserbassin, ergriff einen der kleineren Sender und setzte ihn direkt neben den Hauptsender. Augenblicklich wurde die stehende Welle schwächer. Der Oszillograph zeigte einen deutlich niedrigeren Ausschlag. Ella bemerkte, dass Colin den Mund vor lauter Staunen gar nicht mehr zubekam.
    Mit einem Lächeln griff sie erneut ins Wasser. »Und dann den zweiten und den dritten und den vierten. So, alle sind wieder im Nest. Was sagt das Messgerät?« Sie blickte hinüber. Der Ausschlag war beinahe verschwunden. Nur ein ganz kleiner Wellenkamm war noch zu sehen.
    McReedy sah Ella verwundert an. »Und was soll das, wenn ich fragen darf?«
    »Interferenz«, sagte Ella.
    »Ich weiß, was Interferenzen sind«, grummelte der Alte. »Aber ich will wissen, was das soll.«
    »Das«, meldete sich Jan Zietlow zu Wort und in ihren Augen leuchtete ungläubiges Staunen, »ist die Lösung unseres Problems.« Ein Lächeln zeichnete sich auf ihrem blassen Gesicht ab. »Mein Gott, es ist so einfach. Wir müssen die Kugeln finden und zu der Hauptkugel im Marianengraben bringen. Die verkürzten Wellen heben sich gegenseitig auf, und das ganze System fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen.«
    »Ganz genau«, sagte Ella. »Die Kugeln benötigen eine ganze Weile, um sich anzupassen. Ich hege die Hoffnung, dass sie sich, wenn man sie schnell genug an Ort und Stelle bringt, nicht mehr adaptieren können und abschalten. Die zerstörerischen Kräfte werden sich gegenseitig aufheben.«
    »So einfach?« Colin schien mit der Lösung des Problems immer noch Schwierigkeiten zu haben. Als könne er nicht glauben, was er da eben gehört hatte.
    »So einfach«, sagte Ella. »Es ist wie bei einem Trupp Soldaten, die im Gleichschritt über eine Brücke marschieren. Es kann eine stehende Welle entstehen, die die Brücke zum Einsturz bringt. Geht aber jeder in seinem eigenen Rhythmus, geschieht nichts. Helène brachte mich auf den Gedanken.«
    »Auf welchen Gedanken soll ich Sie gebracht haben?« Madame Kowarski stand, wie aus dem Boden gewachsen, hinter ihr. Ella und die anderen waren so in Gedanken gewesen, dass sie die Institutsleiterin nicht bemerkt hatten.
    »Ich habe Sie bereits überall gesucht«, fuhr die grauhaarige Dame fort. »Es gibt wichtige Neuigkeiten aus den USA . Die Amerikaner haben einen Weg gefunden, die Kugeln aus dem Weltraum per Satellit ausfindig zu machen. Sie sind gerade dabei, den genauen Standort jeder einzelnen Kugel zu definieren. Bisher sieht es so aus, als ließen sich alle Exemplare problemlos erreichen. Aber jetzt erklären Sie mir bitte, was diese kleine Versammlung zu bedeuten hat.«
    »Hallo, Helène«, sagte McReedy und ließ dabei einen Goldzahn funkeln. »Ist schon ein Weilchen her, seit du dich das letzte Mal hierher verirrt hast.«
    Madame Kowarski winkte ungeduldig ab. »Keine Zeit für Smalltalk, Greg. Ein andermal vielleicht. Also, ich höre.«
    »Ella hat die Lösung gefunden«, platzte Colin heraus. »Sie hat herausbekommen, wie sich die Kugeln abschalten lassen.«

51
    E s dauerte eine ganze Weile, bis alles erzählt und das Experiment wiederholt worden war. Obwohl die Versuchsanordnung aus Gründen der Überprüfbarkeit leicht verändert wurde, war das Ergebnis immer noch überzeugend.
    McReedy schaltete die Geräte ab. Alle warteten gespannt auf die Reaktion der Institutsleiterin. Helène stand da, die Arme vor der Brust verschränkt und tief in Gedanken versunken. Als sie den Kopf hob, glaubte Ella ein Glitzern in ihren Augen zu sehen.
    »Ich bin beeindruckt, Ella. Es sieht fast so aus, als hätten Sie gefunden, was alle anderen übersehen haben. Sie scheinen dafür eine besondere Begabung zu haben. Meinen Glückwunsch. Ich muss gestehen, mein gesamter Vorstand steht kurz davor, alles hinzuschmeißen. Sie ahnen gar nicht, was wir uns für Mühe gemacht haben, herauszufinden, wie man den Mechanismus der Kugeln abschalten kann. Sämtliche Kryptographen, Computerspezialisten und Codeknacker zerbrechen sich seit Tagen den Kopf darüber, wie man in das interne System der Kugeln eindringen könnte, um die betreffende Befehlszeile zu integrieren. Dass man sie nicht gefahrlos sprengen kann, davon konnten wir uns ja alle überzeugen.« Sie schüttelte den Kopf. »Und jetzt kommen Sie mit einer Lösung,

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