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Mailverkehr für Anfänger (German Edition)

Mailverkehr für Anfänger (German Edition)

Titel: Mailverkehr für Anfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mela Wolff
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von Misshandlungen; eine krankhafte geschlechtliche Empfindung.«
    Na gut, ist ein alter Brockhaus von 1956. Aber trotzdem!
    Was ich fühle, soll krankhaft sein?
    Der arme Sacher-Masoch hat sich übrigens von seiner eigenen Frau quälen lassen, der »Venus im Pelz«. Und darüber geschrieben. Muss ein heißer Feger gewesen sein, diese Wanda.
    Krankhaft. Verrückt. Abartig.
    In meinem Kopf ist eine ganze Armee von komischen Figuren mit erhobenem Zeigefinger aufmarschiert.
    Allen voran meine Eltern. Mama, die mir mit zehn die Hand unter der Bettdecke hervorzerrte und mir eins auf die Finger gab. Ich sollte mich »da unten« nicht anfassen. Und das war ja noch harmlos.
    Ich wühle weiter in dem Bücherstapel auf meinem Tisch, blättere herum, bin immer noch nicht beruhigt. Auch nicht, als ich auf eine Definition von »abartig« stoße, die diesen Ausdruck als Schimpfwort ohne jeglichen wissenschaftlichen Erkenntnisgehalt abtut. Lediglich die Missbilligung des Sprechers würde sich in ihm widerspiegeln.
    Missbilligung.
    Kann auch ganz schön wehtun.
    Ich blättere in ein paar Frauenzeitschriften herum, die ebenfalls auf meinem Stapel liegen. Ein Titelblatt verspricht eine Story über den perfekten Blowjob. Ich schaue nach und überfliege den Artikel. Männer wünschen sich also eine Frau, die sich Zeit nimmt und es mit Hingabe tut. Okay. Nicht wirklich neu, und für mich sowieso kein Problem. Aber da schreibt doch tatsächlich eine Leserin, dass sie sich gedemütigt fühlt, wenn ihr Partner ihren Kopf beim Sex nach unten drückt. Und die Redaktion kommentiert, es handele sich da wohl um eine weit verbreitete Unsitte.
    Unsitte? Demütigend?
    Tom war sehr zufrieden mit mir. So sehr, dass er ziemlich schnell bereit war für eine zweite Runde. Die damit begann, dass ich auf dem schönen roten Teppich vor ihm kniete, er mit den Händen in meine Haare griff, sanft zupackte, mein Gesicht immer näher an seinen steifen Schwanz brachte … Weiche Haut, harter Inhalt, zuckend, erwartungsvoll … Und er hat mich dirigiert, mich benutzt, meinen Mund gevögelt … Und ich fand es erregend, so benutzt zu werden. Ich mochte seine Wärme, seinen Geschmack.
    Mmmhhhh!
    Diesen festen Griff, das leichte Zerren an meinen Haaren, ich wollte es, wollte benutzt werden, dirigiert werden, es hat mich so feucht gemacht …
    Pervers. Krank.
    Ich schmeiße die Zeitung auf den Tisch, die Bibliothekarin guckt missbilligend. Keine Kollegin von Birgit.
    Was bin ich, Mike? Wer bin ich?
    Venus sei Dank gibt’s noch andere Stimmen, zum Beispiel die der Autorin Sina-Aline Geißler. Den Wunsch nach Unterwerfung zu haben – und das hat mich sehr erleichtert – bedeutet für sie durchaus nicht, dass man die eigene Freiheit aufgibt oder nicht emanzipiert ist. Und
natürlich
hat es absolut gar nichts damit zu tun, dass man der Misshandlung von Frauen zustimmt.
    Sehr gut. Dieser letzte Punkt hat mir nämlich schon Kopfzerbrechen bereitet. Das Buch heißt »Lust an der Unterwerfung«. Das werde ich mir ausleihen und zu Hause in Ruhe lesen.
    Der Rest wandert erst mal wieder ins Regal.
    Schreibe ich einen erotischen Roman? Einen Selbstfindungsroman? Eine Mischung aus beiden?
    Sollte ich meinen Roman nennen: Von einer, die auszog, das Fürchten zu lernen – und es zu lieben! Oh ja, ich liebe es! Wenn ich an all die Jahre denke, in denen ich brachgelegen habe … Ich will mehr!
    Und den nächsten Kandidaten habe ich auch schon im Visier.
    Bin gespannt, was diesmal passiert …
    Wo ist die Romantikerin geblieben, die den Mann fürs Leben sucht? Ich pfeif auf die Romantik! Ich will Sex!
    Sex, Sex, Sex!
    Wenn ich es schaffe, diese nervenden Moralapostel in meinem Kopf auszuschalten.
    Hannah
    Betrifft: We are monkeys with money and guns
    Von: Gruber Bestattungen
    Datum: 14.11.2012 17:57
    Willkommen zurück, Hannah!
    Hab schon gedacht, Du hättest aufgegeben. Schön, dass dem nicht so ist. Ich hatte schon die alte Rechnung wieder rausgeholt.
    Nein, im Ernst:
    Tobe Dich aus! Menschen sind nicht für die Monogamie geschaffen. Eine Behauptung, für die ich oft angefeindet werde. Aber wenn wir uns die überflüssigen Klamotten von Leib reißen und das aufgezwungene Benehmen von Bord schmeißen … was bleibt dann? Just animals. Und die vögeln nun mal auch wann und wen sie wollen. Außer Schwäne und Enten glaube ich. Es gibt immer Ausnahmen.
    Was ich meine: Du hast jedes Recht der Welt, Deine Lust auszuleben. Und einiges nachzuholen, wie es scheint.
    Nun hast Du also

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