Mailverkehr für Anfänger (German Edition)
kann nicht kochen. Das muss eine Frau heutzutage auch nicht mehr.
Meine Wunschliste ist nicht utopisch. Ich bin eben eine Frau, die weiß, was sie will. Und die »Kaktusblüte« erst recht!
Mir tun die Frauen leid, die Deinen Weg kreuzen. Aber was Du schreibst, wundert mich nicht. Wie sagte Birgit doch gleich? »Ich wünschte, die Menschen würden sich nicht so verhalten, wie man es von ihnen erwartet …«
Du magst doch Musik, oder?
Hier habe ich was für Dich, guck mal bei YouTube nach:
»Männer sind Schweine« (Die Ärzte).
Geniales Lied, genialer Text.
Ob ich wütend bin? Na und wie!
Die »Kaktusblüte« war heute Mittag im Irish Pub am Hackeschen Markt, um den »zärtlichen Schmusebär« zu treffen. Er trug einen schwarz gefärbten Schnäuzer, der jedem Lederkerl gestanden hätte. Aber er war nicht schwul, das habe ich an seinem Blick gesehen. Nur unendlich bedürftig, unendlich hungrig und unendlich traurig. Ein alternder IT-Spezialist, der mit hängenden Schultern von der Raumfahrt träumt. Kein Wunder, in seinem Leben gibt’s keinen Knall mehr. Dreißig Jahre verheiratet, und Frauchen lässt ihn ein Mal im Monat ran, weil ein Mann ja Bedürfnisse hat … Ja, er ist verheiratet und will es auch bleiben. Hat er wohlweislich verschwiegen, vorher.
Der »Schmusebär« bezeichnete seine Ehe als »gut funktionierend«! Warum? Wegen dem fast abbezahlten Reihenhaus? Oder weil Frauchen wenigstens gut kochen kann und aus seinen Unterhosen die Bremsspuren rauswäscht?
Also wirklich, unglaublich!
Der »Kaktusblüte« hat es tatsächlich die Sprache verschlagen.
Zum Glück musste er gleich wieder los. Mittagspause vorbei. Ich blieb sitzen und trank ein großes Guinness, um diesen Schrecken zu verdauen. Zwei große Guinness. Drei. Wurde erst von japanischen Touristen angeflirtet, dann gefragt, ob ich die »Motz« kaufen will, und von Anzugträgern abschätzig gemustert. Liegt das an mir? Sehe ich so aus?
Schließlich bin ich nach Hause geschwankt und habe mir die nächsten Kandidaten im Internet angeguckt. Kein Mangel an Nachfrage, die »Kaktusblüte« ist begehrt. Ob die alle so reihenhausglücklich verheiratet sind?
Scheißrecherche. Scheißbuch. Scheißmachos.
Es gab gute Gründe, warum ich in den letzten Jahren lieber alleine gelebt habe!
Lege mich jetzt zu Othello aufs Bett und schwöre ihm ewige Treue.
Gute Nacht.
Hannah
PS: Hoffe, Du beißt Dir die Zähne aus an Deiner neuen »Beute«!
Betrifft: Behind the white picket fence
Von: Gruber Bestattungen
Datum: 07.11.2012 09:26
Guten Morgen, Hannah!
Nun bist Du also erfolgreich über den Gartenzaun geklettert und stehst im Wald. So weit, so gut.
Räuber, Narren und Zeitverschwender gibt es überall. Du bist es nur nicht mehr gewöhnt. Hast Dich hinter Deinen Büchern versteckt. Aber raus in den wilden Wald musst Du schon. Sonst wird gar nichts in Deinem Leben passieren. Und das willst Du doch, nicht wahr?
Hier draußen ist es dunkel und brutal, aber auch sinnlich und voller Überraschungen.
Ja, ich mag Musik. »Die Ärzte« sind gut.
Das hier auch:
»I’m yours, you’re mine« (Morphine)
Gibt es auch auf YouTube. Anregender Text, anregendes Video.
Na, wieder motiviert?
Denk dran: Du bist nicht mehr jung und Du brauchst das Geld:-)
Mike
PS: Meine Zähne sind tadellos in Ordnung.
Betrifft: Waldleben
Von: H. Zimmermann
Datum: 08.11.2012 23:12
Sehr geehrter Herr Botaniker,
vielen Dank für die reizende Erinnerung. Wäre nicht nötig gewesen.
Nettes Video zum Song. Tatsächlich anregend. Vor allem eine Einstellung … Hat mich direkt dazu animiert, es noch einmal zu versuchen.
Du ahnst es wahrscheinlich bereits: Ist es bei der »Kaktusblüte« sinnlich geworden? Nein. Und das ist auch wohl kaum eine Überraschung …
Die »Kaktusblüte« hat sich »Jonny62« ausgesucht.
Er sah süß aus auf seinem Foto: braune Augen, nettes Lächeln. Sie hat sich heute Mittag am Gendarmenmarkt in der Newton Bar mit ihm getroffen. Kennst Du den Schuppen?
Ich saß unter zwei Meter großen, perfekt gebauten, nackten Riesenweibern (na klar, er hat den Treffpunkt vorgeschlagen), nippte an meinem Gin Tonic und fühlte mich fehl am Platze. »Jonny62« entpuppte sich als schmales Männchen in Anzug und Krawatte, das mich mit zugequollenen Augen im teigigen Gesicht anstarrte und dann erklärte, ich entspräche nicht seinen Vorstellungen. Ich betrachtete die Krähenfüße in seinen Augenwinkeln und war versucht, ihn zu fragen, wie alt eigentlich sein Foto
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