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Maigret und die Affäre Saint Fiacre

Maigret und die Affäre Saint Fiacre

Titel: Maigret und die Affäre Saint Fiacre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Pausen unterbrochenen Wortwechsel lautes Gepolter. Saint-Fiacre hielt sich offenbar nicht länger im Zaum. Etwas schlug wi e derholt auf dem Parkett auf.
    Maigret öffnete die Türe einen Spaltbreit. Maurice de Saint-Fiacre hielt Gautier am Hals und schlug seinen Kopf gegen den Boden.
    Als er den Kommissar erblickte, ließ er los, wischte sich über die Stirn, richtete sich zu voller Größe auf.
    »Das wäre erledigt!« sagte er, außer Atem.
    Er bemerkte den Verwalter, runzelte die Brauen.
    »Spürst du kein Bedürfnis, gleichfalls um Verzeihung zu bitten, du?«
    Und der alte Gautier wurde von solcher Angst gepackt, daß er sich auf die Knie warf.
    Von der Toten sah man im flackernden Schein von zwei Kerzen bloß die übergroß wirkende Nase und die gefalteten Hände, die einen Rosenkranz hielten.
    »Raus!«
    Der Graf stieß Emile Gautier aus dem Raum, schloß die Türe. Und die Gruppe bewegte sich die Treppe hinunter.
    Emile Gautier blutete. Er suchte vergeblich nach einem Taschentuch. Der Arzt gab ihm das seine. Denn der Anblick war erbärmlich: ein gequältes, blutverschmiertes G e sicht; die Nase war bloß noch ein Klumpen, die Oberli p pe gespalten …
    Doch am gräßlichsten, am widerwärtigsten waren die Augen mit dem unsteten, ausweichenden Blick …
    Maurice de Saint-Fiacre, hochaufgerichtet wie ein Hausherr, der weiß, was er zu tun hat, durchquerte mit großen Schritten den langen Korridor im Erdgeschoß, öffnete das Portal, spürte einen Schwall eisiger Luft.
    »Verschwindet!« herrschte er die zwei Gautiers an.
    Doch im Augenblick, in dem Emile hinaustrat, packte er ihn instinktiv nochmals, zerrte ihn zurück.
    Maigret war sicher, daß der Graf aufschluchzte. Er schlug abermals zu und schrie:
    »Lump! … Lump! …«
    Es genügte, daß ihn der Kommissar an der Schulter berührte. Saint-Fiacre zügelte sich sogleich, warf den anderen buchstäblich die Treppe hinab, schloß die Türe. Man hörte gerade noch den Ruf des Alten:
    »Emile! … Wo bist du? …«
     
    Der Priester betete, auf das Büfett gestützt. In einer Ecke verharrten Métayer und sein Anwalt reglos, die Augen auf die Türe gerichtet.
    Maurice de Saint-Fiacre trat ein, erhobenen Hauptes.
    »Messieurs …«, begann er.
    Doch nein! Er war nicht fähig weiterzureden. Die Erregung schnürte ihm die Kehle zu. Er war am Ende se i ner Widerstandskraft.
    Er drückte die Hand des Arztes, jene Maigrets. Er gab ihnen zu verstehen, daß sie gehen sollten. Dann, sich nach Métayer und seinem Begleiter umdrehend, wartete er.
    Die beiden schienen nicht zu verstehen. Oder die Angst lähmte sie.
    Um ihnen ihren Weg zu weisen, bedurfte es einer Geste, der ein Fingerschnalzen folgte.
    Nichts anderes!
    Oder doch? Der Anwalt suchte nach seinem Hut, und Saint-Fiacre stöhnte:
    »Schneller! …«
    Hinter einer Türe vernahm Maigret Gemurmel, und er erriet, daß da die Dienstboten waren, dabei, darüber zu rätseln, was wohl im Schloß vor sich ging.
    Er schlüpfte in seinen schweren Mantel. Er fühlte das Verlangen, Saint-Fiacre nochmals die Hand zu drücken.
    Das Portal war offen. Draußen herrschte eine klare und kalte Nacht, völlig wolkenlos. Die Pappeln hoben sich vom mondhellen Himmel ab. Schritte tönten irgendwo, weit weg, und aus den Fenstern des Verwalte r hauses fiel Licht.
    »Nein, bleiben Sie, Herr Pfarrer.«
    Und die Stimme von Maurice de Saint-Fiacre sagte im hallenden Korridor noch:
    »So, jetzt, wenn Sie nicht zu müde sind, wollen wir bei meiner Mutter wachen …«
    11
    Die zweitönige Pfeife
    S
    ie dürfen mir nicht böse sein, wenn ich so schlecht für Sie sorge, Monsieur Maigret … Aber wegen der Bestattung …«
    Und die arme Marie Tatin mühte sich ab, stellte ganze Kisten voll Bier- und Limonadeflaschen bereit.
    »Vor allem die, die von weither kommen, werden zum Imbiß einkehren wollen …«
    Die Felder waren weiß bereift, und die Grashalme brachen unter den Schritten. Von Viertelstunde zu Viertelstunde ließen die Glocken der kleinen Kirche das T o tengeläut erklingen.
    Der Leichenwagen war früh bei Tagesanbruch eingetroffen, und die Sargträger hatten sich im Gasthaus niedergelassen, im Halbkreis um den Kachelofen.
    »Daß der Verwalter nicht zuhause ist, wundert mich«, hatte Marie Tatin zu ihnen gesagt. »Sicher ist er im Schloß, bei Monsieur Maurice …«
    Und es waren bereits einige Bauersleute zu sehen, die ihre Sonntagskleider trugen.
    Maigret beendete sein Frühstück, als er, aus dem Fenster schauend, den Chorknaben

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