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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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morgen.«
    »Und sag du-weißt-schon-wem bitte nichts davon.« Luke nickte mit dem Kinn in Kadys Richtung. »Ich möchte, dass so wenige Leute wie möglich in die Sache mit reingezogen werden.«
    Seth runzelte die Stirn. »Bist du dir sicher, dass du es mir nicht doch lieber gleich erzählen willst?«
    Aber Luke starrte schon wieder aus dem Fenster und gab keine Antwort.

Geplatzte Verabredung

    1
    Als Seth um sieben Uhr abends immer noch nichts von Luke gehört hatte, wurde er unruhig und beschloss, ihn auf dem Handy anzurufen.
    »Hallo, Seth«, meldete sich eine Stimme am anderen Ende. Aber es war nicht die seines Freundes, sondern die seiner Mutter. »Falls du Luke sprechen willst, muss ich dich leider enttäuschen. Ich weiß selbst nicht, wo er steckt. Anscheinend ist er heute Morgen schon ganz früh weggegangen. Er hat sogar sein Handy hier vergessen.«
    »Hm. Dann wissen Sie wahrscheinlich auch nicht, wann er nach Hause kommt, oder?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte sie. »Aber langsam wird es Zeit, dass er wieder auftaucht.«
    »Okay. Können Sie ihm ausrichten, dass er mich anrufen soll, wenn er wieder da ist?«
    »Natürlich. Mach ich.«
    »Ganz egal, wie spät es ist. Er soll mich auf jeden Fall noch mal anrufen.«
    Am anderen Ende blieb es einen Moment lang still. Lukes Mutter war der leicht besorgte Unterton in seiner Stimme offenbar nicht entgangen.
    »Ich sage es ihm«, versprach sie, aber Seth hörte, dass sie misstrauisch geworden war.
    Er lehnte sich gegen das Kopfteil seines Bettes und sah zum Fenster hinaus. Die Sonne stand schon tief und die Nachbarhäuser warfen lange Schatten. Draußen war es totenstill. Das war eigentlich nichts Besonderes, weil Hathern wirklich ein kleines Dorf war, aber heute machte ihn diese Ruhe nervös. Seit der kurzen Unterhaltung mit Luke im Auto hatte er ein ungutes Gefühl.
    Er schnaubte. So was Bescheuertes. Jetzt ließ er sich auch schon von dieser blöden Geschichte Angst einjagen! Dabei legte Luke es wahrscheinlich genau darauf an und würde sich über ihn schlapp lachen, wenn er mitbekam, dass Seth sich wirklich Sorgen gemacht hatte. Wahrscheinlich hat er einfach vergessen, dass ich heute noch bei ihm vorbeikommen sollte.
    Aber hätte er sein Handy zu Hause liegen lassen? Niemals.
    Seth fand keine Ruhe. Er rutschte vom Bett und fing an, im Zimmer auf und ab zu tigern. In allen Ecken fanden sich die Überreste vergangener Hobbys: sein Sportbogen, ein Basketball, sein alter BMX-Helm, ein Paintball-Gewehr, der weiße Kung-Fu-Anzug aus seiner kurzen Kampfsportphase. Egal, was er angefangen hatte, nichts hatte ihn wirklich fesseln können. Seine Eltern erlaubten ihm nicht, gefährlichere Sportarten auszuprobieren, weil sie fanden, er sei dafür noch zu jung. Aber Seth hatte den Verdacht, dass ihn selbst Paragliding oder Skydiving auf Dauer nicht befriedigen würde. Er hatte keine Lust, sich mit Gurten zu sichern und Geld zu zahlen, bevor er ein Abenteuer erleben durfte. Er fand es lächerlich, einen Termin reservieren zu müssen, um Gelegenheit zu bekommen, ein Risiko einzugehen.
    Nein, das war nichts für ihn.
    Er träumte davon, in Gebiete vorzustoßen, die nie ein Mensch betreten hatte. Seine Helden waren David Livingstone, der erste Europäer, der den afrikanischen Kontinent durchquert hatte; oder Neil Armstrong, der erste Mensch auf dem Mond. Kady hatte ihm von Lewis und Clark erzählt, die 1804 als Erste eine Expedition durch Nordamerika von der Ost- bis zur Pazifikküste geführt hatten. Das waren Leistungen, die ihn wirklich faszinierten. Er schwärmte auch für die beiden großen Seefahrer und Entdecker Kolumbus und Magellan, für Menschen, die sich ganz ohne Netz und doppelten Boden mutig ins Unbekannte vorgewagt und sich größten Gefahren ausgesetzt hatten. Wahre Helden eben.
    Heutzutage wurden die Abenteurer von Firmen gesponsert, die Energy-Drinks verkauften und so taten, als wäre es unglaublich gefährlich, die Erde in einem Heißluftballon zu umrunden. Davon ließ sich Seth nicht beeindrucken. Diese Leute benutzten die neuste Technik und hatten satellitengestützte Navigationsgeräte, wurden von Sicherheitsteams überwacht, die über jeden Meter ihrer Reise informiert waren, und falls unterwegs doch etwas schiefgehen sollte, waren ruck, zuck Rettungsmannschaften zur Stelle. Für Seth waren sie Scharlatane.
    Wer waren die modernen Helden? Es gab keine mehr. Heutzutage gab es nur noch Stars : Sportstars, Filmstars, Popstars, Superstars. Menschen, die

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