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Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes

Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes

Titel: Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Boulevard Arago. Dufour und Janvier beschatten ihn …«
    »Du kannst schlafen gehen.«
    Maigret schüttelte dem Inspektor geistesabwesend die Hand, entfernte sich mit schweren Schritten und gesenktem Kopf und steckte sich eine Pfeife an.
    Es war vier Uhr morgens, als er die Tür seines Büros am Quai des Orfèvres aufstieß. Seufzend entledigte er sich seines Mantels, leerte ein halbes Glas abgestandenes Bier, das vergessen zwischen dem Papierkram auf dem Schreibtisch stand, und ließ sich in seinen Sessel fallen.
    Vor ihm lag eine prall gefüllte Aktenmappe. Ein Schreiber der Kriminalpolizei hatte sie mit einem schön geschwungenen Titel versehen:
     
    Fall Heurtin
     
    Das Warten dauerte drei Stunden. Die nackte Glühbirne war von einer Rauchwolke umgeben, die sich beim geringsten Luftzug ausbreitete. Von Zeit zu Zeit erhob sich Maigret, um das Feuer im Ofen zu schüren, dann setzte er sich wieder hin, nicht ohne der Reihe nach seinen Rock, seinen Kragen und schließlich seine Weste abzulegen.
    Das Telefon stand in Reichweite, und gegen sechs Uhr griff er nach dem Hörer, um sich zu vergewissern, daß seine Leitung in die Stadt freigehalten wurde.
    Die gelbe Mappe lag offen auf dem Schreibtisch. Polizeiberichte, Zeitungsausschnitte, Protokolle, Fotografien waren herausgeglitten, und Maigret betrachtete sie von weitem, zog manchmal ein Schriftstück näher heran, weniger um es zu lesen, als um seine Gedanken zu ordnen.
    Das Ganze wurde von einer vielsagenden Schlagzeile beherrscht, die sich über zwei Zeitungsspalten hinzog:
     
    Joseph Heurtin, der Mörder von Madame Henderson und ihrer Zofe, ist heute morgen zum Tode verurteilt worden.
     
    Maigret rauchte pausenlos, betrachtete besorgt den hartnäckig schweigenden Telefonapparat.
    Um sechs Uhr zehn klingelte es, aber es war eine falsche Verbindung.
    Von seinem Platz aus konnte der Kommissar einzelne Abschnitte aus den verschiedenen Schriftstücken lesen, die er im übrigen auswendig wußte.
     
    Joseph-Jean-Marie Heurtin, geboren in Melun, 27 Jahre alt, als Laufbursche angestellt bei Monsieur Gérardier, Blumenhändler, Rue de Sèvres …
     
    Eine Fotografie, aufgenommen vor einem Jahr, zeigte ihn in einer Jahrmarktbude in Neuilly. Ein hochaufgeschossener Jüngling mit übermäßig langen Armen, einem dreieckigen Kopf, fahlem Teint und Kleidern, die geschmacklose Eitelkeit verrieten.
     
    Bluttat in Saint-Cloud
    Reiche Amerikanerin und ihre Zofe erdolcht aufgefunden
     
    Das war im Juli gewesen.
    Maigret stieß die grausigen Bilder, die der polizeiliche Erkennungsdienst am Tatort gemacht hatte, von sich: die beiden Leichen, aus allen Blickwinkeln fotografiert, überall Blut, verzerrte Gesichter, blutbefleckte, zerfetzte Nachthemden.
     
    Kommissar Maigret von der Kriminalpolizei klärt das Verbrechen von Saint-Cloud auf. Der Mörder sitzt hinter Schloß und Riegel.
     
    Er wühlte in den Papieren auf dem Schreibtisch, fand den Zeitungsausschnitt, der erst zehn Tage alt war.
     
    Joseph Heurtin, der Mörder von Madame Henderson und ihrer Zofe, ist heute morgen zum Tode verurteilt worden.
     
    Im Hof des Polizeipräsidiums spuckte ein Gefängniswagen seine nächtliche Ernte aus, die vorwiegend aus Frauen bestand. Nach und nach konnte man Schritte in den Korridoren hören, und über der Seine lichtete sich der Morgennebel.
    Das Telefon schrillte.
    »Hallo! Dufour?«
    »Am Apparat, Chef.«
    »Nun?«
    »Nichts. Das heißt … Wenn Sie wollen, fahr ich hin. Im Augenblick genügt Janvier …«
    »Wo ist er?«
    »Im ›Citanguette‹.«
    »Wie? … Wo, sagst du?«
    »Das ist ein Bistro bei Issy-les-Moulineaux … Ich nehm schnell ein Taxi und berichte Ihnen gleich ausführlich …«
    Maigret wanderte im Büro umher, schickte den Bürodiener in die Brasserie Dauphine nach Kaffee und Hörnchen.
    Er hatte gerade den ersten Bissen im Mund, als Inspektor Dufour hereinkam, klein und zierlich und überaus korrekt in seinem grauen Anzug mit dem sehr hohen und sehr steifen Hemdkragen. Dufour trug seine übliche undurchdringliche Miene zur Schau.
    »Sag mir als erstes, was es mit dem ›Citanguette‹ auf sich hat«, knurrte Maigret. »Setz dich!«
    »Das ist ein Bistro für die Schiffer, direkt an der Seine, zwischen Grenelle und Issy-les-Moulineaux.«
    »Ist er geradewegs dorthin gegangen?«
    »Eben nicht, nein! Und es ist ein Wunder, daß er Janvier und mich nicht abgehängt hat …«
    »Hast du schon gefrühstückt?«
    »Im ›Citanguette‹, ja.«
    »Also, schieß

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