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Maigret und die Unbekannte

Maigret und die Unbekannte

Titel: Maigret und die Unbekannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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du das zu Lognon gesagt hast?«
    »Fast ein Uhr. Bei ihm hat es länger gedauert als bei Ihnen, weil ich die Gäste bedienen mußte.«
    »Hast du einen Fahrplan?«
    »Wenn Sie wissen wollen, wann ein Zug nach Brüssel geht, dann hat’s keinen Sinn, nachzusehen. Der Inspektor ist hinuntergegangen, um den Bahnhof anzurufen. In der Nacht fuhr kein Zug mehr. Der erste fuhr um halb sechs morgens.«
    »Hat er dir gesagt, daß er ihn nehmen würde?«
    »Das brauchte er mir gar nicht erst zu sagen.«
    »Was, glaubst du, hat er bis fünf Uhr morgens gemacht?«
    »Was hätten Sie gemacht?«
    Maigret überlegte. Es war eben von zwei Ausländern die Rede gewesen, die beide im Viertel gewohnt zu haben schienen und beide die Pickwick-Bar entdeckt hatten.
    »Glaubst du, daß Lognon alle Hotels in der Nähe abgeklappert hat?«
    »Führen Sie die Untersuchung oder ich? Ich bin nicht für den Pechvogel verantwortlich.«
    »Janvier, geh doch mal hinunter und ruf das Palace in Brüssel an. Frag, ob Lognon dort eingetroffen ist. Er muß gegen halb zehn Uhr morgens angekommen sein. Vielleicht wartet er immer noch auf die Ankunft des Amerikaners im Auto.«
    Während Janvier unten war, sagte Maigret kein Wort.
    Und Albert, der wie er das Gespräch für beendet zu halten schien, hatte sich hinter die Theke gesetzt und aß weiter.
    Maigret hatte sein zweites Glas noch nicht angerührt, aber alle Oliven, die auf der Untertasse lagen, verzehrt. Er starrte in den Raum, auf die nebeneinanderstehenden Hocker, auf die Treppe im Hintergrund, und man hätte denken können, er versuche sich die Leute vorzustellen, die am Montagabend hier gewesen waren, als Luise Laboine im blauen Seidenkleid und Samtcape mit einer silbernen Tasche in der Hand hereingekommen war.
    Eine tiefe Falte zog sich quer über seine Stirn. Zweimal öffnete er den Mund, um etwas zu sagen, unterließ es dann aber doch. Mehr als zehn Minuten verstrichen, und der Wirt hatte währenddessen Zeit, seine Mahlzeit zu beenden, die Brotkrumen von der Tischplatte aufzulesen und eine Tasse Kaffee zu trinken. Dann ergriff er einen schmuddeligen Lappen und begann gerade, den Staub von den Flaschen im Regal abzuwischen, als Janvier wieder erschien.
    »Er ist am Apparat, Chef. Wollen Sie ihn sprechen?«
    »Das ist nicht nötig. Sag ihm, er könne zurückkommen.«
    Janvier zögerte. Er konnte seine Überraschung nicht verbergen und fragte sich, ob er recht gehört habe. Aber da er gewohnt war zu gehorchen, murmelte er schließlich: »Na schön« und machte kehrt.
    Albert war nicht zusammengezuckt, sondern, im Gegenteil, sein Gesicht war zu einer starren Maske geworden. Er wischte weiter mechanisch eine der Flaschen nach der anderen ab, und in dem Spiegel, der sich hinter dem Regal befand, konnte er dabei den Kommissar beobachten, der ihm den Rücken zukehrte.
    Janvier kam wieder, und Maigret fragte:
    »Hatte er Einwände?«
    »Er hat erst zu einer längeren Rede angesetzt, aber dann nur gesagt:
    ›Da es ein Befehl ist!‹«
    Maigret stand von seinem Hocker auf, knöpfte den Mantel zu, schob seinen Hut nach vorn.
    »Zieh dich an, Albert«, sagte er nur.
    »Was?«
    »Ich habe gesagt, zieh dich an. Wir werden zum Quai des Orfevres fahren.«
    Der andere starrte ihn entgeistert an.
    »Ich kann das Lokal nicht allein lassen.«
    »Du hast doch wohl einen Schlüssel?«
    »Was wollen Sie denn eigentlich von mir? Ich habe Ihnen gesagt, was ich weiß.«
    »Willst du gewaltsam abgeführt werden?«
    »Ich komme. Aber…«
    Er saß allein hinten in dem kleinen Auto und sagte während der ganzen Fahrt kein Wort. Starr blickte er vor sich hin wie jemand, der etwas zu begreifen versucht.
    Janvier schwieg ebenfalls, und Maigret rauchte stumm seine Pfeife.
    »So, und nun hinauf!«
    Er ließ ihn als ersten in sein Büro eintreten und fragte Jan vier vor ihm:
    »Wie spät ist es jetzt in Washington?«
    »Es muß acht Uhr morgens sein.«
    »Bis du die Verbindung bekommen hast, selbst wenn es ein dringendes Gespräch ist, wird es etwa neun Uhr sein. Verlange die Kriminalpolizei. Wenn Clare da ist, versuch ihn an den Apparat zu bekommen. Ich möchte ihn gern sprechen.«
    Langsam zog er seinen Mantel aus, setzte den Hut ab und tat beides in den Schrank.
    »Du kannst auch deinen Mantel ausziehen. Wir werden hier eine Weile zu tun haben.«
    »Sie haben mir noch immer nicht gesagt, warum ich…«
    »Wieviel Stunden warst du hier im Büro an jenem Tage, da wir uns über die Goldschiebungen unterhalten haben?«
    Albert

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