Malibu wartet auf dich
sich an sie als schöne Frau, die ihm Geschenke mitgebracht hatte, für Garrett war sie berechnend gewesen, und ihr Vater hatte sie als selbstsüchtig und starrsinnig bezeichnet - welchen Eindruck hatte Amanda auf Shelley Kingham gemacht? Die Beschreibungen klangen nicht so, als würden sie ein und derselben Person gelten.
"Ich erinnere mich nicht mehr besonders gut an Amanda."
Sarah seufzte bedauernd. "Aber ich habe das Gefühl, dass jeder etwas anderes in ihr gesehen hat. Wie haben Sie sie eingeschätzt?"
"Nun, wir waren nicht gerade Freundinnen, falls Sie das meinen."
Das erklärte Shelleys leichte Reserviertheit am Vortag, die erst geschwunden war, als sie erkannt hatte, dass Sarah nicht wie ihre Schwester war.
"Anscheinend hat niemand aus Garretts Familie meine Schwester gemocht", sagte sie traurig.
"Lassen Sie sich dadurch nicht stören", riet Shelley trocken.
"Amanda war das herzlich gleichgültig."
"Warum verübeln ihr eigentlich alle, dass sie Garrett geheiratet hat?"
"Niemand ,verübelt' ihr das." Shelley seufzte. "Sie hat sich nur nach der Hochzeit keine Mühe gegeben, Freundschaften zu schließen."
Angesichts der unverhohlenen Abneigung hätte auch Sarah Probleme gehabt, sich mit der neuen Familie anzufreunden!
Sie hielt es jedoch für klüger, das Thema zu wechseln und Shelley zu ermutigen, über ihren Beitrag zu der Karriere ihres Mannes zu sprechen. Offenbar war sie das Organisationstalent im Team.
Zur Mittagszeit saß sie noch immer mit Shelley zusammen.
Garrett war noch nicht zurück, und auch die anderen vier Männer hatten das Haus verlassen, bevor sie aufgestanden war.
William Kingham brachte ihrem Vater nicht die gleiche Abneigung entgegen wie ihr, und inzwischen wusste Sarah, dass er sie nur ablehnte, weil sie ihn zu stark an Amanda erinnerte.
Garrett blieb dem Lunch fern, aber die anderen kehrten kurz vor dem Essen zurück. Ihr Vater wirkte entspannt und nicht mehr so erschöpft wie am Vortag, Jonathan war so charmant wie immer, und selbst William Kingham hatte sich bemerkenswert in der Gewalt. Am meisten Sorgen bereitete ihr momentan Brian. Immer wieder schaute sie verstohlen zu ihm hinüber. Sie war sich seiner Reaktion nicht sicher, obwohl Garrett ihr gesagt hatte, er habe mit dem Jungen gesprochen und dieser habe Verständnis gezeigt. Brian schien heute nicht mehr so verkrampft wie am Vorabend zu sein, aber trotzdem meinte sie, eine gewisse Zurückhaltung bei ihm zu spüren.
"Darf ich dich begleiten?" fragte sie, als er nach dem Lunch verkündete, er wolle surfen gehen.
Verwundert sah er sie an. "Wenn du willst", erwiderte er schulterzuckend.
"Ja, gern." Sarah eilte auf ihr Zimmer, um ihre Sachen zu holen.
Enttäuscht musste sie wenig später feststellen, dass sie mit dem Jungen nicht allein sein würde. Jonathan hatte beschlossen, mit ihnen zu kommen, da Shelley und Sarahs Vater
Mittagsschlaf halten wollten und William Kingham erklärt hatte, er müsse arbeiten. Als Brian jedoch unmittelbar nach der Ankunft am Strand mit seinem Surfboard zu den anderen Jugendlichen lief, die sich bereits in den Wellen tummelten, war Sarah froh über Jonathans Gesellschaft. Sie winkte kurz Dennis zu, der es sich in einiger Entfernung gemütlich gemacht hatte.
Jonathan blickte ebenfalls zu dem Mann hinüber. "Ich hatte ihn ganz vergessen", meinte er.
Sarah wandte sich wieder zu ihm um. "So soll es wohl auch sein." Es fiel ihr noch immer schwer, sich an die Anwesenheit des Leibwächters zu gewöhnen. "Kein Wunder, dass Brian die Brandung in England so langweilig fand!" Sie deutete auf den Jungen, der sich auf seinem Brett geschickt auf den Kamm einer gewaltigen Welle manövrierte.
Lachend lehnte Jonathan sich zurück in den Sand.
"Manchmal glaube ich, dass Brian mit einem Surfbrett unter dem Arm zur Welt gekommen ist."
"Surfen Sie auch?"
Er schüttelte den Kopf. "In Washington werden solche Künste nicht benötigt", erwiderte er schmunzelnd.
"Ich meine früher, als Sie noch ein Junge waren."
Jonathan wurde wieder ernst. "War ich jemals jung?" Er verschränkte die Hände unter dem Kopf. Die dunkle Sonnenbrille verbarg seine Augen. "Garrett war immer der Ansicht, er hätte es von uns beiden am schwersten gehabt, weil er sich alles erkämpfen und seine eigene Identität finden musste.
Er hat keinen Gedanken daran verschwendet, wie hart es ist, wenn einem der Lebensweg und die persönliche Entwicklung bereits unumstößlich vorgegeben sind." Bitterkeit schwang in seinen Worten mit.
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