Malloreon 2 - König der Murgos
Agenten meines Vaters ihre sämtlichen Schuldscheine auf und fingen an, sie unter Druck zu setzen. Dem kranken Geist meines Vaters entsprang der brillante Plan, das Mädchen solle den verliebten Zakath ermutigen, ihn ehelichen und ihm bei der erstbesten Gelegenheit ein Messer in die königlichen Rippen stechen. Ein Melcener, den die hochintelligenten murgosischen Spione bezahlt hatten, ihnen bei diesem Komplott zu helfen, trug Zakath die Geschichte brühwarm zu, woraufhin das Mädchen und ihre gesamte Familie sofort getötet wurden.«
»Wie tragisch«, murmelte Sadi.
»Du hast das Wesentliche noch nicht gehört! Einige der murgosischen Spione wurden dazu überredet, mit der Geschichte in allen Einzelheiten herauszurücken – Malloreaner sind sehr geschickt, wenn es darum geht, andere zum Sprechen zu bringen – , und Zakath erfuhr zu seinem Entsetzen, daß das Mädchen vom Plan meines Vaters überhaupt nichts gewußt hatte. Einen ganzen Monat lang sperrte er sich in seinem Gemach in Mal Zeth ein. Als er hineinging, war er ein netter, aufgeschlossener junger Mann, dem man prophezeite, einer der größten Kaiser von Mallorea zu werden. Als er wieder herauskam, war er das kaltblütige Ungeheuer, das wir alle kennen und lieben. Er ließ alle Murgos in Mallorea verhaften – einschließlich einer beachtlichen Zahl Verwandter meines Vaters – , und vergnügte sich damit, einzelne Stücke von ihnen in schmuckvollen Behältern nach Rak Goska zu schicken, nicht ohne höchst beleidigende Begleitschreiben.«
»Aber haben die beiden sich denn nicht bei der Schlacht von Thull Mardu zusammengetan?«
Urgit lachte. »Das ist vielleicht die öffentliche Meinung, Sadi, tatsächlich jedoch hatte die Armee der Kaiserlichen Prinzessin Ce'Nedra lediglich das Pech, zwischen zwei einander bekriegende angarakanische Monarchen zu geraten. Sie scherten sich nicht das geringste um sie oder um diesen Misthaufen, den die Leute Mishrak ac Thull nennen. Sie versuchten nichts weiter, als einander zu töten. Dann beging mein irrsinniger Vater die Torheit, König Cho-Hag von Algarien zum Zweikampf herauszufordern, und Cho-Hag erteilte ihm eine sehr eindringliche Lektion im Fechten.« Er blickte nachdenklich ins Feuer. »Ich finde immer noch, daß ich Cho-Hag ein kleines Zeichen meiner Dankbarkeit schicken sollte.«
»Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz«, sagte Sadi stirnrunzelnd. »Die Feindschaft bestand doch zwischen Kal Zakath und deinem Vater – aber Taur Urgas ist tot!«
»O ja, sehr sogar«, bestätigte Urgit. »Ich schnitt ihm noch die Kehle durch, ehe ich ihn beerdigte – nur, um sicherzugehen. Ich glaube, Zakaths Problem rührt daher, daß er nicht dazu kam, meinen Vater persönlich zu töten. Und weil ihm das nicht gelang, will er eben mit mir vorliebnehmen, denke ich.« Er stand auf, und stiefelte düster hin und her. »Ich habe ihm ein Dutzend Friedensangebote gemacht, aber seine einzige Antwort ist, sie mir mit den Köpfen meiner Gesandten zurückzuschicken.« Urgit blieb stehen. »Weißt du, vielleicht war mein Weg zum Thron etwas überstürzt. Ich hatte ein Dutzend Brüder, alle von Taur Urgas' Blut. Wenn ich dafür gesorgt hätte, daß wenigstens ein paar am Leben blieben, hätte ich sie vielleicht zu Zakath schicken können. Möglicherweise hätte er den Appetit auf Urgablut verloren, nachdem er genügend davon getrunken hatte.«
Die Tür öffnete sich, und ein stämmiger Murgo mit einer schweren Goldkette um den Hals trat ein. »Ich brauche hier Eure Unterschrift«, sagte er unfreundlich zu Urgit und hielt ihm ein Pergament vor die Nase.
»Worum geht es, General Kradak?« erkundigte sich Urgit sanft.
Das Gesicht des Offiziers verdunkelte sich.
»Schon gut«, beruhigte ihn Urgit. »Erregt Euch nicht.« Er trug das Pergament zu einem Tisch, auf dem ein Federkiel neben einem silbernen Tintenfaß lag. Er tauchte die Feder ein, kritzelte seinen Namen unten auf das Pergament und gab es zurück.
»Danke, Eure Majestät«, sagte General Kradak mit ausdrucksloser Stimme. Dann drehte er sich auf dem Absatz und ging.
»Einer der Generäle meines Vaters«, sagte Urgit sauer zu Sadi. »Sie behandeln mich alle so.« Wieder stiefelte er auf und ab. »Was weißt du über König Belgarion, Sadi?« fragte er plötzlich.
Der Eunuch zuckte die Schultern. »Nun, ich bin ihm ein paarmal begegnet.«
»Sagtest du nicht, daß die meisten deiner Diener Alorner sind?«
»Alornische Söldner, ja. Sie sind verläßlich, und es ist sehr gut,
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