Mala Vita
sich im Penthouse auf?«
»Das wissen wir nicht genau.«
»Miese Vorbereitung«, erwiderte Rosanna lapidar. »Ich dachte, ich hätte es mit Profis zu tun. Das kann eng werden.«
D’Aventura verzog das Gesicht. »Ich will den Kerl lebend, Signorina!« Er warf ihr einen grimmigen Blick zu. »Haben wir uns verstanden?«
»Ich gebe mein Bestes, Signore! Garantieren kann ich für nichts.« Rosannas Augen glitzerten angriffslustig.
»Ich kenne Ihr Leben in- und auswendig. Sie werden Ihre verdammten Rachegelüste im Zaum halten. Ist das klar?« Er griff in die Hosentasche, zog ein kleines Etui hervor und reichte es nach hinten. »Ein Mikrofon in Miniaturausgabe. Stecken Sie es ein! Falls wir getrennt werden oder etwas Unvorhergesehenes geschehen sollte, stehen wir mit Ihnen in Verbindung.« Erneut traf sie d’Aventuras warnender Blick. »Sie wissen, was Sie zu tun haben?«
Sie nickte, und d’Aventura öffnete die Tür. »Ach …, eines noch, Signorina Lorano. Sie wissen genau, was dieser Einsatz für Sie bedeutet?«
Sie sah den Comandante irritiert an.
»Mit Grassos Verhaftung ist ihre Karriere beendet. In Italien werden Sie sich kaum noch frei bewegen können. Als Agentin sind Sie verbrannt. Die israelische Armee würde Sie nicht einmal mehr in der Poststelle einsetzen. Weshalb tun Sie sich das an?«
»Ist das nicht meine Sache?«, fauchte Rosanna zurück.
Sekundenlang sah er ihr in die Augen. »Viel Glück!«, sagte er mit plötzlich weicher Stimme. Er stieg aus, warf die Wagentür zu und verschwand in der Gepäckhalle. Der Fahrer des Kleinbusses beschleunigte das Fahrzeug und nahm Ziel auf den Seiteneingang für VIP s.
Während Rosanna mit einem stahlblauen Leihwagen der Marke VW Passat das Gelände des Flughafens Boccadifalco verließ und zügig in die Via Pandolfini einbog, rasten bereits mehrere Zivilfahrzeuge der Antimafiabehörde in Richtung Innenstadt. In einem von ihnen saß d’Aventura schweigend im Fond und verfolgte mit angehaltenem Atem die halsbrecherische Fahrweise des Chauffeurs.
»Nähern Sie sich dem Objekt über die Via delle Magnolie«, befahl der Comandante und wandte sich an den neben ihm sitzenden Venaro: »Sobald die Lorano in Grassos Anwesen ist, gibst du das Kommando, im Umkreis von fünfhundert Metern sämtliche Straßen abzuriegeln.«
»Die Spezialeinheiten sind in Alarmbereitschaft«, knurrte Commissario Venaro. »Es wird keine Probleme geben.«
Die Reifen kreischten, als der Fahrer in die Autostrada 90 einbog. Auf dem äußersten rechten Fahrstreifen zur Zahlstelle hob sich die Schranke, und ein schmaler Durchlass für Sonderfahrzeuge wurde frei. Die Polizeifahrzeuge würden nur noch wenige Minuten bis zu Grassos Luxusdomizil benötigen.
»Sandro, setz uns Ecke Via Principe di Paternò und Via Veneto ab!«, sagte d’Aventura zum Fahrer. »Wir gehen die letzten hundert Meter zu Fuß.«
Der Chauffeur nickte und verließ die Stadtautobahn.
Venaro hörte angestrengt ins Ohrmikrofon. »Alles ruhig. Keine Besonderheiten«, meldete er. »Bis jetzt läuft die Operation wie geplant«, und an den Beamten am Steuer gewandt meinte er: »Du kannst mit dem Tempo heruntergehen.«
Der Wagen rollte mit gemächlicher Geschwindigkeit durch die verkehrsberuhigte Via delle Magnolie, die links und rechts von dichten, schattenspendenden Alleebäumen gesäumt war. Hinter ihnen versteckten sich ein wenig von der Straße zurückgesetzt eindrucksvolle Fassaden und herrschaftliche Villen.
Der Wagen hielt abrupt. »Wir sind da«, murmelte der Fahrer.
D’Aventura tastete nach seiner Pistole unter der Jacke, zog sie hervor, überprüfte das Magazin und steckte sie zurück ins Schulterhalfter. »Auf in den Kampf!«, raunte er Venaro zu. Sie stiegen aus und schlenderten wie zwei Spaziergänger auf dem Gehweg in Richtung Via Veneto. Menschen waren weit und breit nicht zu sehen. Betäubender Blütenduft lag über den Gärten und breitete sich in der Straße aus. Während sie sich der Kreuzung näherten, fuhren nur vereinzelte Autos an ihnen vorbei. Die Nerven der beiden waren zum Zerreißen gespannt.
»Wir nähern uns dem Zielobjekt«, gab Venaro leise das Kommando ins Mikrofon. »Agentin Lorano muss jeden Augenblick eintreffen. Halten Sie sich bereit!«
Im gleichen Augenblick kam Rosannas stahlblauer Passat an ihnen vorbei und bog in die Einfahrt zur Tiefgarage von Grassos Anwesen ein.
Rosanna stoppte vor dem geschlossenen Rolltor und wählte eine Nummer auf ihrem Handy.
»Bist du schon
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