Malloreon 1 - Herrn des Westens
Rivaner Stellung rund um die befestigte Stadt. Zwar reichte ihre Zahl nicht aus für einen erfolgreichen Sturm auf diese hohen, grimmigen Mauern doch sie genügte, die Stadt wirkungsvoll einzuschließen. Für die Errichtung von Mandorallens Belagerungsmaschinen benötigten sie nur ein paar Tage, und sobald sie in Position waren, hörte man fast ohne Unterlaß das Krachen schwerer Steine und Felsbrocken gegen die Mauer von Rheon.
Garion beobachtete von einem guten Aussichtspunkt auf einer Hügelkuppe in der Nähe, wie Stein um Stein in hohem Bogen durch die Luft sauste und gegen diese scheinbar uneinnehmbare Mauer schmetterte.
»Ein betrüblicher Anblick«, bemerkte Königin Porenn, als sie sich ihm anschloß. Ein schneidender Wind zerrte an ihrem schwarzen Umhang und zauste ihr flachsblondes Haar, während sie düster zusah, wie Mandorallens Katapulte unentwegt Steine gegen die Mauer schleuderten. »Rheon steht schon fast dreitausend Jahre wie ein Fels, der die Grenze schützt. Es ist ein seltsames Gefühl, eine meiner eigenen Städte anzugreifen – vor allem wenn man bedenkt, daß unsere Streitkräfte zur Hälfte aus Nadrakern bestehen, ausgerechnet aus jenem Volk, das fernzuhalten Rheon erbaut wurde.«
»Kriege sind immer ein wenig absurd, Porenn«, pflichtete ihr Garion bei.
»Mehr als nur ein bißchen. Oh, Polgara hat mich gebeten, Euch auszurichten, daß Beldin zurück ist. Er hat Euch etwas zu berichten.«
»Gut. Wollen wir hinuntersteigen?« Garion bot der Königin von Drasnien den Arm an.
Beldin hatte es sich im Gras nahe der Zelte bequem gemacht. Er nagte den Rest Fleisch von einem Suppenknochen ab und wechselte gleichmütig Beleidigungen mit Vella. »Du hast da ein kleines Problem, Belgarion«, sagte er. »Diese drasnischen Lanzer haben ihr Lager abgebrochen und sind auf dem Marsch hierher.«
Garion runzelte die Stirn. »Wie weit ist Hettar noch entfernt?«
»Weit genug, daß es in ein Wettrennen ausarten könnte«, antwortete der kleine Bucklige. »Ich nehme an, der Ausgang hängt davon ab, welche Armee zuerst hier ist.«
»Die Drasnier würden uns doch nicht wirklich angreifen, oder?« fragte Ce'Nedra.
»Schwer zu sagen«, erwiderte Porenn. »Wenn Haldar sie überzeugt hat, daß Garion mich gefangenhält, wahrscheinlich schon. Javelin ist zurückgeritten, um herauszufinden, was genau vorgeht.«
Garion begann hin und her zu stapfen und kaute besorgt an einem Fingernagel.
»Du sollst nicht Nägel beißen. Liebes«, mahnte Polgara.
»Nein, Tante Pol«, antwortete er fast automatisch und ganz in Gedanken versunken. »Kommt Hettar, so schnell er kann?« fragte er Beldin.
»Er treibt seine Pferde an, soweit er es kann, ohne sie zuschanden zu reiten.«
»Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, die Lanzer wenigstens zeitweilig aufzuhalten.«
»Ich habe da einige Ideen«, sagte Beldin. Er blickte Polgara an. »Was hältst du von einem kleinen Flug, Pol? Es könnte sein, daß ich deine Hilfe brauche.«
»Ich möchte nicht, daß ihr diesen Männern etwas antut!« sagte Königin Porenn fest. »Es sind meine Leute – auch wenn man sie fehlgeleitet hat.«
»Wenn das klappt, was ich mir vorstelle, wird niemand verletzt werden«, beruhigte Beldin sie. Er stand auf und bürstete sich die Rückseite seines schmutzigen Kittels ab. »War mir ein Vergnügen, mit dir zu plaudern, Mädchen«, sagte er zu Vella.
Sie deckte ihn mit einer Reihe von Verwünschungen ein, die Ce'Nedra erbleichen ließen.
»Du wirst schon besser«, lobte er. »Ich glaube, allmählich lernst du es. Bereit, Pol?«
Vellas Miene war unlesbar, als sie dem Falken und der Schneeule nachblickte, die sich in den Himmel hoben.
23
An diesem Tag machte Garion einen Erkundungsritt, um die Belagerung von Rheon zu beobachten, und fand Barak, Mandorallen und Durnik in ein Gespräch vertieft. »Es hat mit der Art und Weise zu tun, auf die diese Mauer erbaut wurde, Mandorallen«, versuchte Durnik zu erklären. »Eine Stadtmauer wird errichtet, eben um dem zu widerstehen, was du mit dieser machen willst!«
Mandorallen zuckte die Schultern. »Dann wird es eben eine Kraftprobe, bei der sich herausstellt, was stärker ist: ihre Mauern oder meine Maschinen.«
»Das könnte Monate dauern!« gab Durnik zu bedenken. »Wenn du jedoch die Steine statt gegen die Außenmauer darüber hinweg gegen die Innenmauer der gegenüberliegenden Seite richten würdest, bestünde eine gute Chance, sie nach außen zu stürzen.«
Mandorallen runzelte die Stirn und
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