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Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt

Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt

Titel: Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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eine Reihe von Flüchen aus.
    Jetzt erst sah Jordi, was seinem Vater nicht entgangen war. Der Name stand deutlich lesbar auf dem Rumpf geschrieben.
    Er kniff die Augen zusammen. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, dass dieses Schiff nach Barcelona kam. Warum es ihm Angst machte, konnte er sich auch nicht erklären. Es ist nur ein fliegendes Schiff, sagte er sich. Er hatte gehört, dass es noch einige von ihnen geben sollte.
    »Was starrst du so in der Gegend herum?«, schnauzte Malachai Marí plötzlich. »Hast du nichts zu tun?«
    »Ich«, stammelte Jordi, »ich habe das Schiff… es ist mir eben erst aufgefallen.«
    Sein Vater gab ihm geistesabwesend eine Kopfnuss. »Du musst aufmerksamer sein.«
    Jordi spürte den Schmerz, aber er sagte nichts. Klüger, den Mund zu halten.
    »Meduza«, raunte Malachai Marí erneut.
    Während Jordi nach dem Fensterputzlappen griff, beobachtete er aus den Augenwinkeln, wie die Galeone draußen vor dem Hafen vor Anker ging. Tief unter ihr schaukelten die kleineren Schiffe auf den Wellen wie Spielzeuge. Die weißen Segel der Fischerboote waren winzige Dreiecke auf dem Azurblau des Meeres, und als sich der Schatten der Meduza über sie legte, da sah es für einen ganz kurzen Moment so aus, als verschwände alle Farbe aus den Segeln.
    »Was sie wohl nach Barcelona führt?«, fragte Jordi leise.
    Eigentlich hatte er keine Antwort erwartet, aber sein Vater neigte den Kopf. »Sie kommt aus Gibraltar«, erwiderte er nachdenklich.
    Jordi sah verwundert auf. Wenn sein Vater getrunken hatte, dann sprach er normalerweise kaum mit seinem Sohn. Er schimpfte und tobte, ja. Aber er sprach nicht mit ihm.
    »Früher sind die fliegenden Galeonen sogar über Land geflogen«, murmelte der Lichtleuchter und betrachtete das schwarze Schiff. »Sie haben Hexen damit gejagt. Dafür hat man sie gebaut.«
    »Woher weißt du das?«
    Zuerst dachte Jordi, dass sein Vater ihn gar nicht gehört habe. Doch dann antwortete Malachai Marí: »Alle wissen das. Die fliegenden Galeonen der Familie Karfax aus Gibraltar. Legendär waren sie.« Er hustete laut. »Aber heute gibt es keine Hexen mehr und deswegen sieht man auch die fliegenden Galeonen immer seltener.«
    Was, in aller Welt, redete sein Vater da nur?
    Selbst wenn die fliegende Galeone einmal Hexen gejagt haben sollte… Jordi glaubte nicht, dass dies der Grund war, weshalb sie nach Barcelona gekommen war. Dies hier war die wirkliche Welt. Und Hexen gab es nur in den alten Geschichten. Nein, die Meduza musste wegen etwas anderem in die singende Stadt gekommen sein.
    »Es soll uns nicht kümmern«, grummelte Malachai Marí, »was die Galeone hier zu suchen hat.« Er wendete seinen Blick von dem fliegenden Schiff ab und bemerkte den Eimer und den Putzlumpen, den Jordi noch immer in der Hand hielt und von dem Wasser auf den Boden tropfte.
    »Jordi!«, knurrte er warnend.
    Jordi wappnete sich innerlich. So klang Malachai, wenn die bösen Geister aus ihrem Schlaf erwachten, die sonst nur in den Flaschen lebten.
    »Ich mache mich sofort an die Arbeit«, sagte er, so ruhig er konnte.
    Eine Ohrfeige raubte ihm für einen Moment das Bewusstsein, und als er rückwärtstorkelte, da trat er gegen den Wassereimer, dessen Inhalt sich auf den Boden ergoss.
    »Trottel!«, schimpfte sein Vater. »Wisch das sofort auf!« Seine Stimme wurde lauter, überschlug sich. Wie immer, erwachten die Geister mit Getöse und ganz plötzlich.
    Jordi kniete sich auf den Boden und begann, mit dem Putzlumpen in der Pfütze herumzuwischen.
    »Du putzt den Boden mit dem Glastuch?« Jordi spürte einen Tritt in den Rücken und fiel vornüber gegen die Fensterscheibe, die glücklicherweise nicht zerbrach. »Hast du eine Ahnung, wie teuer diese Tücher sind?« Malachai wartete die Antwort gar nicht erst ab. Dieses Mal spürte Jordi den Schmerz im rechten Oberschenkel explodieren. »Dummkopf!«, war das letzte Wort, das er hörte. Dann fiel eine Tür scheppernd zu und es wurde still. Schritte polterten die Treppe hinunter, wurden leiser und verstummten schließlich ganz.
    Nur langsam setzte Jordi sich auf.
    »Mist!«, fluchte er leise und schlug mit den Fäusten auf den Boden. Dass sie danach schmerzten, kümmerte ihn gar nicht mehr. Er griff nach dem Putzlumpen und warf ihn in die Ecke.
    Dann lehnte er sich gegen die Glaswand und schloss die Augen. Er spürte die Tränen in den Augenwinkeln, wie er die Schmerzen im Bein und im Rücken spürte. Sein Ohr brummte, als säßen Bienen darin.
    »Nein!«

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