Mailverkehr für Anfänger (German Edition)
jederzeit widerrufen werden. Gleichberechtigung muss schließlich sein.
Bin Freitagnacht auf der Tastatur eingeschlafen, und morgens mit dem Alphabet auf der Wange und dröhnenden Kopfschmerzen aufgewacht. Zeit für radikale Maßnahmen.
Also ein ruhiges Wochenende: Frühstück im Bett mit frischen Brötchen und Mortadella (Kater Othellos Lieblingswurst), Spaziergang im Park, abends »Heat« im Fernsehen. Der Gangsterfilm mit De Niro als Obergauner und Al Pacino als Cop. Und Eady, die Buchhändlerin, die sich von De Niro anbaggern lässt … Total sexy, die beiden. Auf der Terrasse über der nächtlichen Stadt, wie er sie an sich zieht und küsst … Hmm, dafür können mir sämtliche Actionszenen gestohlen bleiben.
Da wir gerade bei Filmen sind: Habe mich doch für die »Kaktusblüte« als Nickname entschieden. Ich finde, das passt zu meiner Heldin.
Dauerte auch nicht lange, und sie hatte die erste »Kontaktanfrage« im Kasten. Da schrieb ihr doch tatsächlich jemand namens »SwingerIngo«, ob sie poppen will?!
Und dafür habe ich mich seiten- und rotweingläserlang durch diesen verflixten Fragenkatalog gequält! Immer schön darauf beharrend, dass die »Kaktusblüte« was Festes sucht und nicht an Affären interessiert ist!
Sie will ja gar nicht so viel. Einfach nur einen Mann, der Humor hat, nicht allzu schlecht aussieht, kochen kann (ich hasse das), intelligent ist und vielleicht eine Spur verrückt. Ein bisschen De Niro in »Heat«, ein bisschen Gabriel Byrne in »Die üblichen Verdächtigen« und ein bisschen Hugh Jackman in »X-Men«. Mit einer Prise von Jamie Oliver (wegen des Kochens) und Oscar Wilde (wegen des Humors). Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder? Schließlich soll es ja der Mann fürs Leben sein. Ich meine, auch wenn das alles nur Recherche ist, ein bisschen Anspruch muss sein!
Die zweite Kontaktanfrage klingt netter. Er bezeichnet sich als »Schmusebär« und guckt auf einem etwas verwaschenen Foto aus seelenvollen dunklen Augen in die Welt. Die »Kaktusblüte« ist angetan. Ich werde ein Treffen wagen.
Lieber den »Schmusebär« als einen, der in den Eingeweiden toter Menschen herumwühlt und anschließend in schummrigen Bars nichtsahnende Frauen aufreißt.
Und das alles in einem Job, den er gewählt hat, um seine Eltern zu erschrecken.
Erstaunliche Parallelen übrigens, was die Eltern anbelangt. Erzkonservativ, das kenne ich. Mein Vater ist Zahnarzt, hat eine eigene Praxis, und Mutter spielt hingebungsvoll Arztgattin. Soweit ich weiß, sind beide zu einfallslos, um fremdzugehen. Und einfach ekelhaft zufrieden miteinander und mit dem Haus in Heiligensee. Kein Tennis. Mutter macht Ikebana (mit einer LehrerIN). Beide hätten gerne einen Sohn gehabt, aber sie haben nur mich produzieren können. Geboren an einem Sonntag, freundlich, ruhig, pflegeleicht. Sonniges Gemüt.
Bah.
Das habe ich gründlich satt.
Hannah
Betrifft: Utopien
Von: Gruber Bestattungen
Datum: 05.11.2012 08:38
Hallo »Kaktusblüte«,
interessante Wunschliste und ein imposanter Aufmarsch an Hollywoodstars. Anspruchslos kann man Dich wirklich nicht nennen!
Du kannst also nicht kochen? Ist ungewöhnlich für eine Frau, das so offen zuzugeben. Und nun suchst Du also doch den Mann fürs Leben? Dachte, es ginge in Deinem Buch um eine sexhungrige Frau, die sich austobt?
Jedenfalls wird es langsam spannend.
Ich mache mir nichts aus festen Bindungen. Zu viel Nähe zerstört den Zauber, zu viel Alltag erschlägt die Liebe. Meine bevorzugte Jagdbeute sind Frauen, die ich nicht haben darf: glücklich Verheiratete, die Schwester meiner Freundin, die Freundin meiner Freundin … Und ich bin überaus erfolgreich. Sehr zum Leidwesen der Betroffenen.
Habe gerade neue Beute im Visier. Das Kribbeln in den Fingern, das Beschleichen, das Lauern … Unübertrefflich. Ich werde sie kriegen!
Bin jedoch nicht sicher, was
Du
kriegst, wenn überhaupt jemals etwas (oder jemanden).
Wage zu bezweifeln, dass der »Schmusebär« über Wolverines Krallen verfügt. Was den Rest Deiner Wunschliste anbelangt: utopisch! Deine Fantasie ist mit Dir durchgegangen. Gestalte Dein Profil realistisch, sonst wird es nichts mit der Recherche. Mangel an Objekten.
Triff Dein Date tagsüber, an einem öffentlichen Ort. Damit Du abhauen kannst, wenn er seine Tatzen nach Dir ausstreckt. Auch Bären wühlen gern in Eingeweiden.
Mike
Betrifft: Männer sind Schweine
Von: H. Zimmermann
Datum: 06.11.2012 21:48
Sehr geehrter Herr Besserwisser,
nein, ich
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