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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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gut?« Er packte sie bei den Schultern und drehte sie sanft in seine Richtung.
    Endlich hob die Geologin den Blick. Sie wirkte, als würde sie von unendlich weit herkommen. »Colin.« Es klang eher wie eine Feststellung als eine Frage.
    »Richtig.« Er lächelte gequält. »Ich habe mir Sorgen gemacht. Sie wirkten, als wären Sie erstarrt … versteinert. Geht es Ihnen gut?«
    Er bekam keine Antwort und spürte, wie sie wieder abglitt. Ihr Blick irrlichterte im Raum umher, von ihm, zum Bildschirm, über die Köpfe der Anwesenden und wieder zu ihm zurück. Es hatte fast den Anschein, als suche sie jemanden. Als sie ihn nicht fand, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«, fragte er. »Sie sehen aus, als könnten Sie eine kleine Stärkung vertragen. Ich würde mich anschließen. Uns allen täte eine kleine Erholung gut. Nach all der Aufregung. Kommen Sie.« Er legte seinen Arm um sie, und sie ließ ihn gewähren.
    Während er sie in den hinteren Teil des Saales führte, dorthin, wo die Cappuccinomaschine stand, blickte er noch einmal auf den Bildschirm. Dort war in der Zwischenzeit ein Nachrichtensprecher zu sehen, der die Lage mit ernstem Gesicht kommentierte. Offenbar hatte die Kamera am Schauplatz der Katastrophe ihren Geist aufgegeben. Tief im Herzen war Colin froh darüber. Er hielt es für unverantwortlich, dass solche Bilder live und ungeschnitten gesendet wurden. »Darf ich mal?«, sagte er und drängte sich an einigen der Wissenschaftler vorbei, die die Maschine belagerten. Er griff nach zwei Tassen und füllte sie mit der dampfenden Flüssigkeit. »Hier, nehmen Sie.« Er reichte Ella eine Tasse und führte sie an den letzten unbesetzten Tisch.
    Sie setzten sich, und Ella begann gedankenversunken, an dem Schaum zu nippen. Colin hatte viele Fragen, doch er wollte sie nicht bedrängen. Was auch immer Martin zu ihr gesagt hatte, es schien ihr mächtig zu schaffen zu machen.
    »Darf ich mich zu euch setzen?« Jan Zietlow stand, ebenfalls mit einem Kaffee in der Hand, neben dem Tisch.
    »Natürlich. Gern«, sagte er lächelnd. »Es ist genug Platz.« Er rückte etwas zur Seite.
    »Wohin ist Madame Kowarski eigentlich so schnell entschwunden«, fragte Jan, die Oberlippe voller Schaum.
    »Es heißt, die Amerikaner hätten eine Möglichkeit gefunden, den Standort der Kugeln bis auf wenige Meter genau zu bestimmen. Hat irgendetwas mit langwelliger Strahlung zu tun, die von ihren Satelliten empfangen werden kann. Ich glaube, sie hat sich abgesetzt, um das zu überprüfen.«
    »Und um einigen in den Arsch zu treten«, fügte Jan hinzu.
    »Das auch«, erwiderte Colin mit einem Grinsen. »Eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Ich fürchte nur, dass es dabei nicht bleiben wird. Diesmal werden Köpfe rollen.«
    Jan nickte. Sie stellte ihre Tasse ab und sagte: »Ich bin ja kein Fachmann, aber kann es sein, dass die Sprengung das Beben ausgelöst hat?«
    »Unmöglich.«
    Colin drehte den Kopf. Es war Ella, die geantwortet hatte.
    »Ein Beben dieser Magnitude lässt sich nur mit einer gewaltigen Ladung in großer Tiefe auslösen, wenn überhaupt«, fuhr die Geologin fort. »Das Team, das diese Sprengung geleitet hat, waren keine Dummköpfe, immerhin verläuft unter ihren Füßen die San-Andreas-Verwerfung.«
    »Dann war es die Kugel?«, fragte Jan.
    »Davon müssen wir ausgehen«, sagte Ella. »Offenbar kann man die seismischen Vibrationen auch als Waffe einsetzen. Eine Möglichkeit, an die wir bisher noch nicht gedacht haben.«
    Die Geologin rührte mit ihrem Löffel in der Tasse herum. »Sie haben ganz gezielt ein Beben entstehen lassen. Um sich zu verteidigen. Diese Dinger sind wie lebendige Wesen. Sie verteidigen sich, wenn sie angegriffen werden.« Dann schüttelte sie den Kopf und sagte: »Dass ich nicht schon früher darauf gekommen bin …«
    »Worauf?«
    Ella hob den Kopf und blickte ihm direkt in die Augen. »Was zeichnet Ihrer Meinung nach den Menschen aus?«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Was unterscheidet ihn von den anderen Spezies auf diesem Planeten?«
    Colin zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht. Vielleicht seine Intelligenz?«
    »Was macht ihn so außergewöhnlich, dass er sich selbst gern als Krone der Schöpfung bezeichnet?«, wiederholte die Geologin ihre Frage.
    »Intelligenz.«
    Jan nickte. »So würde ich das auch sehen. Keinem anderen Lebewesen auf der Erde ist es jemals gelungen, seinen Heimatplaneten zu verlassen. Das haben bisher nur wir Menschen

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