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Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes

Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes

Titel: Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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genau gegenüber dem ›Citanguette‹ ein Hotel und ging hinein.
    »Ich möchte ein Zimmer mit Blick auf die Seine.«
    »Für wie lange?«
    Er zuckte die Schultern. Es war der denkbar ungünstigste Moment, ihn zu reizen.
    »So lange, wie es mir paßt. Kriminalpolizei …«
    »Wir haben nichts frei.«
    »Gut. Dann zeigen Sie mir mal Ihr Gästebuch …«
    »Das heißt … Einen Augenblick! Ich muß mit dem Etagenkellner telefonieren, ob Nummer achtzehn …«
    »Trottel!« stieß Maigret zwischen den Zähnen hervor.
    Selbstverständlich bekam er das Zimmer. Es war ein luxuriöses Hotel. Der Etagenkellner fragte:
    »Haben Sie Gepäck?«
    »Nein, gar nichts. Bring mir bloß ein Fernglas!«
    »Aber … Ich weiß nicht, ob –«
    »Los! Hol mir ein Fernglas, egal, wo …«
    Seufzend legte er seinen Überzieher ab, öffnete das Fenster, stopfte seine Pfeife. Keine fünf Minuten später wurde ihm ein Opernglas mit Perlmuttgriff gebracht.
    »Es gehört der Geschäftsführerin. Sie läßt Ihnen sagen, Sie –«
    »In Ordnung! … Verschwinde!«
     
    Jetzt kannte er die Fassade des ›Citanguette‹ schon bis in alle Einzelheiten.
    Ein Fenster im Obergeschoß stand offen. Man sah ein ungemachtes Bett, darüber ausgebreitet eine riesige rote Daunendecke, buntbestickte Pantoffeln auf einem Teppich aus Schaffell.
    Das Schlafzimmer des Wirts!
    Das Fenster daneben war geschlossen. Das dritte in der Reihe stand ebenfalls offen, und dahinter kämmte sich eine dicke Frau im Unterrock.
    Die Wirtin. Oder das Dienstmädchen.
    Unten im Lokal rieb der Wirt seine Tische blank. An dem einen saß Inspektor Dufour vor einem Glas Rotwein. Die beiden Männer sprachen miteinander, das sah man.
    Weiter drüben, am Rand der gepflasterten Uferstraße, stand ein blonder junger Mann, der einen Regenmantel und eine graue Mütze trug und der das Ausladen des Zementkahns zu beaufsichtigen schien.
    Das war Inspektor Janvier, einer der jüngsten Beamten der Kriminalpolizei.
    Neben dem Bett in Maigrets Zimmer stand ein Telefon. Der Kommissar nahm den Hörer ab.
    »Hallo? Spreche ich mit der Zentrale?«
    »Was wünschen Sie, bitte?«
    »Verbinden Sie mich mit dem Bistro, das da drüben am anderen Ufer liegt und ›La Citanguette‹ heißt.«
    »Sehr wohl!« antwortete eine gezierte Stimme.
    Er mußte lange warten. Vom Fenster aus sah er, wie der Wirt endlich seinen Lappen beiseite legte und auf eine Tür zuging. Dann klingelte es bei ihm im Zimmer.
    »Ihre Verbindung, Monsieur!«
    »Hallo! ›La Citanguette‹? Bitte rufen Sie den Herrn, der in Ihrem Lokal sitzt, ans Telefon … Ja! … Ein Irrtum ist ausgeschlossen, er ist der einzige Gast …«
    Durch das Fenster sah er den entgeisterten Wirt mit Dufour sprechen, der gleich darauf die Telefonkabine betrat.
    »Bist du’s?«
    »Sie, Chef?«
    »Ich bin hier drüben in dem Hotel, das du von deinem Platz aus sehen kannst … Was macht unser Mann?«
    »Er schläft.«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Eben noch hab ich ihn durch die Tür schnarchen gehört. Da hab ich die Tür einen Spaltbreit geöffnet und ihn gesehen … Er liegt auf der Seite, vollständig bekleidet.«
    »Bist du sicher, daß der Wirt ihn nicht gewarnt hat?«
    »Der hat zuviel Respekt vor der Polizei! Hat vor Jahren schon einmal Ärger gehabt. Sie haben ihm mit dem Entzug seiner Lizenz gedroht. Seither ist er windelweich.«
    »Wie viele Ausgänge?«
    »Zwei. Der Haupteingang und eine Tür zum Hof … Janvier hat sie von draußen im Auge.«
    »Ist niemand nach oben gegangen?«
    »Nein. Und niemand kann hinaufgehen, ohne an mir vorbeizukommen, denn die Treppe befindet sich hier im Schankraum hinter der Theke.«
    »In Ordnung. Iß dort zu Mittag. Ich ruf später wieder an. Und versuch, wie ein Schiffsagent auszusehen …«
    Maigret legte auf, schob einen Sessel an das offene Fenster, begann zu frieren, nahm seinen Mantel vom Türhaken und zog ihn an.
    »Fertig?« fragte das Fräulein im Hotelbüro.
    »Fertig, ja. Lassen Sie mir Bier heraufschicken. Und Tabak!«
    »Wir haben keinen Tabak.«
    »Dann besorgen Sie welchen!«
    Um drei Uhr nachmittags saß er immer noch am gleichen Platz, das Fernglas auf den Knien, ein leeres Bierglas in Reichweite, und trotz des offenen Fensters roch es im Zimmer penetrant nach Pfeifenrauch.
    Er hatte die Morgenzeitungen zu Boden flattern lassen. Sie verkündeten die neueste polizeiliche Nachricht unter dem Titel:
     
    Ein zum Tode verurteilter Häftling bricht aus der Santé aus.
     
    Wieder und wieder reckte Maigret die

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