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Maienfrost

Maienfrost

Titel: Maienfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Schwarz
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Stimme seine Pistole zurück. Gegenüber so viel Starrsinn konnte Henning nur den Kopf schütteln. »Du wirst noch von mir hören, Bürschlein!«, versprach er. »Wenn ich wiederkomme, werde ich ein ernstes Wörtchen mit deinen Eltern zu reden haben. Und jetzt mach’, dass du heimkommst«, forderte er ihn auf, nachdem er sich seinen Namen und die Anschrift notiert hatte.
    Damit war für ihn das Thema vorerst erledigt. Er schickte sich an, zu seinem Wagen zurückzugehen. Der Junge jedoch schien nicht gewillt, sich kommentarlos zu fügen. »Ich will meine Pistole wiederhaben!«, beharrte er, kaum, dass Henning ihm den Rücken zugedreht hatte.
    Der Kommissar fühlte Wut in sich hochkochen. Einen Moment lang erwog er umzukehren, um den Bengel zur Rede zu stellen. Am Ende ließ er es dann aber doch bleiben. Nachdem er sich hinter dem Steuer seines Wagens niedergelassen und den Motor gestartet hatte, setzte er den Blinker, um sich wieder in den Verkehr einzuordnen. Vom Rückspiegel aus warf er einen letzten Blick auf den wie versteinert am Straßenrand stehenden Jungen.
    Versucht, einen klaren Kopf zu bewahren, zwang sich Henning, seine Gedanken nunmehr wieder auf sein eigentliches Problem zu richten. Ein Hinweisschild verriet ihm, dass ihn nur noch wenige Kilometer von Vitt trennten.
    In dem kleinen Fischerdörfchen angelangt, erkundigte er sich nach Pascal Austens Wochenendgrundstück. Nachdem ihm ein Einheimischer den Weg beschrieben hatte, lenkte er seinen Wagen zu der ihm angegebenen Adresse. Das Anwesen lag am Ende eines staubigen, mit Schlaglöchern gepflasterten Feldweges, der zu beiden Seiten von Sanddornsträuchern begrenzt wurde. Von einem niedrigen Zaun umgeben, zeichneten sich die Konturen eines hinter Büschen verborgen liegenden Bungalows ab. Die weiß gestrichenen Fensterläden geschlossen, lag er verlassen in der Morgensonne. Es gab keinerlei Hinweise, die Rückschluss auf die Anwesenheit seines Besitzers zuließen.
    Bevor Henning ausstieg, griff er sich die achtlos auf den Beifahrersitz geworfene Waffe, um sie einer genaueren Inspektion zu unterziehen. Mit Schusswaffen erfahren, sah er auf den ersten Blick, dass es sich um eine Smith & Wesson handelte. Was ihm jedoch erst jetzt auffiel und dafür sorgte, dass ihm vor Scham ganz heiß wurde, war die Tatsache, dass es sich bei ihr um eine Attrappe handelte. Eine täuschend echte zwar, aber eben eine Nachbildung. Henning schalt sich einen Narren, dass er es in der Aufregung unterlassen hatte, sich an Ort und Stelle davon zu überzeugen. Doch nun war es zu spät.
    Unentschlossen wog er den Revolver in seinen Händen. Auf den ersten Blick sah man ihm nicht an, dass er unecht war. Vielleicht konnte er ihm ja noch von Nutzen sein. Bevor er aufbrach, steckte er ihn in seinen Hosenbund. Nachdem er mit geübtem Blick die Lage sondiert und den das Grundstück umschließenden Zaun überwunden hatte, näherte er sich dem einsam gelegenen Bungalow. Über einer ins Erdreich getriebenen Garage, der sich eine gepflasterte Einfahrt anschloss, befand sich der Wohnbereich, der durch seine geschlossenen Fensterläden wie eine uneinnehmbare Festung wirkte. Seine Hoffnung, sich über die Garage Zugang zu verschaffen, wurde in dem Moment zunichte gemacht, als er sich einem mittels modernster Technik fernzusteuerndem Garagentor gegenüber stehen sah. Wollte er ins Innere des Hauses gelangen, musste er sich nach einer anderen Einstiegsmöglichkeit umsehen. Danach Ausschau haltend, fiel Henning auf der rückwärtigen Seite des Bungalows eine in den Keller führende Treppe auf. Die sich den Stufen anschließende Tür erweckte sein Interesse. Sein dafür geschultes Auge ließ ihn davon ausgehen, das Schloss mit dem für Notfälle im Handschuhfach seines Wagens deponierten Universalschlüssels aufzubekommen. Nachdem es ihm, wie erhofft, problemlos gelungen war, sie zu öffnen, gab sie den Blick auf einen verwahrlosten Kellerraum frei. Seinen feuchten, mit unappetitlichen Stockflecken überzogenen Wänden entströmte eine von Moder durchdrungene Fäulnis. Aufgeschreckt durch das von draußen hereinfallende Tageslicht, huschte ein Heer von Kellerasseln über den, von einer dicken Staubschicht bedeckten Boden. Henning gegenüber, befand sich eine weitere Tür. Undurchdringliche Schwärze umfing ihn, als er den dahinter liegenden Raum betrat. Zögerlich tastete seine Hand nach dem Lichtschalter. Das daraufhin grell aufflammende Neonlicht ließ ihn einen Moment lang blinzeln. Als sich

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