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Mailverkehr für Anfänger (German Edition)

Mailverkehr für Anfänger (German Edition)

Titel: Mailverkehr für Anfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mela Wolff
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entdeckt, dass es Dich anturnt, wenn Dir jemand den Hintern versohlt. Warum nicht? Das ist eine Spielart der Lust, mit der auch ich schon so meine Erfahrungen gemacht habe. Natürlich als aktiver Part.
    Hab meine Angebetete lange nicht mehr gesehen. Höre hin und wieder von ihr. Sie ist beschäftigt, irgendein Projekt. Der Jäger braucht andere Waffen. Oder vielleicht eine Falle? Ich denke darüber nach.
    Mehr Details, sonst werde ich die Ratenzahlungen wieder in Euro kassieren!
    Mike
    Betrifft: Blue Velvet
    Von: H. Zimmermann
    Datum: 15.11.2012 22:59
    Hallo Mike,
    nicht so ungeduldig. Das ist auch für den Jäger nicht gut …
    Recherche gehört zum Schreiben nun mal dazu. Selbstzweifel auch.
    Und was momentan mit der »Kaktusblüte« passiert, ist eine wilde Mischung aus allem.
    Ich sehe in den Spiegel und erkenne mich nicht wieder. Wo ist die Kitschromanschreiberin geblieben, deren einziges Cremetöpfchen zu Hause »Nivea« ist, und die Beige für eine Farbe und nicht für einen Zustand hält?
    Heute bin ich zufällig im KaDeWe gelandet. Normalerweise finde ich die Kosmetikabteilung ungefähr so attraktiv wie vergammeltes Hackfleisch. Plakate von vollkommener, computersimulierter Schönheit und ein Duftlärm, der mir sämtliche Sinne zukleistert. Dazu das Personal: lauter zurechtgemachte Modepuppen und exzentrische Jungs, die jeden, der sich da reinwagt, mit unverhohlener Verachtung strafen. Ich gehe da nicht rein. Normalerweise. Aber normalerweise war gestern …
    Und dann bin ich tatsächlich von einer langbeinigen, sehr jungen und sehr angemalten Gazelle angesprochen worden. Ob sie mich ein bisschen aufhübschen darf? Ich zögerte. Doch sie klang kein bisschen herablassend und ihr Lächeln strahlte Wärme aus. Also ließ ich mich auf einem schwarz bezogenen Lederhocker nieder und wurde gründlich begutachtet.
    Etwas ist aufgewacht in mir, etwas, das Farbe will, Leben, Berührung, Lust, Rausch. Lippenstift.
    Ich ließ die Gazelle einfach machen. Nette Gazelle, erzählte mir von ihrem Freund, der Drummer in einer Band sei und sich vor Groupies nicht retten könne. Was sie selbst sehr eifersüchtig machen würde. Das hinderte die Gazelle jedoch nicht, sich mir mit Hingabe zu widmen, auch wenn die Kollegin vom Stand nebenan schon hämisch guckte. Doch die Häme verwandelte sich langsam, aber sicher in Verwunderung. Nichts gegen meine eigene Verwunderung, als ich anschließend in den Spiegel gucken durfte. Wer war diese Frau? Sie war schön!
    Hab das ganze Zeug gekauft, auf der Stelle: Puder, Rouge, Lippenstift, Make-up. Hinterließ der Gazelle ein Trinkgeld, das von einem dreifachen Trommelwirbel hätte begleitet werden müssen. Die Kollegin nebenan lächelte säuerlich.
    Aber es ist nicht nur das Make-up.
    Ich bin es.
    Meine Augen leuchten, als hätte jemand dahinter Theaterscheinwerfer installiert. Meine Lippen scheinen jedem Mann auf der Straße ein heimliches »Küss mich« zuzuflüstern.
    Fehlt noch was?
    Ein Kleid. Weißt Du, wann ich das letzte Mal ein Kleid getragen habe? Das muss zu meinem sechsten Geburtstag gewesen sein. Es gibt da so ein peinliches Foto von einem kleinen pummligen Ding in Rüschen. Sieht aus wie eine Made im Hochzeitskuchen. Lieblingsbild meiner Mutter, steht bei ihr im Regal, mit goldenen Schnörkeln umrahmt, und ist mir jedes Mal, wenn ich sie besuche, eine Mahnung. Kleider stehen mir nicht.
    Aber das war gestern.
    Ein paar Etagen höher wartete es bereits auf mich: dunkelblauer Samt, altmodischer Schnitt. Erinnerte mich an einen Film, den ich mal gesehen und damals für ziemlich pervers gehalten hatte. Aber … Er hatte mich auch erregt. Er hieß »Blue Velvet« – mit dem durchgeknallten Dennis Hopper und dieser unglaublich sexy aussehenden Isabella Rossellini.
    Guck mal auf YouTube, da gibt es die Szene, wo sie dieses Lied singt. Sehr schön. Es geht um Erinnerungen und, na klar, um ein Kleid aus blauem Samt …
    Ach ja. Seufz.
    Das Kleid hing einfach da, auf einem Bügel, genau vor meiner Nase.
    Ich musste es einfach probieren. Und siehe da: perfekt. Wie gemacht für eine kurvenreiche Frau. Der weiche Stoff schmiegte sich an meine Hüften wie ein glücklicher Liebhaber.
    Ich habe mir ein Kleid gekauft!
    Meine Kreditkarte kann ich jetzt allerdings zerschnippeln und in den Orkus flattern lassen.
    Egal. Etwas wird sich finden.
    Bin dann zur Feier des Tages in einer Hotelbar gelandet, später Nachmittag. Very Happy Hour, jedenfalls für mich. Hab so was noch nie vorher gemacht. Tat

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