Makers
dauern wird, bis die Welt der Atome so frei verfügbar wird, wie es die Welt der Bits in weiten Teilen bereits ist. (Auch über dieses Wirtschaftsmodell habe ich ein Buch geschrieben. Inzwischen bedarf es jedoch keiner Erklärung mehr, da wir bereits mit kostenlosen digitalen Waren überschwemmt werden. 53 )
Open Source Ecology etwa ist eine Online-Community, die an einem »Global Village Construction Set« arbeitet, einer Sammlung von Open-Source-Bauanleitungen für 50 Maschinen, »die für den Aufbau einer kleinen nachhaltigen Zivilisation mit modernen Annehmlichkeiten« gebraucht werden, von einer kleinen Sägemühle bis zum Mikromähdrescher.
Die Idee geht zurück auf das Prinzip der Selbstversorgung der israelischen Kibbuzim, die in einer Zeit der Not und durch den Glauben an gemeinschaftliche Aktion entstanden, oder auf Gandhis Ideal der wirtschaftlich unabhängigen Dörfer in Indien. Natürlich werden wir nicht alle unsere eigenen Lebensmittel anbauen oder ohne Weiteres auf die Annehmlichkeiten gut sortierter Kaufhäuser verzichten. Aber in einer Zukunft, in der mehr Dinge nach Bedarf hergestellt werden können, statt industriell produziert, versandt, gelagert und verkauft zu werden, ist die Ausgangssituation für eine gewerbliche Wirtschaft günstig, die weniger von kommerziellen und mehr von sozialen Interessen angetrieben wird. Wie es bei Open-Source-Software heute schon der Fall ist.
Für welchen dieser beiden Wege wird sich die westliche Industrie wohl entscheiden?
Ich glaube, für das erstgenannte Modell. Die Industrie wird damit dem heutigen kommerziellen Internet gleichen: immer mehr Unternehmertum und schnellere Innovation bei immer weiter sinkenden Zugangshemmnissen. In dieser Zukunft wird sich der Schwerpunkt industrieller Produktion wieder in die flexibelsten Industrieländer zurückverlagern, trotz der relativ hohen Lohnkosten dort. Globalisierung und Kommunikation haben die Welt verflacht und dafür gesorgt, dass die industrielle Produktion in die Entwicklungsländer mit ihren niedrigen Lohnkosten abwanderte. Diesen Vorgang hat David Ricardo im 19. Jahrhundert als Erster beobachtet und als Triumph des »komparativen Vorteils« bezeichnet.
Jetzt verflachen wir die Welt wieder, aber auf einer anderen Ebene. Dank der Automatisierung ist der Anteil der Lohnkosten an den gesamten Herstellungskosten eines Produkts bereits klein, und er schrumpft weiter. Bei Elektronikartikeln beträgt er teilweise nur noch wenige Prozent. Jetzt fallen andere Faktoren, etwa die Kosten oder die Dauer des Transports, wieder stärker ins Gewicht.
Ein Beispiel: Die 3D-Robotics-Fabrik in San Diego kauft die Fertigungsanlagen und Bauteile für die Elektronik zu denselben Preisen ein wie unsere chinesischen Konkurrenten. Wir bezahlen unsere Mitarbeiter besser, aber der Abstand wird kleiner: Ein Arbeiter in San Diego erhält 15 Dollar die Stunde (2400 Dollar pro Monat) im Vergleich zu den 400 Dollar im Monat, die ein Arbeiter bei Foxconn bekommt, dem riesigen Hersteller des iPhone, iPad und vieler Elektronikbauteile für weitere Großunternehmen. Durch Wettbewerb, bessere Ausbildung und Druck der Gewerkschaften sind die Löhne in Shenzhen in den letzten fünf Jahren um 50 Prozent gestiegen, während die Industrielöhne im Westen nahezu gleich blieben.
In unserer neuen 3D-Robotics-Fabrik in Tijuana, 20 Minuten entfernt von unserer Fabrik in San Diego, sind die Löhne etwa halb so hoch wie in den Vereinigten Staaten (1200 Dollar pro Monat), und betragen damit nur das Dreifache der Löhne in China. Bei der Produktion eines unserer Produkte, wie etwa des Autopilot-Boards für 200 Dollar, beträgt der Unterschied bei den Lohnkosten zwischen Mexiko und China weniger als einen Dollar oder etwa ein Prozent der Herstellungskosten insgesamt (und ein halbes Prozent des Verkaufspreises). Bei anderen Kosten, Miete und Strom etwa, ist der Unterschied zu China noch niedriger.
Für Produkte, die automatisch hergestellt werden können, was für immer mehr Produkte möglich ist, wird das übliche ökonomische Kalkül der »Lohnarbitrage« immer weniger wichtig. Selbst in chinesischen Firmen wird die Produktion zunehmend automatisiert, um die Firmen vor dem steigenden Lohndruck zu schützen, vor allem aber, um die Kontroversen um die Arbeitsbedingungen zu vermeiden, die Foxconn und Apple in den letzten Jahren anhingen. Ein iPad kann nicht vollständig automatisch hergestellt werden, und es wird nach wie vor viel von Hand gearbeitet. Aber
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