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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Ablagefach. Unwirsch griff sie nach ihren Unterlagen, stopfte sie zurück in ihre Tasche und verließ mit schnellen Schritten das Podium. Als sie auf der Höhe von Bob Iverson war, hörte sie ihn flüstern: »Halt mich auf dem Laufenden, okay?«
    Wortlos ging sie an den drei Männern vorbei und hinaus in die Vorhalle. Das Licht des strahlend blauen Morgens fiel durch die riesigen Scheiben des Eingangsbereichs und spiegelte sich auf dem blank polierten Marmorboden. Ella musste für einen kurzen Moment die Augen schließen, dann wandte sie sich zu Dekan Jaeger um, der gerade die Tür des Hörsaals hinter sich zuzog. »Sie hätten es gar nicht ungünstiger treffen können«, sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ausgerechnet an meinem ersten Tag. Als würden sich die Studenten nicht schon genug den Mund über mich zerreißen …«
    Er lächelte schmal. »Das ist nun wirklich nebensächlich. Folgen Sie mir bitte in mein Büro.« Mehr hatte er zu dem Thema offenbar nicht zu sagen. Keine Entschuldigung, keine Erklärung, nichts. Doch Ella gehörte nicht zu der Sorte Menschen, die sich so leicht abwimmeln ließen. »Was war denn so wichtig, dass es nicht etwas Zeit gehabt hätte? In einer knappen Stunde wäre ich Ihnen bereitwillig überallhin gefolgt. Sonnenfeld ist ein netter Kollege, aber ich glaube nicht, dass er qualifiziert genug ist …«
    »Ich fürchte, Sie werden ihm vertrauen müssen«, fiel er ihr ins Wort. »Professor Sonnenfeld wird Ihre Vorlesung bis auf weiteres übernehmen«, sagte Jaeger, während er eilig den Gang entlanglief. Ella blieb wie angewurzelt stehen
    »Was soll das heißen?« rief sie ihm hinterher. »Bin ich suspendiert oder was? Ich finde, dass Sie mir eine Erklärung schuldig sind.«
    Jaeger blieb stehen und drehte sich um. Sein Blick verriet, dass seine Geduld langsam zu Ende ging.
    »Dr.Jordan«, zischte er, »wäre es wohl möglich, dass sie einfach mal den Mund halten? Ich möchte nicht, dass gleich die ganze Universität von dieser Sache Wind bekommt. Glauben Sie, es hat mir Spaß gemacht, Sie vor versammelter Mannschaft aus der Vorlesung zu holen? Es ist völlig unnötig, dass Sie mir hier eine Szene machen. Vertrauen Sie mir, es wird sich alles aufklären. Und jetzt folgen Sie mir bitte möglichst leise und unauffällig.« Damit drehte er sich um und ging weiter. Ella warf ihm einen finsteren Blick hinterher und folgte ihm in gebührendem Abstand. Ihre Gedanken rasten. Was hatte das alles zu bedeuten? Warum diese Eile und warum diese Geheimniskrämerei? Einen Todesfall in der Familie schloss sie inzwischen aus, das hätte man anders geregelt. Sie wäre nach der Vorlesung in ihr Büro zurückgekehrt und hätte einen Blumenstrauß und einige betretene Gesichter vorgefunden. Wollte man sie feuern? Auch das hielt sie inzwischen für ausgeschlossen. In diesem Fall wäre sie wahrscheinlich in aller Stille ins Büro von Präsident Trachtenberg gebeten worden, wo man erst mal ein ernstes Gespräch geführt hätte. Danach hätte sie eine Abmahnung erhalten oder im schlimmsten Falle ihre Kündigung. Also was ging hier vor?
    Ihr Kopf rauchte, als sie den dritten Stock des Hauptgebäudes erreichten und Jaegers Büro ansteuerten. Der Dekan blieb vor der Tür stehen, öffnete sie und ließ Ella den Vortritt. Dann drehte er sich noch einmal um, vergewisserte sich, dass niemand sie gesehen hatte, betrat ebenfalls den Raum und schloss die Tür hinter sich.
    Im Vorzimmer wurden sie von Margret Hazelton empfangen – eine schmalgesichtige und grauhaarige Person. Auf ihrer Nase saß eine eckige Brille, durch die sie Ella mit einem kalten Blick musterte.
    »Die Herren erwarten Sie bereits«, sagte sie mit einem gefrorenen Lächeln. »Wenn Sie mir bitte folgen würden.«
    Sie erhob sich und führte Ella und Dekan Jaeger in das angrenzende Büro. »Kaffee oder Tee,
Miss
Jordan?« Ein herablassender Zug umspielte den verkniffenen Mund.
    »Tee bitte«, sagte Ella mit erhobenem Kinn. Die Anspielung auf ihren Status als ledige Frau war ihr natürlich nicht entgangen. »Mit etwas Sahne und zwei Stückchen Zucker.«
    »Für mich auch Tee«, sagte Jaeger. »Darjeeling, wie immer. Danke, Margret.« Damit bugsierte er Ella an dem Vorzimmerdrachen vorbei ins Büro.
     
    Ella und Jaeger wurden von zwei Männern erwartet. Der eine, ein gut aussehender Bursche mit dunkler Haut und leuchtenden Augen, saß auf dem Stuhl des Dekans und tippte auf einem geöffneten Notebook herum. Der andere, ein

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