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Malerische Morde

Malerische Morde

Titel: Malerische Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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einzurichten. Eigentlich ist es ja ganz hübsch dort, auch wenn es nur für den Übergang ist. Dass ich jetzt im Treppenhaus die Leiter benutzen muss, ist zwar etwas lästig, aber … Was soll’s.«
    Seine Tante blickte ihn skeptisch von unten herauf an.
    »Ich möchte mir noch ein bisschen was von meinen alten Bildern und so aus der Garage holen. Weißt du, ich will es mir ein wenig gemütlicher machen.«
    Julius stemmte empört die Hände in die Seiten.
Haben sich die Arbeiter denn nicht alle erdenkliche Mühe gegeben? Zeitungsnackedeis haben sie aufgehängt und schöne Bilder auf den Putz gemalt
.
    »Na, schön«, sagte Tante Hettie erstaunlich leichtfertig. »Ich bin ohnehin froh, wenn der Kram aus der Garage verschwindet.«
    Herbie überlegte sich, dass er sich diesen Ausspruch unbedingt für den Notfall merken musste.
    Du meinst, du nimmst sie beim Wort?
    Tante Hettie legte die Rosenschere in den Korb zu ihren Füßen und sagte barsch: »Komm mit.«
    Als sie die Einfahrt erreichten, fragte Tante Hettie voller Abscheu und mit ausgestrecktem Zeigefinger: »Was ist denn das da?«
    »Das ist das Auto von Kö… von einem Freund. Ich gucke mich derzeit nach etwas Eigenem um.«
    Sie lachte verächtlich, als sie die Haustür öffnete, um von innen den Garagentormechanismus zu betätigen.
    »Wovon willst du das denn, bitte, bezahlen? Hast du endlich Arbeit?«
    Herbie schwieg.
    »Na, also«, sagte sie. Das Tor schwang mit einem leisen, blechernen Vibrieren nach oben.
    Dann stapfte sie wieder voran. Herbie fragte sich, wann er jemals zuvor seine Tante in Gummistiefeln gesehen hatte.
    Sie wird immer jünger. Das macht bestimmt das Feng Shui, das durch ihr Wohnzimmer säuselt. Schau, sie geht sogar ohne ihre Krücke
.
    Julius hatte Recht. In Herbie keimte der Verdacht auf, dass die orientalische Krücke mit dem Silberknauf möglicherweise nichts als Zierrat war. Und das bedeutete gleichzeitig, dass sie längst nicht so gebrechlich war, wie sie immer tat. Das fette Erbe rückte in solchen Momenten in unerreichbare Ferne.
    »Wenn du eine feste Wohnung hast, kommt das alles weg, damit wir uns da nicht missverstehen.«
    »Klar, Tantchen. Ich bin ja froh, wenn ich wieder alle meine Sachen um mich habe.« Er blickte auf die Kartons mit seinen Habseligkeiten nieder und kratzte sich am Kopf. Liebevoll strich er mit dem Finger über den Rand seines geliebten Tischfußballbretts.
    »Wie schön, du hast ja wirklich alles mitgenommen.« Er fischte eine verdorrte Bananenschale aus einer der Kisten und ließ sie zwischen Daumen und Zeigefinger baumeln.
    »Sei nicht albern. Das hat der Hausmeister gemacht. Der Herr Strecker. Der ist sehr sorgfältig.«
    Aus den Augenwinkeln heraus versuchte Herbie, die Dekorationsstücke zu erspähen, die aus Tante Hetties Living Room hierher geräumt worden waren, bis dereinst der ganze Raum in Apricot und Malve erstrahlen würde. Und da stand tatsächlich alles in einer Ecke hinter dem Daimler der Tante. Schützend umhüllt von Plastikfolie und behängt mit alten Wolldecken.
    Sie trat näher an ihn heran und schnüffelte vernehmlich. »Riechst du etwa so? Das ist doch ein Frauendeodorant, oder?«
    »Als ich vorhin nach Hause kam, war das Wasser abgestellt. Die Waschsituation war folglich nicht so …« Er winkte ab.
    Erzähl ihr doch die Geschichte von Ninas Deo, das du versehentlich aus München mitgenommen hast
.
    Aber Herbie war jetzt nicht nach Smalltalk. Er wünschte sich nur, endlich allein in der Garage zu sein.
    »So, dann will ich mal schauen …« Er klatschte in die Hände, krempelte die Ärmel hoch und hoffte, seine Tante würde sich nun wieder zurück zu ihren Rosenbeeten trollen. Aber sie blieb ungerührt vor der Garage stehen und schwieg ihn an.
    Sie will dich ein einziges Mal in ihrem Leben arbeiten sehen. Würde mich übrigens auch mal interessieren, wie das aussieht
.
    »Sieht nach Regen aus«, sagte Herbie.
    Seine Tante blickte zum Himmel und schwieg.
    Herbie reckte den Kopf hoch. »Hast du das gehört?«
    »Was?«
    »Das Telefon. Ich glaube, da hat gerade eben das Telefon geklingelt.«
    »Quatsch.«
    »Aber ja doch, sicher.«
    Verunsichert machte sie ein paar Schritte über den Kies auf das Haus zu, um zu lauschen. Aber es blieb still. Nur in der Nachbarschaft übte irgendwo jemand bei geöffnetem Fenster Geige. Sie tippte sich vielsagend an die Stirn.
    Sie kommt zurück
.
    Aber die Tante warf nur noch einmal einen missbilligenden Blick zu ihm hinüber und verschwand dann wieder

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