Malerische Morde
hoch und warf einen skeptischen Blick gen Himmel. »Es sieht nicht so aus, als würde es sich in absehbarer Zeit bessern. Also los!«
*
Der Tscheche betrachtete amüsiert den alten Mann, der seine Augen gar nicht von dem Gemälde abzuwenden vermochte.
»Es ist wundervoll. Ganz wundervoll«, brabbelte er fortwährend und ließ seine Hand über das Bild gleiten, ohne es zu berühren.
Vaclavs Kumpel grinste breit und sagte in schauerlichem Sächsisch: »Wenn se woll’n, könn’ wer Ihnen noch mehr besorg’n. Wir wissen jo jetzt, wo’s welsche gibt, ni woar?«
»Ich fürchte, das wird nicht mehr möglich sein«, sagte Dr. Pfeiffer und leckte sich aufgeregt die Lippen. »So etwas gelingt nur ein einziges Mal. Alle sind jetzt in Aufruhr. Sie werden die anderen nun hüten wie ihre Augäpfel. Aber dieses hier, dieses haben sie einfach nicht verdient.« Er deutete mit seinem knochigen Finger auf die Schramme im rechten oberen Teil des Gemäldes. »Sie haben es schändlich vernachlässigt. Ihnen, meine Herren, darf ich bescheinigen, dass Sie beim Transport wirklich sehr sorgfältig vorgegangen sind. Wenn man bedenkt, unter welchen Umständen das alles vonstatten gegangen ist. Nein, nein, ich bin sehr zufrieden.« Er nickte, ohne sie dabei anzuschauen. Seine Augen waren zu sehr vertieft in den Anblick der Stadtmauer von Hillesheim. »Sehr zufrieden … sehr zufrieden«, brabbelte er und nickte immer wieder.
»Wir werden gehen. Ist jetzt alles erledigt. Alle glücklich und zufrieden«, sagte Vaclav.
Jetzt blickte Pfeiffer auf und lächelte sie an. »Ja, meine Herren, schade, dass Sie nicht bleiben können. Schade auch, dass Herr Wallraff heute verhindert ist. Er hat hervorragende Arbeit geleistet. Ich werde ihn weiterempfehlen. Sie natürlich auch.«
»Wallraff heute fort«, sagte Vaclav und warf seinem Freund einen vielsagenden Blick zu. »Schade. Wir ihm geben sein Geld.«
»Was glauben Sie, wie sehr es mich geärgert hat, dass ich gestern noch diese Untersuchung über mich ergehen lassen musste. Ausgerechnet gestern. Ich habe in der Nacht kein Auge zugetan vor Aufregung. Solche Glücksfälle gibt es nur sehr selten im Leben.«
Er sah wieder zu der riesigen Leinwand hinüber, die sie auf einem großen Eichentisch ausgerollt hatten.
»Der Platz für das Bild ist bereit. Nun muss nur noch der Handwerker ran, der es rahmen wird. Ich lasse ihn aus Belgien kommen. Er ist sehr verschwiegen.«
In diesem Moment ertönte die Türklingel.
Sie sahen einander an. »Ich hoffe doch nicht, dass Sie mit Ihrem Auto unnötiges Aufsehen erregt haben, meine Herren«, sagte Pfeiffer, und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Ist Ihnen womöglich jemand gefolgt? Ich erwarte keinen Besuch.«
Die beiden verneinten. »Wir vorsichtig«, sagte Vaclav.
»Ja, aber wer mag denn bei diesem Wetter hier rauskommen?«, fragte Pfeiffer ernst und ging zum Fenster. Als er eine der Lamellen beiseite schob, erkannte er durch die Fensterscheibe, an der der Regen herunterrann, einen jungen Mann, den er noch nie zuvor gesehen hatte, vor der Eingangstür.
Es schellte ein weiteres Mal.
»Der wird später noch einmal wiederkommen müssen«, knurrte Pfeiffer. »Wir werden uns doch jetzt nicht stören lassen. Außerdem hasse ich kaum etwas so sehr wie unangemeldeten Besuch.«
Als er sich wieder umwandte, warf Vaclav einen einzigen, flüchtigen Blick zum Fenster hinaus. Eigentlich nur, um zu sehen, ob der Regen ein wenig nachgelassen habe. Aber dieser Blick genügte, um ihn in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen.
Er schnippte mit den Fingern. »Komm her!«
Sein Kumpel trat an seine Seite und spähte nun ebenfalls zwischen den Lamellen hindurch auf den kleinen, gepflasterten Vorplatz.
»Nanu. Was meinste, das is doch wohl der Typ von gestern Nacht, oder?«
Vaclav nickte. »Ist er.«
»Kennen Sie den Herrn? Hören Sie, es wäre mir sehr unangenehm, wenn hier …«
»Wir werden rausfinden, was er will.«
»Ich möchte hier kein Aufsehen erregen. Wenn ich Sie jetzt bitten dürfte zu gehen.«
»Sie machen Tür auf.« Vaclavs Interesse an einer Diskussion war in diesem Moment gering.
»Aber, meine Herren«, stammelte der alte Mann. »Ich weiß nicht, ob ich das richtig verstehe, aber …«
»Der Typ spioniert uns nach«, erklärte der andere. »Versteh’n se doch. Den müssen wir uns mal zur Brust nehmen. Der soll uns mal erzähl’n, wasser will.«
»Und dazu er muss rein«, sagte Vaclav barsch.
»Meinen Sie?« Pfeiffer knetete
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