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Maigret und das Verbrechen in Holland

Maigret und das Verbrechen in Holland

Titel: Maigret und das Verbrechen in Holland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Französisch?« fragte dieser.
    Verneinende Bewegung. Eine Spur Verlegenheit.
    »Bringen Sie mir Bier … Bier!«
    Und als er saß, zog er seinen kleinen Zettel aus der Tasche. Der letzte Name fiel ihm in die Augen. Er de u tete auf ihn, sagte zwei oder dreimal:
    »Liewens …«
    Die drei Männer redeten untereinander. Dann stand einer von ihnen auf, ein großer Bursche mit Seemann s mütze und gab Maigret ein Zeichen, ihm zu folgen. Da der Kommissar noch kein holländisches Geld hatte und einen Hundertfrancs-Schein wechseln wollte, sagte man ihm mehrmals:
    »Morgen! … Morgen! …«
    Morgen! Wenn er wiederkam!
    Es ging familiär zu hier. Es hatte etwas sehr Unko m pliziertes, ja Naives an sich. Schweigend führte der Cic e rone Maigret durch die Straßen der Kleinstadt. Zur Li n ken stand ein Schuppen voller alter Anker, voller Taue, Ketten, Bojen und Kompasse, die zum Teil sogar auf dem Gehsteig lagen. Ein Stück weiter arbeitete ein S e gelmacher unter der Tür.
    Und in dem Schaufenster einer Konditorei lag eine unglaubliche Auswahl an Schokoladen und kunstvoll verziertem Zuckerwerk.
    »Nicht Englisch sprechen?«
    Maigret schüttelte den Kopf.
    »Nicht Deutsch?«
    Wieder Kopfschütteln, und der Mann schwieg wi e der. Am Ende einer Straße fing schon das freie Feld an: grüne Wiesen, ein Kanal, auf dem beinahe über die ga n ze Breite Baumstämme aus dem Norden schwammen, die durch das Land befördert werden sollten.
    In der Ferne ein Dach mit glasierten Ziegeln.
    »Liewens! … Dag, mijnheer! «
    Und Maigret ging allein weiter, nachdem er versucht hatte, sich bei dem Mann zu bedanken, der ihn, ohne ihn zu kennen, fast eine Viertelstunde lang begleitet ha t te, um ihm behilflich zu sein.
    Der Himmel war wolkenlos, die Luft von erstaunl i cher Klarheit. Der Kommissar kam an einem Holzlager vorbei, wo die Stapel von Eichen-, Mahagoni- und Teakholz die Höhe von Häusern erreichten.
    Ein vertäutes Schiff. Kinder spielten. Dann einen K i lometer kein Mensch. Immer noch die Baumstämme auf dem Kanal. Weiße Zäune um Felder, auf denen prächt i ge Kühe weideten.
    Wieder prallte die Wirklichkeit mit der vorgefaßten Meinung zusammen: Für Maigret bedeutete das Wort Bauernhof ein Strohdach, Misthaufen und eine Menge Tiere.
    Und nun stand er vor einem hübschen neuen Haus, das von einem Garten mit wunderschönen blühenden Blumen umgeben war. Vor dem Haus auf dem Kanal ein elegant geschnittenes Mahagoniboot. Am Zaun ein vernickeltes Damenfahrrad.
    Er suchte vergebens nach einer Klingel. Er rief, aber niemand antwortete. Ein Hund kam und rieb sich an ihm.
    Links an das Wohnhaus schloß sich ein langes G e bäude mit regelmäßig verteilten Fenstern ohne Vorhänge an. Ohne die solide Bauweise und vor allem ohne die hübsche Bemalung hätte man es für einen Schuppen halten können.
    Von dorther hörte man ein Muhen, und Maigret ging um die Blumenbeete herum und stand vor einer weit offenen Tür.
    Das Gebäude war ein Stall, aber ein Stall, in dem es so sauber war wie in einem Haus. Überall roter Klinker, der dem Ganzen einen warmen, ja prächtigen Glanz ve r lieh. Abflußrinnen, über den Raufen ein System für a u tomatische Futterverteilung. Und hinter jedem Ve r schlag ein Flaschenzug, dessen Zweck Maigret erst später erfuhr: er diente dazu, den Schwanz der Tiere beim Melken hochzuhalten, so daß die Milch nicht verunre i nigt wurde.
    Im Innern war es halb dunkel. Die Tiere waren dra u ßen, nur eines lag im ersten Verschlag auf der Seite.
    Ein junges Mädchen kam auf den Besucher zu und fragte ihn zuerst etwas auf holländisch.
    »Mademoiselle Liewens?«
    »Ja … Sind Sie Franzose?«
    Während sie redete, schaute sie auf die Kuh. Sie l ä chelte etwas ironisch, was Maigret nicht gleich begriff.
    Und hier erwiesen sich die vorgefaßten Meinungen wieder als falsch. Beetje Liewens trug schwarze Gumm i stiefel, in denen sie wie eine Reiterin aussah.
    Darüber ein grünes Seidenkleid, das von einer Schw e sternschürze beinahe ganz verdeckt wurde.
    Ein rosiges, vielleicht zu rosiges Gesicht. Ein gesu n des, fröhliches Lächeln, dem aber Zartheit fehlte. Große, blaue Augen. Rote Haare.
    Zuerst mußte sie sich auf die französischen Wörter besinnen, und sie redete mit starkem Akzent. Aber bald war sie wieder mit der Sprache vertraut.
    »Sie wollen meinen Vater sprechen?«
    »Sie …«
    Beinahe hätte sie schallend gelacht.
    »Sie müssen mich entschuldigen … Mein Vater ist nach Groningen gefahren und kommt erst heute

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