Malibu wartet auf dich
er ihr den Weg freigegeben hatte. Buchstäblich in letzter Sekunde erreichte sie die Reling, als auch schon ihr Magen revoltierte.
Sie liebte den Mann, der ihre Schwester verführt und geschwängert hatte, der ihre Eltern verletzt, seine Ehe zerstört und ihnen Brian jahrelang entfremdet hatte, der die Koseworte
"Liebes" und "Liebling" skrupellos benutzte, um auch sie, Sarah, gefügig zu machen!
Es gab keine vernünftige Erklärung dafür, dass sie Garrett liebte - es war einfach so, war immer so gewesen - und sie hasste sich dafür, auch wenn sie ihn nicht länger hassen konnte.
Bestimmt bildete er sich ein, dass sich seine Behauptung bewahrheitet hätte, sie sei nur eine frustrierte geschiedene Ehefrau, die sich ihm bereitwillig an den Hals werfe. Wie musste er sich darüber amüsieren!
Ihr Magen zog sich krampfartig zusammen, obwohl er sich inzwischen seines Inhalts entledigt hatte. Sarah war allerdings froh über den Schmerz, lenkte er sie doch von dem Ekelgefühl ab, das sie vor sich selbst empfand.
"Was ist denn mit dir los?" rief Brian besorgt.
Sarah wischte sich mit einem Tuch über das Gesicht und rang sich ein Lächeln ab, bevor sie sich zu ihm umdrehte. "Das ist typisch für mich", meinte sie betont munter. "Sobald wir Anker werfen, werde ich seekrank."
Sie mied den verwunderten Blick ihres Vaters, denn sie beide wussten schließlich, dass sie noch nie in ihrem Leben seekrank geworden war. Wie hätte sie auch erklären sollen, dass sie sich mit Selbstvorwürfen quälte und dass der Mann, der mit grimmiger Miene an der Kabinentür stand, der Grund dafür war?
"Vielleicht sollten wir zurückfahren", schlug ihr Vater unbehaglich vor.
"Ich will euch den Spaß nicht..."
"Wir sollten vielleicht wirklich umkehren, Geoffrey", warf Garrett ein. "Ich muss heute noch nach London zurück."
Seine Worte erinnerten alle daran, dass er Brian mitnehmen würde. Auf dem Heimweg schwieg jeder vor sich hin. Sarah achtete sorgsam darauf, Garrett nicht zu berühren.
Nach dem heutigen Tag würde sie Garrett wahrscheinlich nie wieder sehen müssen, doch die Vorstellung, dass diese Tatsache auch Brian mit einschloss, deprimierte sie zutiefst. Garrett war ein herzloses, egoistisches Scheusal, und sie hasste die Gefühle, die er in ihr weckte. Sie wünschte, sie könnte auch ihn hassen!
Er machte keine Anstalten, den Wagen zu verlassen, als sie das Cottage erreicht hatten. "Ich komme nicht mit rein", erklärte er kurz angebunden. "Es ist ein langer Weg nach London. Bleib sitzen, Brian", befahl er, als sein Sohn aussteigen wollte.
Brian hob trotzig den Kopf. Der zerbrechliche
Waffenstillstand, der den ganzen Tag über zwischen Vater und Sohn geherrscht hatte, war beendet - jedenfalls soweit es Brian betraf. "Ich muss noch meine Sachen holen ..."
"Nicht nötig", unterbrach ihn Garrett. "Du kannst die nächsten paar Tage bei deinem Großvater und Sarah bleiben."
"Ich darf?" Ungläubig schaute Brian ihn an.
Auch Sarah und ihr Vater trauten ihren Ohren kaum.
Garrett nickte. "Ich hole dich am Wochenende ab. Ich muss vorher aber noch einmal mit dir sprechen", fügte er nachdrücklich hinzu.
"Danke, Garrett." Sarahs Vater klopfte ihm auf die Schulter.
"Das bedeutet mir sehr viel."
"Sarah hat mich davon überzeugt." Graue Augen blickten sie kühl an. "Ich werde Brian nicht lange aufhalten", versicherte er dem älteren Mann.
Sarah zuckte zusammen, als hätte Garrett sie geschlagen.
Dachte er tatsächlich, sie hätte ihm derartige Intimitäten gestattet, weil sie gehofft hatte, ihn dadurch bewegen zu können, Brian bei ihnen zu lassen? War ihm denn nicht klar, dass sie ihn daran gehindert hätte, wenn sie dazu imstande gewesen wäre?
"Ich hätte nie gedacht, dass er zustimmen würde", meinte ihr Vater schmunzelnd, als er den Teekessel auf den Herd stellte.
"Ich weiß zwar nicht, was du zu ihm gesagt hast, Sarah, aber ich danke dir dafür."
Er wäre vermutlich nicht ganz so dankbar gewesen, wenn er geahnt hätte, welchen Preis sie nach Garretts Meinung fast dafür gezahlt hätte! "Ich habe überhaupt nichts zu ihm gesagt, Dad.
Du kennst doch Garrett." Sie presste die Lippen zusammen.
"Niemand kann ihn zu irgendetwas überreden."
"Stimmt." Er runzelte die Stirn. "Was ist vorhin mit dir los gewesen?" erkundigte er sich besorgt. "Du wirst doch sonst nicht seekrank."
"Vielleicht war etwas mit dem Essen nicht in Ordnung. Jetzt geht es mir jedenfalls wieder gut", log sie. Ihr Magen rebellierte noch immer bei der
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