Mailverkehr für Anfänger (German Edition)
ihres dreißig Jahre jüngeren Freundes gestorben.
Weißt Du noch, die Gespenster?
Die Frau ist hier. Lehnt an der Wand. Knallrot geschminkte Lippen, Zigarette dazwischen. Kommentiert fachmännisch meine Bemühungen, ihr ein flottes Make-up zu verpassen. Wünscht sich, sie hätte auch mit Paintbrush arbeiten können, dann wäre ihr der Lippenstift nicht immer so in die Lachfältchen gelaufen.
Ich hatte selten einen Kunden auf dem Tisch, der so viel Ruhe und Zufriedenheit ausstrahlte.
Muss damit zu tun haben, sich seine Träume zu verwirklichen.
Und »nein«, auch über Deine lache ich nicht, ganz im Gegenteil. Du willst Literatur schreiben. Du willst einen Eindruck machen, Menschen berühren, etwas hinterlassen. Ein literarisches Vermächtnis. Das ist gut.
Du bist auf dem Weg. Hast Deine Komfortzone verlassen und erlebst neue Dinge. Die beste Voraussetzung für einen Schriftsteller.
Bin neugierig. Was hat dieser Tom mit Dir angestellt, das Dich so verwirrt hat?
Erzähle es Deinem Probeleser.
Denk daran, es gibt nicht vieles, das mich noch aus der Ruhe bringen kann. Weder in sexueller noch in anderer Hinsicht.
Mike
PS: Kein Zitat. Kein Feigling.
Betrifft: Je oller …
Von: H. Zimmermann
Datum: 12.11.2012 01:13
Mike,
schon wieder Überstunden? Bist Du ein Workaholic?
Und meinst Du tatsächlich, man brauche nur ein ausschweifendes Leben zu führen, um glücklich zu werden? Obwohl … Hut ab vor der Dame. Einen so viel jüngeren Mann, in ihrem Alter …
Also gut.
Ich habe genug getrunken. Ich werde es Dir erzählen:
Toms Wohnung liegt im obersten Stock eines Altbaus zwei Querstraßen weiter. Ikea-Chic, streng in Schwarz-Weiß. Sehr schön, sehr elegant.
Es gab mehr Wein, leise Musik (weder Cohen noch Dylan, leider) … Wir waren in seinem Wohnzimmer. Große schwarze Ledercouch, davor ein weicher roter Teppich.
Tom küsste mich, streichelte mich, griff plötzlich mit der Hand hart in meine Haare, bog meinen Kopf nach hinten, küsste mich sanft auf den Hals … Ich war verwirrt. Verwirrt und angeturnt.
Er hatte mich im Griff. Und das fühlte sich gut an.
Tom setzte sich auf die Couch, das Weinglas in der Hand. Musterte mich. Befahl mir mit leiser Stimme, mich auszuziehen. Ich war wie hypnotisiert. Beschämt und erregt zugleich. Ich tat es. Stück für Stück. Bis ich nackt vor ihm stand, seinem Blick schutzlos ausgeliefert.
»Nicht einziehen«, sagte er.
Denn natürlich habe ich meinen Bauch eingezogen. Aber Tom wollte mich sehen. Alles von mir. Der Mann, der früher sein Geld mit Modefotografie verdient hatte, der Mann, der die schönsten Models der Welt vor der Linse hatte, wollte mich sehen. Eine kleine rundliche Schnulzenschreiberin Mitte dreißig!
»Du bist sehr schön. Dreh Dich um.«
Für dieses Kompliment hätte ich alles getan. Und seine Stimme war leise, aber bezwingend. Ich ließ mich ansehen, überall. Ich bückte mich, präsentierte meinen Hintern für ihn, den Mann, der auf der Couch an seinem Wein nippte und ruhig Befehle gab.
Dann stand er auf, kam zu mir.
»Bleib so.«
Ich sah ihn nicht hinter mir, doch ich spürte seine Hand zwischen meinen Beinen. Sanft teilte er meine Lippen, streichelte mich. Hitze breitete sich in meinem Schoß aus. Ein Verlangen wuchs, von dem ich noch nicht einmal geahnt hatte, dass ich es besaß. Ich stöhnte leise.
»Noch nicht nass genug«, sagte er.
Und dann geschah es. Etwas klatschte auf meine linke Pobacke, und als ich begriff, dass ich soeben geschlagen worden war, klatschte es erneut. Er bearbeitete meinen Hintern mit der bloßen Hand! Ich war entsetzt, noch nie zuvor hatte mich ein Mann geschlagen! Es brannte, es war demütigend … Und es war überwältigend! Ich wollte es, ich wollte mehr. Ich wollte den Schmerz, ich wollte die Lust, die er mir bereitete! Und dann, ebenso plötzlich, wie es begonnen hatte, hörte es auf. Meine heiße Haut wurde erneut sanft gestreichelt. Dann spürte ich seine Lippen, er küsste meinen Po. Blies sanft auf die schmerzende Haut.
»Alles in Ordnung?«, fragte er.
Zu meiner Überraschung hörte ich mich antworten:
»Ja.«
Und dann bekam ich erneut Schläge. Härter diesmal und schneller. Dreimal links, dreimal rechts. Das Klatschen hallte in meinen Ohren wider. Pause. Erneut die Hand in meinem Schoß. Tastend, streichelnd …
»Gut«, sagte er zufrieden.
Ich konnte hören, wie hinter mir ein Gürtel geöffnet, ein Reißverschluss heruntergezogen wurde. Etwas raschelte. Ein leeres Kondom-Päckchen
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