Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mailverkehr für Fortgeschrittene

Mailverkehr für Fortgeschrittene

Titel: Mailverkehr für Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mela Wolff
Vom Netzwerk:
Bar wurden hellhörig und drehten sich um. Neugierig geguckt hatten sie ja schon die ganze Zeit … Schnell waren wir in ein Fachgespräch vertieft. Ich atmete auf. Doch noch Anschluss gefunden. Die Clubs wurden durchgehechelt. Das Insomnia: sehr groß, sehr laut, mehr was für Party. Das Kitkat: leider ziemlich dreckig, besonders die Toiletten, und das nicht erst am Ende der Nacht. Aber das Equipage in Kreuzberg, das wäre okay. Die Damen schienen wirklich Bescheid zu wissen.
    Ich widmete mich wieder dem Kerlchen. Er war Taxifahrer. Und nachdem ich immer mal wieder hingeguckt hatte (ich konnte mich einfach nicht zurückhalten), erklärte er mir sein »Raumschiff Orion«-Plastikteilchen. Es war ein Keuschheitsgürtel. Seine Frau hatte nichts dagegen, dass er sich hier verprügeln ließ. Aber alles andere kam nicht infrage! Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass er sich auch von einer Anfängerin verprügeln lassen würde, leerte ich meinen Rotwein und straffte meine Schultern.
    Aus dem Repertoire neben der Bar suchte ich mir eine kleine Lederpeitsche mit mehreren Schnüren aus und eine Art Paddel. Hielt die Sachen hoch. Das Kerlchen nickte eifrig.
    Wir gingen nach unten, in den Keller. Dort wurde schon einer verdroschen. Er lag über der Streckbank und jaulte wie Lassie allein im Wald. Ich ließ das Kerlchen vor dem Bett knien und paddelte ein bisschen auf seinem Rücken herum. Er war so mager, dass ich an der Wirbelsäule die Knochen zählen konnte. Und den sollte ich prügeln? Der würde mir doch zusammenklappen …
    Ich nahm die kleine Peitsche. Streichelte ihn ein bisschen damit. Schlug ihn auf den Po. Dann zwischen die Beine. Ups, enthusiastische Reaktion. Das mochte er also … Pause.
    Das Kerlchen bückte sich zu mir runter und leckte meine Stiefel. Da stand ich also, ganz in Schwarz, mit meinen billigen Lederimitatleggings von H&M, in der einen Hand die Peitsche, lässig, und ein Mann leckte mir die Stiefel. Stellte interessiert fest, dass mir das gefiel. Es war … berauschend. Machtvoll.
    Genug geleckt. Ich ließ das Kerlchen aufs Bett krabbeln und machte weiter. Fester. Immer fester. Er wand sich, er stöhnte. Er zuckte, bäumte sich auf … Und dann protestierte er. Es war zu viel. Ich habe mich hinreißen lassen. Und sofort war mir das Ganze furchtbar unangenehm … Weil ich einfach drauflosgeprügelt hatte? Weil ich das in mir habe, diesen Willen zum Verletzen?
    Das Kerlchen beruhigte mich. Meinte, er hätte schon eher was sagen sollen und dass es ihm gefallen hätte. Na gut.
    Wir gingen wieder hoch.
    Ich marschierte sofort an die Bar und bestellte Wein. Diese ganze Geschichte war … merkwürdig … verstörend. Denn es hat mir gefallen. Es hat mir so sehr gefallen, dass ich nicht mehr aufgehört habe. So bin ich also auch? Brutal? Das habe ich nicht gewusst …
    Am anderen Ende der Theke, im Halbdunkel, saß ein Mann, der eine schwarze Maske trug.
    Manchmal waren Paare in Kostümen unterwegs, total aufgedonnert spielten sie »Eyes wide shut« nach und kamen sich verrucht vor. Eine Maske gehörte dazu. Doch dieser Mann war allein, und sehr ruhig. Vor ihm stand ein Glas mit einer torfig braunen Flüssigkeit. Er war schwarz gekleidet, hatte schwarze Haare und volle Lippen. Augen, die mich eindringlich musterten.
    Ich wandte den Blick ab und hielt mein Glas fest.
    Der blonde Löwe war immer noch da. Grinste, zeigte sein Gebiss. Ich mochte ihn nicht. Wollte aber auch nicht zu dem Kerlchen zurück. Trank, spielte mit einer Salzstange. Und der Löwe spielte mit mir. Er hieß John. Fragte mich, wie es gewesen wäre, da unten, im Keller.
    Ich sagte: »Einseitig.«
    Er erklärte mir, dass es nicht so sein müsste. Und ob ich gerne geleckt würde … Dafür seien Sklaven auch gut. Er selbst würde ja switchen. Dominant könne er auch.
    Ich tat, als würde ich mich ständig mit Löwen am Bartresen über meine Leckvorlieben unterhalten, und nahm noch eine Salzstange.
    Der Löwe schlich näher. Ich war angezogen und abgestoßen zugleich. Sah ihn an. Und er sah direkt in meine schwarze Nacht hinein. Streckte eine Pranke aus mit großen, spitzen Krallen, die er fast gelangweilt in mein zuckendes Fleisch bohrte. Zerrte mich einfach zu sich heran, sperrte seinen Rachen auf, als wolle er mich verschlingen … und küsste mich. Hart. Seine Pranken auf meinem Po, fest zupackend. Ich war hilflos in seinem Griff. Ich brannte, ich stöhnte. Seine Hände unter meinem ­T-Shirt, hier an der Bar, in aller Öffentlichkeit.

Weitere Kostenlose Bücher