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Mailverkehr für Anfänger (German Edition)

Mailverkehr für Anfänger (German Edition)

Titel: Mailverkehr für Anfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mela Wolff
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nicht wieder meinen Rotweinkonsum vor.
    Betrifft: Unhappy End
    Von: Gruber Bestattungen
    Datum: 11.11.2012 00:14
    Meine liebe Romantikerin!
    Nein danke. Ich lese im Moment Charles Bukowski. Das ist eher nach meinem Geschmack.
    Sehnsucht. Verlangen. Die ewige Hoffnung auf das Happy End. Nur allzu verständlich, allzu menschlich.
    Allzu dumm.
    Denn wenn »Mann« das Gewünschte endlich hat, besitzt, wird es sehr schnell schal und bitter.
    Glaub mir, ich weiß das.
    Dann lieber der Akt, pur, ohne rosarotes Mäntelchen. Sex bedeutet, »dem Tod singend in den Arsch zu treten«, wie Bukowski sinngemäß so schön sagt.
    Apropos Schreiben: Wann legst Du endlich los? Lass Dich nicht von Zweifeln aufhalten. Die brauchst Du nicht zu haben. Denke einfach daran: Die intelligenten Menschen stecken meistens voller Zweifel, während die Dummen vor Selbstvertrauen nur so strotzen. Ein Gedanke frei nach Charly (guter Mann!).
    Mike
    PS: Ertappt!
    Betrifft: Alice im Wunderland
    Von: H. Zimmermann
    Datum: 11.11.2012 23:54
    Mike …
    Der Gartenzaun ist Kleinholz. Ich bin nicht nur drübergeklettert, ich hab ihn plattgemangelt. Mit Karacho. Und jetzt bin ich drin im Wald. Verwirrt, verirrt, habe mit dem Wolf Verstecken gespielt. Sinnlich und brutal? Woher hast Du gewusst …?
    Ich hab mir gerade die zweite Flasche Rotwein aufgemacht. Da gibt es etwas, das ich runterspülen muss.
    Aber eins nach dem anderen.
    Die »Kaktusblüte« hat ein drittes Treffen gewagt: Tom, der Fotograf.
    Heute, am späten Sonntagnachmittag, inmitten von quäkenden Kiddies und hippen Yuppies in einem Café im Prenzlberg. Der erste Eindruck war vorteilhaft: schmale Hüften, breite Schultern, braune Augen, goldgesprenkelt. Sein Foto hatte nicht gelogen. Und ich konnte mit ihm reden, sofort. Da war etwas, eine Verbindung … Na ja, Du weißt schon. Dieses elektrische Kribbeln im Bauch.
    Tom hat mir von seinen Fotos erzählt. Er war mal Modefotograf. Hat mit Models gearbeitet, ist durch die Welt gejettet, von Shooting zu Shooting. Vogue, Harper’s Bazaar, Elle. Hatte irgendwann mal alles satt. Wollte seinen eigenen Kram machen. Also ist er ausgestiegen. Jetzt arbeitet er gerade an einer Version von »Alice im Wunderland« für Erwachsene, eine Ausstellung ist geplant.
    Endlich: ein intelligenter, gutaussehender Mann! Endlich: kein Loser. Ausgefüllt, zufrieden mit seinem Leben. Single. Hungrig. Oh ja. Hungrig. Er hat mich mit diesem Blick angesehen, der sogar totes Holz zum Blühen bringen würde. Ich habe mich gefühlt wie bei einem Regenschauer in der Wüste. Endlich.
    Wir haben geredet und geredet, die plärrenden Gören ringsum ignoriert und sind vom Cappuccino auf Cabernet Sauvignon umgestiegen. Ich habe ihm sogar von meinem Wunsch erzählt, endlich mal einen richtigen Roman zu schreiben. Oh ja, das will ich tatsächlich. Keine Liebesschmonzetten, keine Softpornos. Sondern richtige Literatur. Ein Werk, welches die Leser berührt, das Feuilleton in Erstaunen versetzt und den Deutschen Buchpreis abräumt.
    Nicht lachen.
    Jeder darf seine Träume haben, oder?
    Als es langsam dunkel wurde, hat er mich zu sich eingeladen, um seine Fotos anzusehen.
    Ja, ja, ich weiß. Die berühmte Briefmarkensammlung.
    Einen Moment lang wusste ich nicht … soll ich oder soll ich nicht? Gleich beim ersten Date? Würde die »Kaktusblüte« …? Ist das noch Recherche? Muss ich denn so weit gehen, nur für ein Buch …? Aber es war schon längst etwas anderes. Mehr.
    Außerdem … Es ist schon so lange her … Ich bin bestimmt zugewachsen … Dann habe ich noch mal tief in seine braunen Augen geguckt … Und pardauz, Alice fiel durch den Schacht und landete im Wunderland.
    Ich bin mit zu ihm gegangen, und er hat meine Welt auf den Kopf gestellt. Gegen eine sanfte Verführung und eine große Portion Hausmannskost hätte ich gar nichts gehabt. Doch Tom ist ein Feinschmecker mit einer bestimmten Vorliebe.
    Und mir brennen die Wangen, wenn ich nur daran denke. Ganz zu schweigen von anderen Körperteilen. Darüber schreiben? Dir? Oder einem anonymen Publikum?
    Sex.
    Au Backe!
    Ich hatte ja keine Ahnung …
    Und jetzt traue ich mich nicht …
    Mehr Wein.
    Hannah Hasenfuß
    PS: Hast Du nicht auch ein passendes Zitat für Feiglinge parat?
    Betrifft: Feinschmecker
    Von: Gruber Bestattungen
    Datum: 12.11.2012 00:23
    Guten Morgen, Hannah!
    Willkommen im Wunderland.
    Auf meinem sterilen Tisch liegt eine Dame. Sie ist fünfundsiebzig Jahre alt geworden, hat geraucht, getrunken und ist in den Armen

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