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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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etwas, das sich
unter
dem Meeresboden befindet. Es handelt sich um seismische Erschütterungen, die von einer uns unbekannten Quelle ausgehen. Wenn man sich die Liste der besten Wissenschaftler auf diesem Gebiet ansieht, findet man Ihren Namen immer ganz oben. Sie sind diejenige, die die höchste Trefferquote bei der Entschlüsselung solcher Rätsel hat. Außerdem sind Sie die Einzige, die über eine bestimmte unabdingbare Qualität verfügt.«
    Ella griff nach der Tasse und nahm einen Schluck Tee. »Und was für eine Qualität wäre das?«
    »Risikobereitschaft.« Esteban zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, ging dann zum Fenster und schnippte die Kippe durch den geöffneten Spalt. »Wir brauchen jemanden, der nicht gleich das Fracksausen kriegt, wenn’s mal unangenehm wird. Wir möchten Ihnen das Angebot machen, sich die Sache vor Ort anzusehen.«
    Ella hatte Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren. Versehentlich schwappte etwas Tee über den Rand der Tasse. Sie zog ein Papiertuch aus der Tasche und begann mit eiligen Bewegungen, die Pfütze wegzuwischen.
    »Ich soll nach Guam fliegen?«
    »So ist es. Und zwar noch heute, wenn es sich einrichten lässt.«
    »Machen Sie Witze? Wie stellen Sie sich das vor? Heute ist, oder besser gesagt
war
, mein erster Unterrichtstag. Den Sie mir, wenn ich das hinzufügen darf, gründlich vermasselt haben. Ich kann doch hier nicht alles stehen und liegen lassen und mit Ihnen nach Guam fliegen. Nein, ausgeschlossen.« Kopfschüttelnd warf sie das Taschentuch in Jaegers Mülleimer. »Abgesehen davon haben Sie mir immer noch nicht gesagt, wofür Sie mich eigentlich genau brauchen. Warum zum Beispiel Ihre eigenen Spezialisten nicht in der Lage sind, das Problem zu lösen.« Sie wischte sich die Hände ab und kehrte an ihren Platz zurück. »Erwarten Sie wirklich von mir, dass ich aufgrund solch vager Informationen meine Arbeit hier unterbreche, um Ihnen auf die andere Seite des Pazifiks zu folgen?«
    »Nein«, lachte Esteban, »und um ehrlich zu sein, wir wären überrascht gewesen, wenn Sie anders reagiert hätten. Genau diese skeptische Grundeinstellung macht Sie ja so interessant für uns.«
    Ella drückte ihre Zigarette aus. »Also raus mit der Sprache. Wie wollen Sie mich ködern?«
    Esteban lächelte geheimnisvoll. »Ködern? Nein, wir wollen Sie überzeugen.«
    »Womit? Mit einer Dienstanweisung, unterzeichnet vom Präsidenten?«
    »Na, na, wir wollen doch Ihre Intelligenz nicht beleidigen.« Mit einer schwungvollen Bewegung drehte er das Notebook herum. »Wir haben etwas viel Besseres. Werfen Sie mal einen Blick darauf.«
    Ella rückte etwas näher und betrachtete den Monitor. Zu erkennen waren Diagramme, wie sie von einem Seismographen, einem Erdbebenmessinstrument, erstellt wurden. Daneben befanden sich verschiedene Skalen. Temperatur, Druck, Salzgehalt. Das Zentrum der Erdstöße befand sich demnach unter Wasser. Aber nichts anderes hatte Esteban ja behauptet.
    Wie gebannt starrte sie auf den Monitor. Die Erdstöße waren relativ schwach, nur eine gute Zwei auf der Richterskala, und doch war etwas an ihnen so ungewöhnlich, dass Ella der Unterkiefer runterklappte. Wieder und wieder verglich sie die Zeitanzeige mit der Stärke der Ausschläge.
    »Sind das Echtzeitwerte?«, murmelte sie nach einer Weile.
    Billings nickte. »Allerdings. Die Daten werden zu eben diesem Zeitpunkt von einer Sonde gemessen und über eine gesicherte Intranetleitung übertragen. Die Sonde befindet sich an Bord der
Yokosuka
, die gestern um sieben Uhr dreißig Ortszeit von Papeete aus in See gestochen ist.«
    »Wo liegt das Epizentrum?«
    Billings rückte näher und tippte eine Reihe von Befehlen ein. Eine Karte erschien. Irgendwo, mitten im Pazifischen Ozean, war ein kleiner Punkt zu erkennen, von dem aus die Stoßwellen kreisförmig auseinanderliefen. » 11  Grad, 21  Minuten Nord und 142  Grad, 12  Minuten Ost. Etwa dreihundertzwanzig Kilometer südwestlich von Guam«, sagte er. »Die Japaner untersuchen dort einige
Megaplumes
, Warmwasserströmungen, die bei vulkanischen Aktivitäten entstehen.«
    »Die Challenger-Tiefe«, flüsterte Ella. »Der dritttiefste Punkt der Erde.«
    Esteban nickte. »Unsere Messungen haben ergeben, dass sich die Störung in annährend elftausend Metern Tiefe befindet.«
    Ella runzelte die Stirn. »Elftausend? Aber die Challenger-Tiefe allein ist doch schon annährend elftausend Meter tief. Das würde ja bedeuten, dass das Epizentrum auf Höhe des

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