Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
Vom Netzwerk:
weiß nicht mehr, wo ich ihn hingestellt habe“, sagte er in dem Versuch, das plötzliche Bild von Evelyn zu verdrängen, das sich vor ihm erhob.
    Er sah sie in dem automatischen Wagen, der plötzlich ohne Warnung anhielt, sie nach vorne warf und ihr das Genick brach. Die Straßenleitung hatte ein unklares Signal gesendet und in dieser Woche ein Dutzend Menschen getötet …
    „Mach’s gut“, rief Sam. „Bis bald.“
    Janet holte seinen Stock hinter dem Stuhl hervor. Er wandte sich von ihr ab und schaute zur Balkontür. Sie glitt auf, um ihn herauszulassen, aber sie lief vor ihm in die Nacht hinaus und küßte ihn ein zweites Mal, als er am Ansatz der Stufen stehenblieb, die hinunter zur Vorderseite des Hauses führten.
     
    Während Richard seine Tasche packte, spürte er, wie Wut in ihm aufstieg. Er hörte plötzlich auf, setzte sich auf die Bettkante und drückte Margots Nummer. Sie erschien auf dem kleinen Schirm.
    „Hallo“, sagte sie. „Ich dürfte wohl morgen früh bei dem alten Familienhaus in Princeton sein. Kannst du mich dort treffen?“
    „Was gibt’s?“
    „Ich halte es hier einfach nicht mehr aus. Ich war zu lange weg, um blind zu bleiben. Die Party ist fast zu Ende; ich schleiche mich weg, wenn sie sich die Nachrichten ansehen.“
    Er sah sie an und bewunderte die leichte Neigung ihrer Mandelaugen, als sie ihm zulächelte.
    „Du machst mich gern … nervös“, sagte sie.
    „So nennst du das also, wenn du erregt bist?“
    „Du fehlst mir“, sagte sie schüchtern.
    „Du fehlst mir auch. Wie geht’s in der Schule?“
    „Sie waren froh, daß ich wieder da war“, sagte sie, „aber mir fehlen die Leute auf Plato.“
    „Ich mache mich besser auf den Weg“, sagte er.
    Er nahm seine Tasche, ging in den Gang hinaus und zu der Tür, die zum Balkon hinausführte. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er sie erreicht hatte, aber schließlich glitt sie auf, und er huschte in die Schatten hinaus.
    Er blieb stehen und wartete, als ein Wagen wegfuhr, und ging dann schnell über die Einfahrt zu seinem eigenen.
    Die Tür öffnete sich, und er stieg ein. Er sah in der Erwartung durch die durchsichtige Kuppel zurück, dunkle Gestalten auf dem Balkon zu sehen, die ihm zuwinkten; es war jedoch niemand da, und er spürte so etwas wie Erleichterung.
    Er wählte Santa Fé auf dem Programmschalter, legte den Gurt um und lehnte sich zurück. Der Wagen fuhr die lange Einfahrt zu der halbautomatischen Straße hinunter. Das Haus verschwand im Rückspiegel hinter dunklen Bäumen. Seine Lichter glänzten in der Nacht wie Feuer.
    Als der Wagen anhielt, klappte er das Steuerrad aus der Instrumentenleiste und fuhr die halbe Meile zur Schnellstraße selbst. Jack hat sich nicht einmal verabschiedet, dachte er, und zu mir hat er den ganzen Abend nicht mehr als zwei Worte gesagt. Jeder hatte sich in der Gegenwart seines Vaters anders verhalten. Dem Hurensohn sind sie alle egal.
    Die Zentrale dirigierte den Wagen in die Schnellspur, und er ließ das Rad los und schob es zurück, als die Beschleunigung ihn durch die sternenerfüllte Wüste zum Flughafen katapultierte.
     
    Samuel Bulero lehnte sich in den Sofakissen zurück. Er fühlte sich unruhig und enttäuscht. Es hatte keinen Sinn, sich über Jack Gedanken zu machen, sagte er sich selbst. Das Benehmen seines Bruders war das Resultat aus dem Leben, das er geführt hatte und wie er es nicht anders kannte; die Zeit, in der er noch hätte wählen können, war lange vorbei. Es war unmöglich, Jack von seiner Enttäuschung zu erzählen. Jacks Vernachlässigung von Bulerit war ebenso eine Vernachlässigung seiner eigenen Person. Sam haßte ihn für das, was er Richard und Janet angetan hatte; er haßte ihn, weil er die Kälte zwischen ihnen weiterbestehen ließ. Dieser Abend war noch milde gewesen, wenn man ihn mit anderen im Verlauf der letzten zwanzig Jahre verglich.
    Er versuchte, seine Gedanken auf hoffnungsvollere Bereiche zu lenken. Seine Stellung in Princeton war sicher. Wenn er auch weder Frau noch Tochter oder Sohn hatte, so existierte er doch nicht ohne Familie, Liebe oder Leistung. Janet munterte ihn auf, aber er wunderte sich über das langsame Tempo, mit dem sich ihre Beziehung entwickelte. Hatte er Angst davor, seinem Bruder die Ex-Frau wegzunehmen?
    Er versuchte, über Angelegenheiten außerhalb seines direkten Bereichs nachzudenken. AfroAsien und Südamerika nahmen an Einfluß ständig zu. Ihre Wirtschaft wurde von sauberem Wasserstoff angetrieben, das,

Weitere Kostenlose Bücher