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Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Titel: Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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die Marke noch die Papiere, noch die fünfzig Franc.
    Sonst lag nichts bei. Kein Wort der Erklärung. Er fühlte sich gekränkt.
     
    Es war kurz nach elf, als das Telefon klingelte.
    »Jemand will Sie unbedingt persönlich sprechen, weigert sich aber, seinen Namen zu nennen, Kommissar. Er behauptet, Sie würden seinen Anruf erwarten und wären sehr verärgert, wenn ich ihn nicht durchstelle. Was soll ich tun?«
    »Stellen Sie durch!«
    Mit einer Hand zündete er ein Streichholz an, um seine erloschene Pfeife wieder anzumachen.
    »Hallo? Ja, bitte …«
    Die Person am anderen Ende schwieg eine ganze Weile, und wären nicht die Atemzüge in der Leitung gewesen, hätte man meinen können, die Verbindung sei unterbrochen worden.
    »Ja, bitte …«, wiederholte er.
    Wiederum Schweigen, dann endlich:
    »Ich bin’s …«
    Eine recht tiefe Männerstimme, die aber doch so klang, als druckste ein Kind herum, das etwas angestellt hat.
    »Meine Brieftasche?«
    »Ja.«
    »Sie wussten nicht, wer ich bin?«
    »Natürlich nicht, sonst …«
    »Warum rufen Sie mich an?«
    »Weil ich Sie unbedingt sprechen muss …«
    »Dann kommen Sie doch in mein Büro.«
    »Nein! Zum Quai des Orfèvres, das geht nicht.«
    »Sind Sie hier bekannt?«
    »Nein, ich habe das Polizeipräsidium noch nie betreten.«
    »Was befürchten Sie denn?«
    Er spürte die Angst in der Stimme des Unbekannten.
    »Es ist privat.«
    »Was ist privat?«
    »Ich möchte Sie privat sprechen. Auf diese Lösung bin ich gekommen, als ich Ihren Namen auf der Marke las.«
    »Warum haben Sie meine Brieftasche gestohlen?«
    »Weil ich dringend Geld brauchte.«
    »Und jetzt?«
    »Ich hab’s mir anders überlegt. Ganz sicher bin ich mir noch nicht. Es wäre besser, wenn Sie so schnell wie möglich hierherkommen würden, bevor ich es mir noch einmal anders überlege …«
    Dieses Gespräch hatte etwas Unwirkliches, genau wie die Stimme, und doch nahm Maigret die Sache ernst.
    »Wo sind Sie?«
    »Werden Sie kommen?«
    »Ja.«
    »Allein?«
    »Legen Sie Wert darauf, dass ich allein komme?«
    »Unser Gespräch muss unter uns bleiben. Geben Sie mir Ihr Wort?«
    »Das kommt darauf an.«
    »Worauf?«
    »Auf das, was Sie mir sagen werden.«
    Wiederum schwieg der Anrufer, aber diesmal wirkte sein Schweigen bedrückend.
    »Ich bitte Sie, mir eine Chance zu geben. Immerhin rufe ich Sie an. Sie kennen mich nicht. Sie können mich auch nicht ausfindig machen. Wenn Sie nicht kommen, werden Sie nie erfahren, wer ich bin. Da könnten Sie mir Ihrerseits …«
    Er suchte vergeblich nach dem passenden Wort.
    »Mein Wort geben?«, schlug Maigret vor.
    »Nicht so schnell! Sie könnten mir doch nach unserem Gespräch fünf Minuten Zeit lassen, um zu verschwinden, wenn ich Sie darum bitte …«
    »Ich kann mich nicht festlegen, ohne mehr über die Sache zu wissen. Immerhin bin ich Beamter der Kriminalpolizei …«
    »Wenn Sie mir glauben, erübrigt sich das Ganze. Wenn Sie mir aber nicht glauben und irgendwelche Zweifel haben, dann schauen Sie eben so lange in eine andere Richtung, bis ich mich fortgemacht habe. Danach können Sie ja Ihre Leute anrufen …«
    »Wo sind Sie jetzt?«
    »Also, abgemacht?«
    »Ich bin bereit, zu Ihnen zu kommen.«
    »Sie akzeptieren meine Bedingungen?«
    »Ich komme allein.«
    »Aber Sie geben mir nicht Ihr Wort?«
    »Nein.«
    Er konnte unmöglich anders handeln. Er fragte sich besorgt, wie der Anrufer reagieren würde. Er war in einer Telefonzelle oder in einem Café, denn im Hintergrund war Lärm zu hören.
    »Haben Sie sich entschieden?«, fragte Maigret, der allmählich die Geduld verlor.
    »Schlimmer kann es ohnehin nicht mehr werden! … Was die Zeitungen über Sie schreiben, klingt vertrauenerweckend. Sind denn all die Geschichten wahr?«
    »Was für Geschichten?«
    »Dass Sie Dinge verstehen können, die die meisten Polizeibeamten und Richter nicht verstehen, und dass Sie in manchen Fällen sogar …«
    »Dass ich was?«
    »Vielleicht rede ich einfach zu viel … Ich weiß auch nicht mehr … Ja, dass Sie ab und an mal ein Auge zugedrückt haben …«
    Maigret antwortete lieber nicht darauf.
    »Wo sind Sie jetzt?«
    »Weit vom Quai des Orfèvres entfernt. Wenn ich Ihnen jetzt schon sage, wo ich bin, haben Sie genug Zeit, um mich von einem Bezirksinspektor festnehmen zu lassen. Sie brauchen ja nur mal kurz anzurufen und meine Personenbeschreibung durchzugeben …«
    »Woher wissen Sie, dass ich Sie gesehen habe?«
    »Als ich mich noch einmal umgedreht habe, haben wir

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