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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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Befehle. Harte Stiefeltritte näherten sich. Die Männer schienen jetzt in ihrem Zimmer zu sein, denn sie hörte ganz deutliches Husten. Unvermittelt drang ein überraschter Ausruf durch die dünne Verblendung. Jemand schien die losen Bretter vor ihrem Versteck gefunden zu haben. Eine tiefe männliche Stimme sagte: »Schau nach, ob sich dort jemand versteckt hat!«
    »Hier ist garantiert niemand«, widersprach eine junge Stimme.
    »Halt die Klappe und sieh nach!«
    Der grelle Strahl einer Stablampe durchschnitt das Dunkel und traf Topis Gesicht.

    Ein Offizier der israelischen Armee befreite die völlig Verängstigte und Entkräftete aus ihrem selbst gewählten Gefängnis. Er gab sie in die Obhut einer freundlichen Dame. Erst viel später traf sie ihren Befreier in einem trist eingerichteten Büro wieder. Er erzählte ihr, dass sie ganze drei Tage in dem Verschlag zugebracht haben musste. Sie selbst hatte das Gefühl für Zeit verloren. Nachdem sie trotz liebevoller Fürsorge viele Tage mit niemandem gesprochen hatte, antwortete sie auf die Frage des Offiziers, wie sie heiße, endlich: »Topolina.« Die Tränen liefen ihr dabei über die Wangen. Ihr Vater hatte ihr den liebevollen Spitznahmen Mäuschen gegeben, doch mit richtigem Namen hieß sie Rosanna. Rosanna Lorano. Der Offizier hatte sie dann oft im Kinderheim besucht. Eines Tages brachte er Eliza Rosenbaum mit, seine Frau. Es folgten noch viele Besuche der beiden und Topolina verbrachte häufig das Wochenende in deren wunderschönem Haus in Haifa. Eines Tages wurde sie von der Heimleitung gefragt, ob sie bei der Familie Rosenbaum leben möchte, und sie hatte sofort eingewilligt.

    Die Mörder wurden nie aufgespürt, obwohl man jahrelang nach ihnen gesucht hatte. Immer wieder wurde Topi nach den Vorgängen an jenem Frühlingsabend befragt, zunächst einfühlsam, später, als man glaubte, sie habe den Schock einigermaßen überwunden, bestimmt, insistierend und schmerzlich alte Wunden aufreißend. Sie war außerstande, etwas über die Ereignisse zu erzählen. Tief hatte sie die Erinnerung an den Überfall, an die schrecklichen Schüsse und das viele Blut in sich vergraben. Sie schwieg. Den Namen Grasso jedoch hatte sie nie vergessen. Er brannte in ihr wie Salz in einer offenen Wunde. Der Tag würde kommen, an dem sie diesen Mann, der ihre Eltern ermordet, ihre Kindheit vernichtet und ihre Seele vergiftet hatte, auslöschen konnte.
    Rosanna schien aus ihrer Vergangenheit zu erwachen. Sie wandte den Kopf und blickte in Robertos entsetzte Augen.
    »Madonna mia!«,
stöhnte er und legte seinen Arm um ihre Hüften. »Konntest du mir das nicht alles von Anfang an sagen …?«
    »Das hätte nichts geändert.«
    »Hmm …«, brummte er und griff mit der freien Hand in den kühlen Sand. »Es ist schwer, all das zu vergessen. Wie fühlst du dich?«
    »Unsicher. Nackt und fremd. Ich fühle mich, als sei ich in ein tiefes Loch gefallen. Ich habe meinen Job an den Nagel gehängt. Es ist getan, was zu tun war, und nun ist es zu Ende. Ich bin in einem neuen Leben angekommen«, sagte sie ruhig, lehnte sich an seine Schulter und schloss die Augen. »Jetzt brauche ich deine Hilfe …«
    »Merkwürdig«, murmelte Cardone. »Ich habe dich als eine kalte, berechnende und verdammt harte Frau kennengelernt, und nun sitzt du neben mir in Antigua am Strand der Half Moon Bay, verunsichert, weich und voller Zukunftsangst. Kaum zu glauben, dass du mich um Hilfe bittest …«
    »Das habe ich ernst gemeint«, gab sie zurück und ließ sich rücklings in den weichen Sand fallen.
    »Lass uns ins Haus gehen! Ich will das erste Kapitel meines neuen Romans zu Ende schreiben«, meinte er und lächelte.

    ***

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Über Claudio M. Mancini
    Claudio Michele Mancini wurde kurz nach Kriegsende als Sohn einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters geboren und wuchs in der Provinz Verbania am Lago Maggiore auf. 1964 machte er auf einer Klosterschule sein Abitur, studierte in München Psychologie und arbeitete danach als Dozent und Unternehmensberater in Frankreich, Italien, Deutschland und den USA. 2006 erschien »Infamità«, sein erster Mafia-Roman.

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Über dieses Buch
    Der Schriftsteller Roberto Cardone kommt nach dem gewaltsamen Tod seines Bruders, eines Rechtsanwalts, der offensichtlich in illegale Geschäfte der Mafia verwickelt war, einem groß angelegten Finanzbetrug der Ehrenwerten Gesellschaft auf die Spur – und muss um sein Leben

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