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Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Titel: Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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uns kurz angeschaut, Sie erinnern sich doch bestimmt noch daran. Ich hatte große Angst.«
    »Wegen der Brieftasche?«
    »Nicht nur deswegen. Hören Sie bitte genau zu! Lassen Sie sich zum Café ›Le Métro‹ fahren. Es ist gleichzeitig ein Tabakladen und befindet sich an der Ecke Boulevard de Grenelle und Avenue La Motte-Picquet. Sie brauchen ungefähr eine halbe Stunde, bis Sie da sind. Ich rufe Sie dort an. Ich werde mich ganz in der Nähe aufhalten und dann gleich ins Café kommen.«
    Maigret öffnete den Mund, aber der Anrufer hatte schon aufgelegt. Die Sache erweckte seine Neugier, aber zugleich war er verärgert, denn noch nie hatte ihn ein Unbekannter so dreist, ja, geradezu unverschämt herumkommandiert.
    Und doch konnte er ihm nicht wirklich böse sein. Während des ganzen Gesprächs, das immer wieder ins Stocken geraten war, hatte er gespürt, dass dem Mann am anderen Ende der Leitung die Angst im Nacken saß, dass er alles daransetzte, um zu einer für beide Teile annehmbaren Lösung zu gelangen und den Kommissar unter vier Augen zu sprechen, der ihm als der einzig mögliche Retter aus der Not erschien.
    Und das nur, weil er ihm seine Brieftasche entwendet hatte, ohne zu wissen, wer er war!
    »Janvier! Hast du einen Wagen unten stehen? Du musst mich ins Grenelle-Viertel fahren!«
    Janvier sah ihn verwundert an, denn in diesem Stadtteil waren keine Ermittlungen im Gange.
    »Eine persönliche Verabredung mit dem Burschen, der mir meine Brieftasche geklaut hat.«
    »Haben Sie sie denn wiederbekommen?«
    »Ja, mit der Morgenpost.«
    »Auch Ihre Dienstmarke? Das würde mich ja sehr wundern, denn die behält jeder gern als Andenken.«
    »Die Marke, die Papiere, sogar das Geld, alles war da …«
    »Dann sollte das wohl ein Scherz sein!«
    »Nein. Ganz im Gegenteil, ich habe vielmehr den Eindruck, es handelt sich um eine sehr ernste Angelegenheit. Der Dieb hat mich eben angerufen, um mir zu sagen, dass er mich erwartet.«
    »Soll ich Sie begleiten?«
    »Bis zum Boulevard de Grenelle. Dann verschwindest du, denn er will mich allein sehen.«
    Sie fuhren die Quais entlang bis zum Pont Bir-Hakeim. Maigret blickte schweigend auf die Seine. Überall waren Bauarbeiten im Gang, hohe Bretterzäune versperrten die Aussicht. So war es schon in seinem ersten Pariser Jahr gewesen. Anscheinend fingen sie alle zehn oder fünfzehn Jahre von vorne an, wenn Paris wieder einmal aus allen Nähten platzte.
    »Wo soll ich Sie absetzen?«
    »Hier.«
    Sie waren an der Ecke Boulevard de Grenelle und Rue Saint-Charles angelangt.
    »Soll ich auf Sie warten?«
    »Eine halbe Stunde. Wenn ich bis dahin nicht zurück bin, fahr zum Quai des Orfèvres zurück oder geh essen.«
    Auch Janvier kam die Sache höchst sonderbar vor. Kopfschüttelnd blickte er dem Kommissar nach, der sich langsam entfernte.
    Die Sonne knallte auf den Gehsteig. Heiße und kalte Windstöße wechselten einander ab, als hätte die Luft noch nicht die Zeit gehabt, um sich gleichmäßig zu erwärmen und ihre Frühlingstemperatur zu erreichen.
    Ein kleines Mädchen verkaufte Veilchen vor einem Restaurant. Von weitem schon entdeckte Maigret das Café an der Ecke, dessen Schild mit der Aufschrift Le Métro wohl allabendlich aufflammte. Es war ein nichtssagendes Lokal, ein Ausschank mit einem Tabakladen, wo man schnell seine Zigaretten kauft, an der Theke einen Kaffee trinkt oder sich kurz hinsetzt, wenn man verabredet ist und auf den anderen wartet.
    Maigret sah sich um. Die Theke wurde zu beiden Seiten von zwanzig runden Tischchen flankiert. Die meisten waren leer.
    Natürlich war der Taschendieb noch nicht da, und der Kommissar setzte sich an einen der Fenstertische und ließ sich ein Bier vom Fass bringen.
    Maigret behielt die Tür im Auge, beobachtete die Leute, die auf sie zugingen, sie aufstießen, an die Kasse traten, hinter der die Zigaretten in Regalen aufgestapelt waren.
    Er war gerade dabei, sich zu fragen, ob er nicht zu leichtgläubig gewesen war, als er die Gestalt und dann das Gesicht des Mannes auf dem Gehsteig erkannte. Dieser sah nicht in seine Richtung, sondern ging direkt an die kupferne Theke, stützte die Ellbogen auf und bestellte.
    »Einen Rum …«
    Er war unruhig. Seine Hände waren die ganze Zeit in Bewegung. Er vermied es tunlichst, sich umzudrehen. Er schien es kaum erwarten zu können, dass man ihn endlich bediente, als ob er den Alkohol dringend brauchte.
    Während er das Getränk an die Lippen führte, machte er dem Kellner ein Zeichen, die

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